Heer
Vereinte Kampfkraft

Gemeinsames Verteidigungsgefecht bei Grand Quadriga

Gemeinsames Verteidigungsgefecht bei Grand Quadriga

Datum:
Ort:
Pabrade
Lesedauer:
4 MIN

Die Panzerbrigade 12 aus dem bayerischen Cham ist die schwere Brigade im Süden Deutschlands und Kern des Gefechtsverbandes bei der Übung Grand Quadriga in Litauen. Der Kommandeur der Brigade, Oberst Axel Hardt, versichert: „Meine Frauen und Männer wissen, dass sie hier bei Grand Quadriga einen ganz entscheidenden Beitrag leisten, um abzuschrecken.“

Ein Kampfpanzer steht in sandigem Gelände und gibt einen Schuss ab, ein Feuerball entsteht.

Die Panzerbrigade 12 setzt in Litauen 1.200 Soldatinnen und Soldaten ein. Gemeinsam mit NATO-Partnern üben sie die Operationsart Verteidigung.

Bundeswehr/Marco Dorow

Quadriga ist mehr als eine Übung, wie man sie bisher kannte. Vielmehr ist es ein Übungsverbund aus mehreren, teils ineinandergreifenden, einzelnen Übungen. Insgesamt setzt die Bundeswehr dazu 12.000 Soldatinnen und Soldaten mit 3.000 Fahrzeugen und zusätzlich 30 Luftfahrzeuge ein. Die Übungsreihe begann mit Grand North in Norwegen im Frühjahr dieses Jahres, verlief weiter über Grand Center in Polen und Litauen, parallel dazu Grand South in Ungarn und Rumänien. Jetzt schließt sich als Kern und gleichzeitig Höhepunkt Grand Quadriga in Litauen an.

„Hier in Litauen stehen wir mit unserer Panzerbrigade 12, geführt von der 10. Panzerdivision, im Fokus der Quadriga-Serie. Wir setzen mit unseren Partnern aus den Niederlanden, Frankreich und Litauen rund 1.200 Männer und Frauen und dazu fast 600 Fahrzeuge ein“, erklärt Brigadekommandeur Hardt.

Eine Brigade für das Gefecht gemacht

Das Mindset der Soldatinnen und Soldaten, ihre Ausrüstung und Ausbildung sind schon lange auf diesen Auftrag im Baltikum ausgelegt. Bereits im April 2023 wurde der Brigade das Panzerbataillon 363 aus Hardheim unterstellt. Zusammen mit den beiden Panzergrenadierbataillonen 112 aus Regen und 122 aus Oberviechtach sowie dem Panzerbataillon 104 aus Pfreimd ist die Brigade den Schweren Kräften des Heeres zuzuordnen. „Der Panzerbrigade 12 stehen damit vier durchhalte- und durchsetzungsfähige sowie robuste und zur Herbeiführung einer Entscheidung befähigte Manöverelemente im Gefecht zur Verfügung“, so der Kommandeur. Die Brigade geht klar den Weg in Richtung schwere Brigade als Teil der Division 2025, die der NATO zugesagt worden ist.

Bereits seit Anfang 2024 hat sich die Brigade auf Grand Quadriga 2024 in Pabrade vorbereitet. Der Höhepunkt war dann die reale strategische Verlegung nach Litauen. Jetzt mit einem Training im scharfen Schuss auf dem Truppenübungsplatz Pabrade finde Quadriga für die Panzerbrigade 12 ihren Abschluss, so Hardt.

Wenn der Boden unter schweren Ketten zittert

Zwei Kampfpanzer schießen während der Fahrt. An den Kanonenmündungen entstehen jeweils Feuerbälle.

Feuer und Bewegung: Holt die Panzertruppe zum Gegenschlag aus, zerreißen die Geschosse ihrer Glattrohrkanonen die Luft und ihre schweren Ketten lassen den Boden weithin beben

Bundeswehr/Marco Dorow
Zahlreiche Kampfpanzer stehen am Bahnhof und warten auf ihre Verladung.

Der Leopard 2 A7V ist die modernste Variante des Kampfpanzers – mit Klimaanlage, verbesserter Optronik und tempierbarer, also einstellbarer Munition

Bundeswehr/Marco Dorow

Die Kampfpanzer Leopard und die Schützenpanzer Puma sind die Schwergewichte des Gefechtsverbandes in Litauen. „Der Transport, also die militärische Verlegung der Panzer aus dem Heimatstandort über die mehr als 2.000 Kilometer, lief reibungslos. Für die Panzer ging es anfangs per Straßentransport, dann über die Ostsee nach Kleipeda in Litauen und schließlich weiter per Schiene“, erklärt Oberfeldwebel Philipp F.*

Er ist der Kommandant seiner insgesamt vierköpfigen Besatzung. Der Kampfpanzer ist für ihn ganz klar das Waffensystem in seiner Brigade. „Unsere Hauptwaffe ist die 120-Millimeter-Glattrohrkanone. Stehende, aber auch fahrende Ziele bis in einer Entfernung von fünf Kilometern sind kein Problem“, beschreibt er die Leistungsfähigkeit der gewaltigen Waffenanlage. Auch habe die Besatzung wegen der 1.500 PS Motorleistung selbst im schweren Sand um Pabrade keine Probleme.

Die Besatzungen der Kampfpanzer bringen eine beeindruckende Feuerkraft in den Gefechtsverband ein und werden in taktisch entscheidenden Momenten eingesetzt.

Vielseitige Panzergrenadiere

Die Grenadiere aus dem Panzergrenadierbataillon 112 aus Regen kämpfen mit ihrem „Mutterschiff“ auf dem litauischen Übungsplatz. Der Schützenpanzer Puma wirkt mit seiner stabilisierten Waffenanlage, der 30-Millimeter-Maschinenkanone, hervorragend mit dem Kampfpanzer Leopard 2 zusammen. Beweglichkeit, Feuerkraft und Schutz der Soldaten sind auf dem Level der Zeit, der Puma ist ein Hightech-Fahrzeug.

So effektiv wie die Grenadiere ihren Schützenpanzer Seite an Seite mit dem Kampfpanzer einsetzen, so effektiv sind sie auch abgesessen im Orts- und Häuserkampf. „Solange es geht, kämpfen wir mit dem Schützenpanzer aufgesessen. Beim Wechsel der Kampfweise, also beispielsweise in eng bebautem Gelände, sitzen die Grenadiere ab und kämpfen zu Fuß weiter. Aber auch dann geht der Schulterschluss mit dem Schützenpanzer nicht verloren“, erklärt der Kompaniechef Anton K*.

„Wegen der räumlichen Enge in den Gebäuden ist die Gefahr dann eine ganz andere“, so der Chef. Jederzeit kann der Feind aus den unterschiedlichen Stockwerken, oberirdisch oder unterirdisch, aus Verstecken wie Kellern, Schächten oder Kanälen, angreifen. „Darum ist es wichtig, Verbindung zu halten und sich ständig der 360-Grad-Bedrohung bewusst zu sein.“ Mit der Fähigkeit, auf- und abgesessen zu kämpfen und sich damit in völlig unterschiedlichen Einsatzräumen zu bewegen, ist das Einsatzspektrum der Panzergrenadiere besonders weit gefasst.

Wie aus einzelnen Fähigkeiten Schlagkraft wird

Gefechtssituation: Drei gepanzerte Fahrzeuge stehen verteilt im Gelände.

Die einzelnen Fähigkeiten der Waffensysteme, etwa des Schützenpanzers Puma und des leichten Flugabwehrsystems Ozelot, sind wichtig und unverzichtbar. Aber nur wenn ihr präziser Einsatz ineinandergreift, entsteht ein schlagkräftiger Gefechtsverband.

Bundeswehr/Marco Dorow

Für den Kommandeur, Oberst Hardt, ist die wichtigste Aufgabe, die Fähigkeiten aller Soldatinnen und Soldaten seiner Brigade zu einem schlagkräftigen Gefechtsverband zu verbinden. Pioniere, Artilleristen, Aufklärer, Sanitäter und Logistiker und noch viele Akteure mehr machen den Gefechtsverband erst aus. Zusätzlich beteiligt sich die litauische Iron Wolf Brigade mit einem Zug Schützenpanzer Vilkas. Die 13. leichte niederländische Brigade, wie auch die Deutsch-Französische Brigade, haben mehrere Infanteriezüge zum Kampf und für die Aufklärung entsendet. Erst die Verbindung aller dieser Fähigkeiten bringt den Erfolg.

