Fallschirmjäger testen neues Maschinengewehr MG4 A3
Fallschirmjäger testen neues Maschinengewehr MG4 A3
- Datum:
- Ort:
- Rheinland-Pfalz
- Lesedauer:
- 5 MIN
Um die Soldaten der Bundeswehr für ihren Einsatz bestmöglich auszurüsten, erhält die Truppe in absehbarer Zeit ein neues leichtes Maschinengewehr vom Typ MG4 A3. Die Fallschirmjäger aus Zweibrücken haben die Waffe während einer verkürzten Einsatzprüfung drei Wochen lang auf der Gefechtsschießbahn in Baumholder erprobt.
Aus dem Wald kommend nähern sich feindliche Schützen den Stellungen der Fallschirmjäger. Zwischen Bauruinen liegen die Soldaten in Stellung, bereit für den Angriff. Der Schütze des leichten Maschinengewehrs MG4 A3 hat die Waffe im Anschlag und beobachtet den näherkommenden Feind durch sein Visier, den Finger am Abzug, die Atmung ruhig und tief. Drei, zwei, eins: Die Schüsse brechen durch die Stille. Mit einer Salve bekämpft der Schütze den Feind. Nach dem Feuerkampf weichen die Fallschirmjäger unter Deckungsfeuer aus.
Ein-Mann-Waffe mit viel Feuerkraft
Dieses Szenario beschreibt eine mögliche Kampfhandlung einer Infanteriegruppe, die zu Fuß eingesetzt ist und im urbanen oder schwer zugänglichen Gelände auf den Feind trifft. Damit der dynamische Einsatz der Infanteristen erleichtert wird, hat die Bundeswehr für ihre Soldaten bereits vor einigen Jahren ein leichtes Maschinengewehr gefordert und erhalten: das MG4 und MG4 A2. Dies sollte mit viel Feuerkraft und einer größeren Reichweite das Sturmgewehr G36 ergänzen und dennoch leichter und mobiler eingesetzt werden können, als das MG5 der mittelschweren Klasse.
„Das leichte Maschinengewehr schließt die Lücke zwischen dem Gewehr G36 und dem Maschinengewehr MG5. Es ist eine Ein-Mann-Waffe, sprich nur durch einen Soldaten zu bedienen, was den Einsatz des MG4 erleichtert“, sagt Oberfeldwebel C. Meier, Gruppenführer im Fallschirmjägerregiment 26. Mit seinen Soldaten testet er seit drei Wochen die neue Variante des leichten Maschinengewehrs MG4 A3. „Im Einsatz nutzen wir das MG4 als Deckungs- oder Sturmelement für die Bekämpfung von Einzel- und Gruppenzielen. Der Schütze kann mit der Waffe in den verschiedenen Anschlägen, liegend, kniend und sogar stehend wirken. Es ist eine optimale Reaktionswaffe auf einen plötzlich auftretenden Feind“, erklärt Meier.
Aus der Praxis, für die Praxis
Im Vergleich zu dem Vorgängermodell MG4 A2 und der Weiterentwicklung MG4 A2A1 bringt die neue Variante einige Neuerungen und Verbesserungen an der Handwaffe mit sich. Während Kaliber und Kampfentfernung identisch sind, gleicht sich das neue Modell dem bereits eingeführten mittleren Maschinengewehr MG5 an. „Die ergonomische Schulterstütze, das ergonomische Griffstück, die Zieloptik mit 4-fach Vergrößerung und das Leuchtpunktvisier sind unter anderem mit dem MG5 vergleichbar“, erklärt Oberstabsfeldwebel R. Boyn, Sachbearbeiter im Ausbildungszentrum Landsysteme in Aachen.
Gemeinsam mit den Soldaten führt er die verkürzte Einsatzprüfung der neuen Handwaffe durch. Neben den taktischen Forderungen, welche die Bundeswehr an den Hersteller Heckler & Koch gestellt hat, überprüft Boyn beispielsweise auch den Einsatz von Sonderwerkzeugen für die Materialinstandsetzung und den Materialerhalt. „Diese Einsatzprüfung mit der Truppe ist sehr wichtig, denn nur im praktischen Versuch können Mängel und Defizite festgestellt werden. Derzeit befinden wir uns noch in der sogenannten Realisierungsphase, das heißt, ich kann mithilfe der Testergebnisse der Soldaten Forderungen an den Hersteller richten, um die Waffe anpassen zu lassen“, erklärt Boyn.
