Heer
Gut versorgt

Grün und weiß – Sanitäter bei Griffin Storm

Grün und weiß – Sanitäter bei Griffin Storm

Datum:
Ort:
Pabrade
Lesedauer:
5 MIN

„Meine Absicht ist, mit zwei Zügen nebeneinander die vermuteten Sperren zu öffnen und weiter anzutreten, um das Zwischenziel zu erreichen“, so der Kompaniechef. Panzerbesatzungen, Grenadiere, Pioniere und Sanitäter stehen dicht gedrängt am Geländesandkasten und folgen der Befehlsausgabe. Notfallsanitäter Oberfeldwebel Nico L. ist mit dabei. Er weiß, kommt er zum Einsatz, steht es nicht gut um seine Kameradinnen und Kameraden. Denn dann ist sein ganzes Können gefragt.

Zwei Sanitäter knienn im Wald bei einem Verletzten.

Bei der Übung Griffin Storm folgen die Sanitäter der Truppe ins Gefecht und versorgen dort verwundete Kameraden professionell

Bundeswehr/Lea Bacherle

Die Befehlsausgaben sind für uns wichtig. Zum einen verstehen wir dann, was die Kampftruppe vorhat, verstehen den Plan des Gefechtes, auf welche Szenarien wir uns vorbereiten und wo wir örtlich eingesetzt werden. Wir planen darauf hin unsere Rettungskette. Es muss also klar sein, in welchen Schritten wir die Verletzten aus den Gefechten weiter versorgen und medizinisch behandeln“, beschreibt der junge Sanitäter. 

Bei den Gefechtsübungen von Griffin Storm sind Sanitätskräfte immer dabei. Die Übungen sind nur eine Herausforderung, welche die Sanitäter in Litauen täglich bestreiten. Sie stellen parallel dazu die alltägliche sanitätsdienstliche Versorgung im Feldlager in Pabrade sicher. Das bedeutet, dass die Sanitäter fast täglich zwischen ihrer weißen Umgebung, dem Sanitätsbereich im Lager, und der grünen Umgebung – dem Gefecht auf dem Übungsplatz Pabrade – wechseln.

Es geht um Sekunden

Ein Soldat packt einen Rucksack mit Medikamenten.

Der Rettungsrucksack ist der „Rettungswagen auf dem Rücken" des Sanitäters. Er vereint Diagnostik und Versorgung, es geht darum, Vitalfunktionen zu kontrollieren und bei Bedarf aufrechtzuerhalten, Blutungen zu stoppen und Schmerzen zu lindern.

Bundeswehr/Lea Bacherle

Die Worte des Kompaniechefs aus der Befehlsausgabe am Sandkasten: „Bei Auffahren auf eine Sperre, wenn nötig Wechsel der Kampfweise, absitzen und Sperrsicherung bekämpfen und möglichst ausschalten“, haben die Sanitäter noch deutlich im Kopf. Wenn in wenigen Sekunden mit der Funküberprüfung alle Beteiligten auf dem gleichen Funkkreis sind, setzt sich die Kampftruppe in Bewegung. Die Gefechtsausbildung beginnt. Nun müssen sich die Sanitäter konzentrieren und bereit sein. 

„Heute begleiten wir im Schwerpunkt die Grenadiere des Panzergrenadierbataillons 411 aus Torgelow. Die Kompanie ist verstärkt worden mit Kampfpanzern und Pionierkräften. Geübt wird der Kampf um Sperren“, so der Sanitäter bei seinem letzten Check der Ausrüstung. Dieses Szenario ist bei der Landes- und Bündnisverteidigung eine typische Situation für die Kampftruppe. „Für uns Sanitäter sind das sehr komplexe Gefechtshandlungen. Die Grenadiere wechseln sehr oft die Kampfweise, verlassen die Fahrzeuge und steigen wieder ein und verschieben sich mit ihren Schützenpanzern Mardern entlang der Sperren. Dazu kommen die Pioniere, die ebenfalls genau an diesen Sperren eingesetzt werden und dazu noch Kampfpanzer, die auf weiten Distanzen wirken.“ 

Für die Sanitäter bedeutet das höchste Aufmerksamkeit. Sie müssen jederzeit wissen, wer ist wo eingesetzt, wo sind feindliche Kräfte, wo liegt gerade der Schwerpunkt des Gefechtes. „Wir folgen dem Gefecht, sind aber, wenn es darauf ankommt, sofort mittendrin.“ Die Sanitäter passen sich dabei dem zu erwartenden Einsatz an. Sie sind als Rettungstrupp unterwegs, das sind meist ein Rettungs- und ein Notfallsanitäter. Kommt ein Arzt mit dazu, wird daraus der BATBeweglicher Arzttrupp, der Bewegliche Arzttrupp. Mit der Ausrüstung und dem Equipment, die sie dabeihaben, gewährleisten sie mindestens die vergleichbare Versorgung eines in Deutschland typischen Rettungswagens.

… der Arzt wird sie gleich untersuchen

Eine Sanitäterin steht an einem geöffneten Medikamentenschrank.

Der Sanitätsbereich im Feldlager unterscheidet sich kaum von einem in Deutschland

Bundeswehr/Lea Bacherle

Um eine ganz andere sanitätsdienstliche Versorgung geht es im Sanitätsbereich des Feldlagers. „Die Begleitung der Übungen, die Ausbildung und Aufrechterhaltung unserer Fähigkeiten sind für uns genauso wichtig wie die alltägliche truppenärztliche Versorgung. Für unsere Soldaten soll es eigentlich kaum einen Unterschied geben, ob sie in Deutschland oder eben hier im Feldlager in Pabrade zum Arzt gehen“, beschreibt der verantwortliche Truppenarzt.

