Gebirgsjäger trainieren auf der Reiteralpe
Gebirgsjäger trainieren auf der Reiteralpe
- Datum:
- Ort:
- Bad Reichenhall
- Lesedauer:
- 2 MIN
Stellungen bauen und beziehen, Feldwände durchsteigen und Geländeabschnitte überwinden – zwei Wochen lang. Die 3. Kompanie der Reichenhaller Jager zeigt, dass auch eine Gefechtsübung im Hochgebirge unter Einhaltung strenger Corona-Auflagen möglich ist.
Anders als in anderen Bereichen der Bundeswehr ist der Auftrag der Gebirgsjäger nicht im Homeoffice zu erfüllen, andere Lösungen müssen also gefunden werden. Wie das trotz zivil-behördlicher und militärischer Auflagen gelingen kann, zeigt die 3. Kompanie des Gebirgsjägerbataillons 231, die im Juli 2020 für zwei Wochen auf dem Gebirgsübungsplatz Reiteralpe bei Oberjettenberg trainiert. Abstandsregeln werden eingehalten und die Soldatinnen und Soldaten der Kompanie für 14 Tage durchgehend abgeschottet. Die Gebirgsjäger übernachten in Einzelbelegung in ihren Hochgebirgszelten. „Wir alle nehmen die Corona-Pandemie sehr ernst. Durch die 14-tägige Isolationsphase ergibt sich für meine Kompanie die Möglichkeit, während dieser Zeit intensiv zu üben“, sagt der Kompaniechef Major Christian Houben.
„Andere würden dafür Geld bezahlen“
Neben dem Gefechtsdienst sollen die Soldaten ihre gebirgstechnischen Fähigkeiten verbessern. An verschiedenen Stationen müssen sie steile Felswände und Geländeeinschnitte mit speziell dafür eingerichteten Sicherungsanlagen überwinden und sich bis zu 60 Meter tief abseilen. Dabei wird so mancher von plötzlich einsetzendem Regen überrascht und erlebt, wie kräftezehrend das Durchsteigen der Felswand wird. So bemerkt eine Soldatin, die bisher an keiner ähnlich langen Übung teilgenommen hat: „Was Durchhaltefähigkeit bedeutet, wurde mir erst hier bewusst. Aber die Hinweise der erfahrenen Gruppenführer helfen, die Herausforderung zu meistern.“
Trotz der körperlichen Anstrengungen zeichnet sich in den meisten Gesichtern ein Lächeln ab. Bei der Seilrutsche, die genutzt wird, um die Truppe schnell über Einschnitte zu bringen, wird dies noch deutlicher. „Andere würden für ein solches Erlebnis vermutlich Geld bezahlen“, bemerkt ein Soldat sichtlich zufrieden, der die etwa 50 Meter lange Abfahrt gerade absolviert hat. Positiv äußert sich auch Oberleutnant Niklas Jacksch, der als Zugführer eingesetzt ist. „Für den Ausbildungsstand des Zuges bedeutet der Übungsplatzaufenthalt einen Quantensprung.“
40 Kilogramm Material schleppen
Ein dritter Auftrag, den die 3. