Heer
Sturm und Einbruch

Sprung von Haus zu Haus

Sprung von Haus zu Haus

Datum:
Ort:
Letzlingen
Lesedauer:
4 MIN

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Wir sind in einem Café in einer Ortschaft. Die Menschen haben sich in die Gebäude geflüchtet, denn draußen wird gekämpft. Plötzlich springt die Tür auf. Mehrere Soldaten dringen ins Gebäude ein. Sie suchen den Feind, der die Ortschaft besetzt, sich in den Gebäuden verschanzt hat und die Menschen in seiner Gewalt hält. Was ist hier los?

Mehrere Soldaten rennen mit Gewehr im Nebel zwischen Gebäuden.

Von Haus zu Haus: Bei der Übung Komet 2023 greifen deutsche und österreichische Fallschirmjäger gemeinsam an. Das Ziel: die Ortschaft befreien, den Flugplatz einnehmen und für einen bestimmten Zeitraum verteidigen.

Bundeswehr/Marco Dorow

Die Soldaten sind Fallschirmjäger. Der Auftrag des Fallschirmjägerregiments 31: Gemeinsam mit dem Fallschirmjägerregiment 26 sollen sie die Stadt Haus für Haus vom aggressiven Feind befreien und einen wichtigen Flughafen einnehmen, der benötigt wird, um schweres Gerät und Nachschub einzufliegen. Das komplexe Szenario ist Teil der Übung Komet 2023 in Schnöggersburg, Europas modernster urbaner Übungsanlage in der Altmark. Stunden zuvor beginnt der Angriff im Dunkel der Nacht. Schritt für Schritt bahnen sich Hunderte Fallschirmjäger den Weg mit zügigen Schritten durch das Gelände, nutzen den Wald und Deckungsmöglichkeiten für die Annäherung an die Stadt. Sind wir bereits aufgeklärt und erkannt? Die Ungewissheit lauert bei jedem Schritt.

Über den Baumwipfeln leuchten die ersten Dächer im Morgenlicht. Nur noch wenige Hundert Meter bis zur Stadt. „Wir müssen jetzt irgendwie in die Ortschaft reinkommen“, erklärt ein Fallschirmjäger. Dazu sollen später unter Deckungsfeuer die ersten Sturmtrupps dort eindringen. Immer wieder ist vereinzeltes Feuer aus der Entfernung zu hören. Das ist das Fallschirmjägerregiment 26, das gleichzeitig von der anderen Seite neben dem Fallschirmjägerregiment 31 angreift und bereits Feindkontakt hat. Die Besonderheit bei 31: Die Sturmtrupps sind gemischt eingesetzt. Neben Deutschen kämpfen Österreicher des Jägerbataillons 25 aus Klagenfurt. Sie sind ebenfalls zu Luftlandeoperationen befähigt.

Ein Rennen gegen die Zeit

Mehrere Soldaten knien in Deckung in einem Wald nebeneinander und schauen ins Gelände.

Bei der Übung Komet 2023 kämpfen österreichische und deutsche Fallschirmjäger gemeinsam gegen einen starken Übungsgegner, der von Soldatinnen und Soldaten des Gefechtsübungszentrums Heer „gespielt“ wird

Bundeswehr/Marco Dorow

Die Ortschaft ist komplett zur Verteidigung eingerichtet. Sie soll genommen werden, wie es militärisch heißt, um anschließend weiter bis zum Flugplatz vorzudringen. Die Regimenter müssen sich genau untereinander abstimmen. Es geht darum, den Überraschungseffekt zu nutzen und rasch in die Ortschaft vorzudringen. Die Operation ist ein Rennen gegen die Zeit. Bereits die Annäherung muss schnell gehen. Brauchen die Fallschirmjäger zu lang, haben sie ein Problem. Werden sie erkannt, könnte dies hohe Verluste, beispielsweise durch Mörserfeuer bedeuten. Über ein Waldstück am Stadtrand gelingt ihnen die gedeckte Annäherung bis an die Häuser. Prompt folgen die ersten Explosionen auf die eigene Stellung. Sie wurden erkannt. In der Übung gibt es erste Verwundete und Gefallene. Die Kampfkraft sinkt.

Dann zieht weißer Nebel über die Freifläche. Das Deckungsfeuer liegt. Der Sprung des ersten Sturmtrupps über die Straße zu den Häusern beginnt. Was die Fallschirmjäger nicht wissen: Die meisten Gebäude sind vermint. Auf einmal gehen mit einem lauten Knall Schützenabwehrminen in die Luft, die von den Schiedsrichtern des Gefechtsübungszentrums simuliert werden. Die Kameraden müssen zügig handeln. Für die Verwundetenversorgung hinter den Gebäuden bleibt aber wenig Zeit. Erstversorgen, liegen lassen, weiter angreifen – sie sieht die Realität aus. Der Angriffsschwung muss bestehen bleiben. Warum? Die Lage ist extrem gefährlich, denn was sie wissen: Die Stadt ist feindbesetzt. Hinter jeder Mauer könnten feindliche Schützen lauern. Sie achten daher auf alles. Parallel können die Soldaten des Fallschirmjägerregiments 26 über den Bahnhof in die Stadt eindringen. Laute Schüsse sind zu hören. Sie werden durch feindliche Schützenpanzer erwartet.

Urbane Operationen: Ein extrem gefährlicher Auftrag

Mehrere Soldaten knien und liegen mit Gewehr an einer Hausecke. Einer wirft eine Handgranate.

Wenn der Nebel und das Deckungsfeuer liegen, rennen die Fallschirmjäger los von einer Hausecke zur nächsten. Achtung! Aus jedem Fenster könnte der Feind schießen.

Bundeswehr/Marco Dorow

Grundsätzlich muss alles schnell gehen, die Soldaten dürfen keine Zeit verlieren, sich nicht zu lang an den vereinzelten Gebäuden aufhalten. Denn je mehr Zeit das Vorgehen braucht, desto mehr Zeit hat auch der Feind, um die Verteidigung weiterauszubauen. Feindliche Schützen versuchen, nicht sofort erkannt zu werden und bleiben von den Fensteröffnungen fern. Die Soldaten sagen, sie kämpfen aus der Tiefe des Raumes heraus, sprich sie gehen mit der Waffe nicht direkt am Fenster zum Zielen und Schießen in den Anschlag. Die Fallschirmjäger nutzen Wärmebildgeräte, um die Schützen in den Gebäuden besser zu erkennen. Gebäude für Gebäude kämpfen die Soldaten frei, bahnen sich den Weg durch Öffnungen und gehen Raum für Raum vor. 

Zwischen den Soldaten befinden sich Zivilisten. Sie leben in den Gebäuden, haben nichts mit der Kampfhandlung zu tun und müssen geschützt werden. Es gibt also ein extremes Potenzial für Fehlhandlungen, die unbedingt vermieden werden müssen. Deshalb ist intensives Üben und gute Ausstattung so wichtig. Denn das alles kann nur durch hohe Konzentration, sauberes und professionelles Vorgehen und intensive Kommunikation untereinander per Funk erreicht werden. Die Fallschirmjäger sind speziell darin ausgebildet, blitzartig zwischen Feind und unbeteiligter Person entscheiden zu können. Diese Fähigkeit wird in Schnöggersburg intensiv geübt. Am Ende des Tages steht ein Ziel: den Flughafen einnehmen, sichern und ihn bis zum Eintreffen der Folgekräfte verteidigen – gegen alles, was kommt. Werden sie ihr Ziel erreichen?

von Peter Müller

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Fallschirmjäger im Angriff

Fallschirmjäger im Gefecht

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