Der Kommandeur beschreibt die Herausforderung. „Das muss man sich wie ein Orchester vorstellen. Jedes einzelne Instrument spielt seine ganz spezielle Rolle, gemeinsam mit unseren Partnern aus den verschiedenen Nationen führen wir jede einzelne Fähigkeit zu einem gesamten großen Orchester zusammen. Entscheidend ist, dass meine Soldatinnen und Soldaten verstehen, wie unsere Partner funktionieren, wie wir unsere Fähigkeiten einsetzen und das im Verbund mit den anderen. Wir setzten das hier in Pabrade, wie es militärisch heißt, zum Einsatz der verbundenen Kräfte im Gefecht zusammen.“

*Namen zum Schutz der Soldaten abgekürzt.

Soldaten und Waffen der Panzerbrigade 12 in Litauen

  • Ein Soldat mit Warnweste steht vor zwei Panzern.

    Panzerkommandant und Oberfeldwebel Philipp F.* ist stolz auf seinen Panzer und die Kameradschaft der Besatzung auf seinem Leoparden

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Zwei Soldaten zurren einen Panzer auf einem Schwerlasttransporter mit Stahlketten fest.

    Wegen ihrer massiven Wirkung und beeindruckenden Kampfkraft eignen sich Schwere Kräfte an der Bündnisgrenze zur Abschreckung. Ihre militärische Verlegung bedarf aber relativ viel Zeit.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Mehrere Panzer stehen hintereinander auf Eisenbahnwaggons.

    Für die Schweren Kräfte der Brigade und ihrer Verbündeten waren fast 20 Eisenbahntransporte notwendig, jeder einzelne mehrere hundert Meter lang. Die 10. Panzerdivision hat diese gewaltige Verlegung geplant.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Blick über die Schultern von zwei Soldaten auf einen dritten. Sie sprechen miteinander.

    Oberst Axel Hardt (M.) ist der Kommandeur der Panzerbrigade 12. Die Brigade verfügt über die neuesten Versionen des Kampfpanzers Leopard 2 und des Schützenpanzers Puma.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Ein Soldat hockt neben einem Baum und sichert das Gelände vor ihm, im Hintergrund ein Panzer.

    Sitzen die Panzergrenadiere ab und kämpfen zu Fuß weiter, sichert der Schützenpanzer den abgesessenen Kampf der Grenadiere

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Soldaten und Sanitäter versorgen einen am Boden Liegenden, vor ihnen zwei Gefechtsfahrzeuge.

    Die niederländische 13. Leichte Brigade aus Orischot ist eine Schwesterbrigade der Panzerbrigade 12. Regelmäßiges Üben, wie etwa bei der Versorgung von Verwundeten, bringt Sicherheit, auch über Landesgrenzen hinweg.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Zwei Panzergrenadiere kämpfen in einem Haus.

    Die Panzergrenadiere haben ein unverwechselbares Markenzeichen: In eng bebautem Gelände sitzen sie von ihren Panzern ab und kämpfen die Häuser abgesessen frei.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Zwei Schützenpanzer fahren schnell über eine sandige Fläche, Staub wirbelt auf.

    Mit der zusätzlich angebrachten Reaktivschutzpanzerung ist die Besatzung bestmöglich geschützt und mit der Maschinenkanone trifft die Besatzung des Pumas Ziele auf eine Entfernung von bis zu 3.000 Metern

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Ein kleines gepanzertes und getarntes Fahrzeug auf dem Gefechtsfeld

    Das leichte Flugabwehrsystem Ozelot schützt beweglich geführte Operationen der Landstreitkräfte. Das Aufklärungs-, Führungs- und Feuerleitfahrzeug klärt den Luftraum per Radar bis zu einer Entfernung von 20 Kilometer auf.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Zwei Kampfpanzer in sehr staubiger Umgebung.

    Der Kampfpanzer Leopard 2 ist das wohl bekannteste Waffensystem des Heeres. Feuerkraft und Beweglichkeit machen ihn aus. 1.500 Pferdestärken beschleunigen die mehr als 60 Tonnen auf knapp 70 Kilometer pro Stunde.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Ein gepanzertes Radfahrzeug in schneller Fahrt, die Bordkanone ist seitlich ausgerichtet.

    Der litauische Radpanzer Vilkas verfügt über eine automatische 30-mm-Bushmaster-Bordkanone und ist damit eine schwer bewaffnete Version des Gepanzerten Transport-Kraftfahrzeuges Boxer

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Ein Kampfpanzer und ein Schützenpanzer im Gefecht

    Der Leopard 2 A7V und der Schützenpanzer Puma in der VJTFVery High Readiness Joint Task Force -Konfiguration, also modernisiert für die Schnelle Eingreiftruppe der NATO, sind sehr schlagkräftige und präzise Waffensysteme

    Bundeswehr/Marco Dorow
von René Hinz

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