Der Sanitätsbereich fühlt sich für die Soldaten bei Griffin Storm genauso an wie zu Hause in Deutschland: Es gibt die Anmeldung, einen Warteraum, Arzt- und Behandlungszimmer, wenn nötig, sogar einen Schockraum sowie eine Apotheke. „Der Schockraum hat alles für den akuten Notfall. Wir kontrollieren binnen Sekunden alle nötigen Vitalparameter, erstellen Diagnosen, verfügen über Beatmungsgeräte und Defibrillator“, erklärt die verantwortliche Notfallsanitäterin. Das Notfallteam im Feldlager besteht aus rund 15 Sanitäterinnen und Sanitätern. Diese Zahl sei aber ebenfalls sehr flexibel und werde auf die jeweiligen Anforderungen angepasst. 

Die Sanitäter des Feldlagers in Pabrade arbeiten sehr eng mit der sanitätsdienstlichen Versorgung der enhanced Forward Presence Battlegroup zusammen und stellen über diese die weiterführende Rettungskette sicher, wenn es sein muss zurück bis nach Deutschland. Für die Sanitäter ist der Dienst in Litauen von einem steten Wechsel geprägt – Dienst im Sanitätsbereich im Lager und Teilnahme an den Gefechtsübungen.

Wenn Dinge ineinandergreifen, entsteht eine Kette

Übung: Mehrere Sanitäter versorgen zwei Verletzte nach einem Autounfall.

Was nicht geübt wird, klappt auch nicht: Nur wenn die Rettungskette funktioniert, können Verletzte erfolgreich versorgt werden.

Bundeswehr/Holger Schmidt

„Ein absolut wichtiger Punkt unserer Arbeit ist die Rettungskette. Das beginnt bei jedem Soldaten selbst mit der unmittelbaren Selbst- und Kameradenhilfe, dem sogenannten Care under Fire“, verdeutlicht Flottillenarzt Dr. Steffen N. Für den Arzt sind die professionelle Versorgung und Betreuung der Erkrankten, aber auch der im Gefecht verletzten Soldaten, gleichermaßen wichtig. Der Arzt stellt dafür das Können und die Organisation seiner Soldaten selbst auf die Probe. 

Beim MASCALMass Casualty (Mass Casualty), dem plötzlichen Massenanfall von Verletzten, geht es immer um zahlreiche Verwundete mit unterschiedlichen Verletzungen. Das kann von herumirrenden, unter Schock stehenden Personen bis hin zu schwersten Amputationsverletzungen reichen. Solche Übungen wie Griffin Storm gehen weit über die Einzelbetreuung von Verletzten oder erkrankten Soldaten hinaus. Für den Arzt ist dabei die Bewältigung der gesamten Situation von Bedeutung. „Die einzelne Versorgung von Verletzen haben unsere Soldaten sehr gut drauf. Es kommt darauf an unter Stress und vielen einwirkenden Faktoren, die Situation effektiv abzuarbeiten. Die Rettungskette muss funktionieren“, erklärt der Arzt. In Litauen wie auch in Deutschland gewährleistet sie, dass die Patienten bis in die geeignete Behandlungsebene weitergeleitet werden, um dann beispielsweise am Ende von Chirurgen operiert zu werden. „Auch hier in Litauen haben wir Verfahren und Übergabepunkte mit zivilen Sanitätseinrichtungen organisiert“, so der Arzt,

Für die Sanitäter bei Griffin Storm ist es egal, ob sie im Sanitätsbereich, im Feldlager oder mit der Kampftruppe im Gefecht unterwegs sind, die optimale Versorgung steht bei all dem ganz klar im Vordergrund.

Sanitäter bei Griffin Storm

  • Zwei Soldaten knien hinter einem Schützenpanzer.

    Beim Kampf um Sperren wechseln die Grenadiere die Kampfweise. Werden sie verwundet, sind die Sanitäter immer in der Nähe.

    Bundeswehr/Lea Bacherle
  • Zwei Sanitäter knien im Wald bei einem Verletzten.

    Bei den Sanitätern spielt Zeit eine entscheidende Rolle. Mit einem direkten Zugang zur Blutbahn des Verletzten haben sie die beste Kontrolle über die Vitalfunktionen des Patienten.

    Bundeswehr/Lea Bacherle
  • Eine Soldatin bereitet den Defibrillator für den Einsatz vor.

    Der Schockraum im Sanitätsbereich verfügt auch über einen Defibrillator. Durch gezielte Stromstöße werden Herzrhythmusstörungen, Kammerflimmern oder Tachykardien beendet.

    Bundeswehr/Lea Bacherle
  • Zwei Autos nach einem Verkehrsunfall, in jedem sitzen Verletzte.

    Zahlreiche Verletzte und unterschiedliche Verletzungsmuster, auch MASCALMass Casualty (Mass Casualty) genannt. Das bedeutet immer Anspannung und Stress für Ersthelfer und Sanitäter.

    Bundeswehr/Lea Bacherle
  • Ein Krankentransportwagen mit Rotem Kreuz auf weißen Grund im Wald

    Sanitäter sorgen bei der Übung Griffin Storm dafür, dass niemandem etwas passiert und wenn doch, wissen sie, was zu tun ist.

    Bundeswehr/Lea Bacherle
von René Hinz

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