Heer
Zweistufiges Ausbildungskonzept

Jetzt gibt‘s wieder auf die Zwölf

Jetzt gibt‘s wieder auf die Zwölf

Datum:
Ort:
Hammelburg
Lesedauer:
3 MIN

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Durch die Pandemie musste die Nahkampfausbildung an der Infanterieschule in Hammelburg pausieren. Jetzt nimmt die V. Inspektion, also eine Lehrgruppe, die Ausbildung wieder auf – mit zahlreichen Neuerungen.

Zwei Soldaten boxen in einer hellen Halle auf gelb-blauem Boden.

Immer wieder motiviert Oberstabsfeldwebel Andreas Mohr (l.) seinen Ausbilder, sich zu fokussieren und körperlich alles zu geben

Bundeswehr/Andrea Rippstein

„Angriff!“ schallt es durch die Nahkampfhalle, als der Hörsaalleiter, Oberstabsfeldwebel Andreas Mohr, seine Ausbilder nochmals die einzelnen Techniken, Positionen und Abläufe durchgehen lässt. Spannung liegt in der Luft. In der Ausbildung sind alle zu 100 Prozent fokussiert. „Kampfstellung und los!“, treibt der Oberstabsfeldwebel seine Ausbilder bereits bei der Erwärmung an. Jede kleinste Abweichung vom Bewegungsablauf fällt dem Profi sofort auf. Die Ausbilder müssen wissen, wo die Schwierigkeiten in jeder Übung liegen.

„Nochmal!“, fordert Mohr seine Ausbilder auf. „Denn nur wer die Grundlagen perfekt verinnerlicht hat, kann diese auch auf reale Situationen übertragen“, erklärt Oberstleutnant David Thomas, der Inspektionschef der V. Inspektion. Alles muss sitzen, wenn in dieser Woche die neugestaltete Nahkampfausbildung beginnt. Dann werden die Ausbilder gemeinsam an den Nahkampffähigkeiten der Soldatinnen und Soldaten in der Truppe arbeiten.

Ziel: Handlungssicherheit schaffen

Ein Soldat liegt auf dem gelb-blauen Hallenboden, ein zweiter hockt über ihm. Sie kämpfen.

Auch die Ausbilder schenken sich nichts untereinander. „100 Prozent, Männer!“, schallt es währenddessen vom Hörsaalleiter durch die Halle.

Bundeswehr/Andrea Rippstein

„Jeder Soldat muss kämpfen können, egal, ob auf kurze oder lange Distanz. Die lange Distanz und den Nahbereich decken wir über die Waffe ab. Das kennen und können wir alle. Die kurze Distanz, also die, bei der ein Einsatz der Waffe schier unmöglich erscheint, wurde bisher jedoch in der Ausbildung von Soldaten vernachlässigt“, erklärt Oberstleutnant Thomas die Bedeutung der Nahkampfausbildung.

Laut Thomas tritt diese Situation vor allem in Szenarien, wie dem Stellungskampf, in urbanem Umfeld oder auch im Waldkampf auf. Also genau dort, wo der Gegner plötzlich in direkter Nähe der eigenen Truppe auftauchen kann. „Dann gilt es, handlungssicher den Angriff und auch zukünftige Bedrohungen abzuwehren, also die Gefahr, die vom Gegner ausgeht, zu neutralisieren.“

Dies sei der Unterschied zum zivilen Kampfsport, denn: „Unser Gegner ist nicht der Räuber in einer Gasse, der es auf die Geldbörse abgesehen hat. Unser Gegner ist der ausgebildete Soldat, der einen Kampfauftrag hat und mit der Waffe im Ernstfall nach unserem Leben trachtet“, beschreibt der Oberstleutnant realistisch.

Verknüpfung zwischen Nahkampf und Gefechtsdienst

Ein Soldat in Gefechtsanzug und blauer Übungswaffe läuft durch den dicht bewachsenen Wald.

Die Techniken des Nahkampfes müssen nicht nur in der Halle, sondern auch im Gelände mit voller Ausrüstung und unter Stress angewandt werden können

Bundeswehr/Andrea Rippstein

Das neue Ausbildungskonzept des militärischen Nahkampfes aller Truppen umfasst nun zwei Stufen. Vorerst werden die Soldaten zum Nahkampfausbilder geschult. Dieser Lehrgang umfasst insgesamt 18 Ausbildungstage. Hier erlernen die Trainingsteilnehmer die Grundlagen und wie sie später als Ausbilder Inhalte vermitteln können.

Die zweite, höhere Stufe ist der „Nahkampflehrer“. Er soll aus den Reihen der Ausbilder generiert werden. Der Lehrer legt die Verknüpfung zwischen Nahkampf und Gefechtsdienst. Dieses Modell ist bekannt aus der Schießausbildung, bei der die Schießlehrer die Verbindung zur konkreten realen Gefechtssituation herstellen. Ziel ist es laut Thomas, dass pro Zug ein Nahkampfausbilder vorhanden ist und je Bataillon ein Nahkampflehrer. Ausbilder dürfen, wie der Name es schon sagt, ausbilden und die Lehrer dürfen mit ihrem analytischen Blick nach außen weiterbilden und auffrischen. „Es muss für die Truppe einfach bleiben, denn nur Einfaches funktioniert“, erläutert der Oberstleutnant.

„Wir sind bereit!“

Ein Soldat kämpft mit blauem Übungsgewehr in der Hand gegen zwei schwarz gekleidete Feinddarsteller.

Mit steigendem Ausbildungsstand wachsen auch die Anforderungen an die Trainingsteilnehmer

Bundeswehr/Andrea Rippstein

Beide Trainingslehrgänge seien in diesem Jahr bereits komplett ausgebucht. Im nächsten Jahr seien jedoch noch viele Plätze frei, so die Ausbilder. Als Voraussetzungen müssen die Soldaten mindestens den Dienstgrad Oberfeldwebel tragen und körperlich fit sein. Künftige Nahkampfausbilder sollen bereits mit der Thematik „Ausbildung“ betraut sein und ihre Erfahrungen gesammelt haben.

Die Voraussetzungen für die Lehrgänge sind geschaffen. Wir haben das Ausbildungsmaterial, den Ausbildungshinweis und das Personal. Nun liegt es an der Truppe, uns Soldatinnen und Soldaten für die Ausbildung zu schicken. Wir sind bereit!“, ergänzt der Hörsaalleiter freudig.

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Im Unterschied zum zivilen Kampfsport kämpfen Soldaten in Gefechtsanzug mit Waffe, Weste und Helm. Ihr Gegner ist der ausgebildete Soldat.
von Thomas Heinl

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