Personalisierte Handwaffe
Neben den bereits genannten Veränderungen lässt sich das neue Modell MG4 A3 in jedem Ladezustand sichern und verfügt zusätzlich über ein Hitzeschutzblech am Rohr, einer Hitzeschutztasche und einer Picatinny-Schiene für den Sturmgriff. Die veränderten Bauteile an der Waffe haben im Gegenzug eine Steigerung des Gesamtgewichtes auf 8,6 Kilogramm statt den bisher 8,1 Kilogramm zur Folge. Während das Gewicht steigt, verringert sich die Kadenz des MG4 A3 auf maximal 825 Schuss pro Minute.
„Dies tut der Waffe keinen Abbruch, da sie sparsamer wird und dennoch genügend Feuerkraft gegen den Feind bringt“, sagt Oberfeldwebel Meier. Die Tatsache, dass sich die Waffe aufgrund der veränderten Bauteile viel besser auf jeden Schützen personalisieren lässt, steigert den Einsatzwert des leichten Maschinengewehrs.
Das lässt sich auf dem Truppenübungsplatz Baumholder unschwer erkennen. In den verschiedenen Anschlagsarten und auf Entfernungen zwischen 100 bis 600 Metern schießen die Fallschirmjäger auf feste und bewegte Ziele. Verantwortlich für den reibungslosen Ablauf auf der Schießbahn und der damit verbundenen verkürzten Einsatzprüfung des MG4 A3 ist Hauptmann C. Jahnke aus dem Amt für Heeresentwicklung in Köln. Er ist zuständig für die materielle Weiterentwicklung der Handwaffen, im Schwerpunkt der Sturmgewehre und der Maschinengewehre.
„Unser Ziel ist es, mit der Einführung des neuen MG4 eine Bediengleichheit mit dem mittleren Maschinengewehr MG5 zu erreichen. Gerade in Stresssituationen, wenn die Soldaten im Feuerkampf stehen, ist es für den Schützen einfacher, von der einen Waffe auf die andere umzuschwenken“, sagt Jahnke. Die Infanteristen verfügen über einen gewissen Waffenmix, darunter fallen beispielsweise Pistolen, Sturmgewehre, Maschinengewehre und Panzerabwehrwaffen. Den Soldaten wird die Nutzung erleichtert, wenn sich die Bedienung der Waffen gleicht oder ähnelt.
Ab 2021 bei der Truppe
Nach den Schießtagen und dem Abschluss der verkürzten Einsatzprüfung zieht Jahnke sein Fazit: „Ich bin sehr zufrieden mit den vergangenen Wochen. Die Fallschirmjäger aus Zweibrücken haben hervorragend zugearbeitet. Für die abschließende Bewertung bin ich stark auf das Feedback der Soldaten angewiesen. Gemeinsam mit Oberstabsfeldwebel Boyn konnten wir viele nützliche Erkenntnisse über die Einsatztauglichkeit des Maschinengewehrs MG4 A3 gewinnen“.
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Das Amt für Heeresentwicklung stellt den bevollmächtigten Vertreter (BV) des Heeres und wurde durch Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr) K6.2 mit der Durchführung einer verkürzten Einsatzprüfung innerhalb des I. Halbjahres 2020 beauftragt. Alle Maßnahmen zur verkürzten Einsatzprüfung, wie z.B. das zeitgerechte Bereitstellen der Erprobungswaffen, wurden seitens BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr K6.2 in engem Schulterschluss mit dem BV Heer sichergestellt.
Im Anschluss an die praktische Testung erfolgt nun die Auswertung der Ergebnisse. Nach Rücksprache mit dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr und dem Hersteller Heckler & Koch werden dann die finalen Abläufe besprochen. „Ich gehe davon aus, dass das neue leichte Maschinengewehr MG4 A3 im Verlauf des nächsten Jahres in die Bundeswehr eingeführt wird“, sagt Jahnke zuversichtlich.
Das leichte Maschinengewehr MG4 A3
Hersteller | Heckler & Koch |
---|---|
Kaliber | 5,56 Millimeter x 45 |
Munitionszuführung | durch Gurte |
Patronentasche | 100 Schuss |
Maximale Kampfentfernung | 1.000 Meter |
Optimale Kampfentfernung | 600 Meter |
Kadenz | Maximal 825 Schuss pro Minute |
Gewicht | 8,6 Kilogramm |
Optik | RSA Reflexvisier Zieloptik 4x30 (4-fach Vergrößerung) |