Logistik auf dem Gefechtsfeld
Logistik auf dem Gefechtsfeld
- Datum:
- Ort:
- Möckern
- Lesedauer:
- 3 MIN
Einen Versorgungspunkt erkunden, eine Werkstatt im Felde einrichten, die Truppe mit Ersatzteilen versorgen, Fahrzeuge in der Nacht reparieren und nebenbei einen Plan für die Sicherung und Verteidigung erstellen – all dies hat das Versorgungsbataillon 131 aus Bad Frankenhausen Ende Juni 2021 während einer Feldeinsatzübung geübt.
Gurte kontrollieren, Überlängen abbinden und mit Tape sichern – alles muss passen, nichts darf flattern. Die Gurte sollen am nächsten Tag einen Geländewagen vom Typ Wolf tragen. Unter einem Hubschrauber. Die Absicht: der Kampftruppe wichtiges Gerät über eine weite Entfernung möglichst schnell zur Verfügung stellen. „Durch die Luft geht das am schnellsten“, so Hauptfeldwebel Thomas Heller. Er bereitet mit seinen Männern und Frauen die Außenlast für den nächsten Tag vor. Heller und seine Soldaten bilden die Luftumschlaggruppe der 4. Kompanie des Versorgungsbataillons 131 aus Bad Frankenhausen. Ihr Auftrag ist es, auch unter Bedrohung, die Truppe mit den benötigten Gütern zu versorgen.
Altes Wissen neu lernen
Die letzten Jahre waren für die Soldatinnen und Soldaten des Versorgungsbataillons 131 durch die Auslandseinsätze der Bundeswehr im Rahmen des internationalen Konfliktmanagements geprägt. Logistisch bedeutet dies: Versorgung aus einer gesicherten Basis heraus, also überwiegend stationärer Betrieb im Feldlager. Nur einzelne Elemente exponieren sich draußen, außerhalb des Lagers, zum Beispiel während eines Fahrzeugmarsches. Nun steht für die Logistiker aus Bad Frankenhausen wieder der seit jeher bestehende Kernauftrag, die Versorgung unter den Bedingungen der Landes- und Bündnisverteidigung, im Fokus. Das heißt: Die Heereslogistiker versorgen die Kampftruppenbataillone der Brigade im laufenden Gefecht, also hochmobil anstatt stationär. Im Angriff folgen die Versorger den Kampftruppen mit etwas Abstand. Während der Operationsart Verzögerung bewegen sie sich zurück und stellen über eine größere Distanz die Versorgung sicher.
Logistische Fähigkeiten im fiktiven Szenario
Die Soldaten gelangen in das fiktive Einsatzgebiet, um dort bei noch ruhiger Bedrohungslage logistische Leistungen wie Instandhaltung, Versorgung, Transport, Umschlag sowie Bergen und Abschleppen zu erbringen. Die Versorgungsräume, also die Orte, an denen die Truppe im Felde versorgt wird, wurden von den Kompaniechefs bereits im Vorfeld erkundet und die Raumordnung für die jeweilige Kompanie festgelegt. Sie wollen dabei die vorhandene Infrastruktur bestmöglich nutzen. So beziehen beispielsweise die Kräfte der 4. Kompanie in Möckern ehemalige Scheunen und kleine Werkstätten sowie eine ehemalige Liegenschaft der NVANationale Volksarmee, um dort ihr mobiles Lager, den Kompaniegefechtsstand sowie die Versorgungsleitstelle als Dreh- und Angelpunkt des Nachschubs einzurichten und zu betreiben. Für die mobile Versorgung ist es aber auch notwendig, dass die Versorgungspunkte im freien Gelände angelegt werden.
In der Versorgungsleitstelle der Kompanie werden die verschiedenen Aufträge aufgenommen und ausgewertet. Hier wird gefragt, welche Fähigkeiten gefordert sind. Instandhaltung, Versorgung, Transport, Umschlag oder Bergen und Abschleppen? Danach geht der Auftrag an die passende und verfügbare Teileinheit. Die drei Versorgungskompanien des Versorgungsbataillons 131 sind identisch gegliedert. Alle verfügen über die gleichen Fähigkeiten.
Wolf am Haken
Hauptfeldwebel Thomas Heller ist unterdessen mit seinen Kameraden und dem Geländewagen am Umschlagpunkt angekommen. Nun werden die letzten Vorbereitungen getroffen. Gurte an den entsprechenden Ösen einhaken, fixieren und wieder abkleben. „Gestern Abend haben wir den Innenraum des Fahrzeugs vorbereitet. Alles, was beim Flug herausfallen könnte, müssen wir mit einer Schnur sichern“, so Heller. Selbst der Fahrzeugschlüssel ist mit einem Band gesichert und steckt im Zündschloss. „Wenn das Fahrzeug bei der Kampftruppe ankommt, sollen die ja gleich damit losfahren können“, so der 39-jährige Gruppenführer.
Aus der Ferne sind unterdessen die Motorengeräusche eines Hubschraubers zu hören. Heller befiehlt: „Bereitmachen! Fahrzeug auf die Mitte des Platzes fahren. Erdungsstab nicht vergessen und Helm und Brillen auf!“ Er selbst zündet einen Rauchkörper, um der Hubschrauberbesatzung die Windrichtung anzuzeigen. Alles Weitere ist schon fast Routine. Der Hubschrauber schwebt über der Last ein. Sobald er in Reichweite ist, wird der Haken des CH-53 mit dem Erdungsstab verbunden, damit die elektrische Ladung abgeleitet werden kann. Danach gilt es, die Schlaufe des Lastgeschirrs einzuhängen. Nur wenige Minuten später schwebt der Geländewagen als Außenlast unter dem starken Helikopter davon. Damit ist für Heller und seine Kameraden der erste Auftrag des Tages erledigt und die Kampftruppe erhält zeitgerecht den benötigten Nachschub.