Grundausbildung: Alles hat sich verändert
Grundausbildung: Alles hat sich verändert
- Datum:
- Ort:
- Bad Salzungen
- Lesedauer:
- 4 MIN
Nach 15 Jahren findet die Grundausbildung der Offiziere wieder in den Verbänden des Heeres statt. Im thüringischen Bad Salzungen durchliefen die Offizieranwärter unter den Corona-Auflagen ihre Grundausbildung bei den Heeresaufklärern. Gemeinsam mit Freiwillig Wehrdienstleistenden und angehenden Zeitsoldaten durchlebten sie eine besondere Zeit.
Mit der Umstellung der Offizierausbildung werden die zukünftigen Führungskräfte des Heeres nicht mehr zentral in den Offiziersanwärter-Bataillonen, sondern in den Verbänden ausgebildet. Dadurch soll von Beginn an die Bindung zur eigenen Truppengattung hergestellt werden. In der 5. Kompanie des Aufklärungsbataillons 13 durchliefen kürzlich 140 Rekrutinnen und Rekruten ihre Grundausbildung, von denen 86 Soldaten Offizieranwärter der Heeresaufklärungstruppe waren.
Besondere Zeiten – besondere Ausbildung
Die pandemiebedingte Verkürzung der Grundausbildung von drei Monaten auf sechs Wochen und die Neugestaltung der Offizierausbildung machten diese Grundausbildung besonders. „Es war uns eine besondere Ehre und Herausforderung dem 90. Offizieranwärterjahrgang der Heeresaufklärungstruppe den ersten prägenden Baustein ihres militärischen Lebensweges zu vermitteln. Ich bin überzeugt, dass unsere gemeinsame Ausbildung zwischen dem Aufklärungsbataillon 13 und dem Panzergrenadierbataillon 391 gute Früchte tragen wird. Hier reift ein guter Jahrgang heran!“, sagt der Bataillonskommandeur des Panzergrenadierbataillons 391, Oberstleutnant Rouven Habel.
Uniform umgestaltet
Durch die Ausbildung in Kohorten (Gruppen) war es möglich, ohne Mund- und Nasenschutz Ausbildungsabschnitte zu vermitteln und zu üben. Das traf auf den Gefechtsdienst, die Waffen- und Geräteausbildung und Sportausbildung zu. Eine Gruppe wurde durchgehend von einem Gruppenführer ausgebildet, sodass der Kontakt zwischen den Kohorten vermieden wurde. „Durch den Mund- und Nasenschutz habe ich mich am Anfang etwas eingeschränkt gefühlt, mich aber schnell daran gewöhnt. Dass die Ausbildung in Kohorten stattgefunden hat, fand ich gut“, erklärt Schütze Rick-Simon Knaus.
Damit trotz einheitlicher Uniform die Kohorten erkennbar waren, wurden die Rekruten entsprechend ihrer Züge farblich hervorgehoben und nummerisch zugeordnet. Im Falle einer bestätigten Infektion hätten alle Soldaten einer Gruppe isoliert und getestet werden können, um eine Verbreitung der Virusinfektion frühzeitig einzudämmen. Darüber hinaus durften die Rekruten an nur einem Wochenende während Grundausbildung nach Hause fahren, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Bei gemeinsamen Unterrichtseinheiten, beim Verpflegungsempfang in der Truppenküche und in den Gebäuden trugen die Soldaten durchgehend einen Mund- und Nasenschutz.
Von der Theorie in die Praxis
„Spaß hatte ich an der Hindernisbahn, da ich allgemein gern Sport mache. Doch am besten hat mir das Marschieren im Gruppenrahmen gefallen. Da haben wir uns unterstützt, es war ein gegenseitiges Geben und Nehmen, was zur Motivation beigetragen hat“, sagt Schütze Knaus.
Doch Grundausbildung heißt nicht nur Marschieren, Waffenausbildung und Schießen. Hier lernen die Rekruten auch das richtige Verhalten, um in der freien Natur zu überleben und möglichst trocken und warm durch die Nächte zu kommen. Im Sommer weniger ein Problem, doch bei Regen, Schnee und Kälte kann die richtige Unterkunft lebensrettend sein. Neben dem Zweimannzelt gibt es viele andere Möglichkeiten, sich einen entsprechenden Unterschlupf zu bauen, beispielsweise mit Hilfe eines Schrägdachs. Damit dies nicht nur Theorie blieb, trainierten die Rekruten den Bau verschiedener Feldunterkünfte.
Am Ende der Grundausbildung mussten die jungen Soldaten ihr erlerntes Wissen anwenden und im Übungslager (Biwak), wie auch bei der Rekrutenbesichtigung, unter Beweis stellen. Während der Abschlussübung wurden alle Gefechtsdienstthemen vom Orientieren im unbekannten Gelände bis zum Feuerkampf und Verwundetentransport abverlangt.
An den psychischen und physischen Grenzen
Ziel des Kompaniechefs der 5. Kompanie des Aufklärungsbataillons 13, Hauptmann Pühn, war es, trotz der verkürzten Grundausbildung keinerlei Abstriche bei den Ausbildungsinhalten zu machen. Seit dem Dienstantritt am 3. August galt für alle Rekruten, Ausbilder und das Stammpersonal ein Ausnahmezustand, der sie verpflichtete, fast durchgehend im Dienst zu sein. Von da an waren alle Soldaten durch den Wegfall der privaten Freizeit, der Trennung von Familie und Freunden und dem beinahe durchgehenden Dienstbetrieb einer hohen psychischen und physischen Belastung ausgesetzt. „Der sechs Wochen durchgehende Dienst hat Vor-und Nachteile. Dadurch, dass wir in den ersten drei Wochen auch am Wochenende Dienst hatten, sind wir zusammengewachsen und haben uns gegenseitig unterstützt“, sagt Offizieranwärterin Schütze Isabella Kunz.
„Ich habe mich verändert“
„Echte Kameradschaft entsteht nur dort, wo Soldaten gemeinsame Entbehrungen und Belastungen teilen. Unter dem nunmehr zweiten Durchgang der Grundausbildung unter Covid-19-Auflagen bestätigt sich diese These erneut“, sagt Pühn und ergänzt: „Rückblickend stelle ich fest, dass diese Entbehrungen nicht nur eine lehrbuchmäßige Kameradschaft hervorbrachten, sondern auch, dass aufgrund der intensiveren Ausbildung die vorgegebenen Ausbildungsziele der Grundausbildung teilweise übertroffen wurden.“
Am Ende der Grundausbildung zieht Schütze Kunz ihr Fazit: „Die Grundausbildung hat mich jetzt schon als Mensch verändert. Ich merke, wie wichtig Zusammenarbeit und Wertschätzung gegenüber anderen ist. Ich habe gelernt, über meine Grenzen zu gehen.“