Heer
Präzise von oben

Kampfhubschrauber Tiger unterstützen aus der Luft bei Grand Quadriga

Kampfhubschrauber Tiger unterstützen aus der Luft bei Grand Quadriga

Datum:
Ort:
Litauen
Lesedauer:
4 MIN

Während der Übung Grand Quadriga in Litauen unterstützen die Heeressoldaten des Kampfhubschrauberregiments 36 „Kurhessen“ aus der Luft die Kampftruppe am Boden. Ihre Kampfhubschrauber Tiger stehen bewaffnet bereit, wenn die Panzerbrigade 12 zum Gegenstoß ausholt.

Ein Hubschrauber in sehr steiler Kurve über einem See.

Grand Quadriga: Kampfhubschrauber unterstützen die Bodentruppen beim Gegenstoß. Die Panzerbrigade 12 übt die Verteidigung.

Bundeswehr/Marco Dorow

„Über den See und dann zwischen den Bäumen durch, auf keinen Fall höher als die Bäume und dann der letzte scharfe Turn nach links. Der hat es in sich, muss aber sein. Hinter der Schneise stehen wir dann schon über den eigenen Kräften.“ Hauptmann Patrick A.* ist Pilot auf dem Kampfhubschrauber Tiger. Im letzten Briefing vor der Mission gehen die Besatzungen alles noch einmal genau durch. Die Operation ist scharf: „Unserer Waffentechniker haben Lenkflugkörper für die Bewaffnung der Tiger bereitgelegt. In Pabrade plant die Panzerbrigade 12 in drei Stunden den Gegenstoß. Wir müssen dann bei dem Gefechtsverband sein, die Frauen und Männer erwarten uns“, so der Pilot. 

Vorbereitungen liegen im Zeitplan

„Unsere Soldaten des Kampfhubschrauberregiments 36 unterstützen aus der Luft, alle am Gefecht beteiligten Streitkräfte, spezialisierte Einheiten und das national oder auch multinational. Das Hauptwaffensystem ist natürlich der Kampfhubschrauber Tiger“, beschreibt der junge Hauptmann das Mindset aller eingesetzten Soldaten.

Die taktische Verbindung zwischen den Hubschraubern und zum Gefecht der Brigade funktioniert über sogenannte JTACJoint Terminal Attack Controller. Die Joint Terminal Attack Controller sind Offiziere, die Verbindung zum Brigadegefechtsstand halten und zusätzlich während der Gefechtsplanung die Bodentruppe beraten. Die angeforderte Bewaffnung der Tiger ist eine der wichtigsten Informationen aus der Gefechtsplanung, die umgehend an die Forward Operating Base (FOBForward Operating Base) übermittelt wird.

Vorflugkontrolle und Waffencheck

Die FOBForward Operating Base ist in der Nähe von Kaunas eingerichtet, mehr als 150 Kilometer hinter der Verteidigungslinie, also außerhalb feindlicher Waffenwirkungen. Eine Rotte Tiger, das sind zwei Hubschrauber, fliegt für den Gefechtsverband der Panzerbrigade 12 bei der Übung Grand Quadriga. In den Hangars der FOBForward Operating Base ticken derweil die Uhren. In zwei Stunden steigen die Piloten in ihr Cockpit und starten in ihre Mission zum Gefechtsverband nach Pabrade.

Die FOBForward Operating Base ähnelt einem Hubschrauberversorgungspunkt. Er ist die Basis für die Mission der Piloten. „Hier machen wir den Tiger startklar für den Kampfeinsatz. Waffenelektroniker, Fachleute für Avionik, Fluggerätemechaniker und Spezialisten für Elektronik kümmern sich um die Maschinen und konfigurieren die Waffenanlagen“, erklärt einer der Feldwebel, während er mit einer Taschenlampe und einem Spiegel akribisch wichtige Punkte an der Maschine checkt. Zusätzlich werden die Hubschrauber betankt, mit Munition versorgt und startklar gemacht. Zum Schluss werden die Maschinen vor dem Hangar auf ihre Startposition geschleppt. 

Zwei Soldaten bringen Waffen am Tiger an.

Waffenmechaniker statten den Tiger mit den notwendigen Waffen aus. Grundsätzlich kontrollieren sich die Mechaniker bei den Arbeiten gegenseitig.

Bundeswehr/Marco Dorow
Zwei Soldaten bringen am Hubschrauber eine Schleppstange an.

Die Bodencrew parkt den vorbereiteten Hubschrauber vor dem Hangar, dann steht der Start kurz bevor

Bundeswehr/Marco Dorow

Take-off – zum Gefecht

Pilot Hauptmann A. wie auch seine drei Kameraden haben nach dem Briefing den kompletten Ablauf des Flugs im Kopf. Gedanklich ist jeder von ihnen die Mission bereits durchgeflogen. „Wir versuchen, so wenig wie möglich während des Anflugs zu funken. Das vermindert das Risiko aufgeklärt zu werden“, beschreibt er locker. Und doch ist zu spüren, wie angespannt die Offiziere sind. Nach einer halben Stunde Flug ist der See in Sichtweite. Die Piloten ändern Flughöhe und Abstand. „Wir sind wie die Kampfpanzer Leopard am Boden sehr präzise und kampfstark. Wir sind eben nur schneller und kämpfen in der dritten Dimension, der Luft.“ Per Funk instruiert der JTACJoint Terminal Attack Controller, der den Gefechtsverband begleitet, die Piloten über das aktuelle Lagebild.

Der Turn nach links zum Einflug in den Gefechtsstreifen ist, wie angekündigt, sehr hart, aber die Crew ist routiniert. Tief schweben die Tiger, so nah es nur geht, am Boden. Beide Tiger sind mit lenkbaren Panzerabwehrraketen vom Typ Hot 150 Millimeter ausgerüstet – wie gemacht für schwere Panzerziele.

Feuer und Deckung

Die Panzerbrigade am Boden führt das intensive Gefecht. Kampf- und Schützenpanzer wirbeln enorm viel Staub auf. Der panzerstarke Feind ist mehr als drei Kilometer entfernt. Pilot Patrick A. sitzt vorn im Tiger. Langsam lässt der Hauptmann den Hubschrauber aus der Deckung aufsteigen. Der zweite Mann im Heli, der Waffenbediener, sitzt hinter dem Piloten. Beide arbeiten synchron. Wenn es sein muss, kann der eine wichtige Funktionen des anderen übernehmen. Per Knopfdruck startet der Waffenbediener die Rakete. Ein lautes, langes Zischen durchbricht die Mündungsfeuer der Bodenfahrzeuge Leopard, Puma und Vilkas. Jeder am Boden vernimmt den Abschuss der Raketen der Kampfhubschrauber. Der Druck des Gegners lässt nach. „Der Waffenbediener lenkt die Rakete bis ins Ziel. Wir können jederzeit nachsteuern und das Ziel auf diese Weise sogar noch verfolgen“, erklärt der Pilot.

„Treffer, vernichtet!“, kommt über Funk. Sofort verringert Pilot Patrick die Flughöhe in einen sicheren, bodennahen Bereich. Er wartet den Einsatz des zweiten Tigers ab. So schnell und tief wie die beiden Kampfhubschrauber über die Schneise am See eingeflogen sind, so schnell sind sie auch wieder verschwunden. In der FOBForward Operating Base liegen weitere Lenkflugkörper für einen neuen Einsatz bereit.

*Name zum Schutz des Soldaten abgekürzt.

Tiger unterstützen die Panzerbrigade

  • Zwei Piloten laufen nebeneinander über ein Rollfeld auf einen Kampfhubschrauber zu.

    Pilot und Waffenbediener vertrauen sich blind. Wenn es sein muss, kann einer die Aufgabe des anderen übernehmen.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Fünf Soldaten stehen um einen Tisch herum und besprechen sich. Auf dem Tisch liegen Landkarten.

    Während des Briefings durch die Piloten gehen die Besatzungen die gesamte Mission durch. Jedes Detail kann überlebenswichtig sein.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Ein Soldat steht vor einem Hubschrauber, in dem ein Pilot sitzt und zeigt Sicherheitsstifte.

    Letzte Abflugkontrolle kurz vor dem Abheben: Mit dem Zeigen der letzten gezogenen Sicherheitspins überzeugt sich die Crew per Sichtkontakt, dass sie nun startklar ist.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Ein Soldat steht vor dem Hubschrauber und grüßt militärisch.

    Zwischen Boden- und Hubschraubercrew besteht ein besonderes Verhältnis von Vertrauen und Kameradschaft. Beim Start in die Mission grüßt die Bodencrew den Hubschrauber.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Ein Hubschrauber startet schnell mit deutlicher Querneigung, einer steht im Hintergrund.

    Vom Start an der FOBForward Operating Base vergehen kaum 30 Minuten bis zum Eintreffen über den eigenen Truppen

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Zwei Hubschrauber fliegen sehr tief auf einer Freifläche.

    Ein Tiger fliegt nie allein. Eine Rotte besteht aus zwei Hubschraubern, kommen noch zwei dazu, ist es ein Schwarm.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Ein Hubschrauber fliegt über eine Stadt mit Parks.

    Während der Übung Quadriga ein gewohntes Bild: die Tiger vom Kampfhubschrauberregiment 36 am Himmel über Litauen

    Bundeswehr/Lena Schiehandl
  • Ein Hubschrauber schwebt in der Luft und schießt.

    Je nach Auftrag und dem zu erwartenden Widerstand des Gegners kann der Helikopter mit verschiedenen Waffen ausgestattet werden, etwa mit schweren Maschinengewehren, gelenkten oder ungelenkten Raketen

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Ein Hubschrauber fliegt im Gefecht über einem fahrenden Schützenpanzer.

    Der Druck des Gegners auf die Schützenpanzer Puma am Boden wird durch den Einsatz der Kampfhubschrauber Tiger merklich verringert

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Ein Hubschrauber steht in einem Hangar.

    Nach dem Kampf wird der Tiger sofort für einen neuen Auftrag vorbereitet. Verändert sich die Lage im Gefecht, starten die Helikopter sofort in eine neue Mission.

    Bundeswehr/Marco Dorow
von René Hinz

mehr zum Thema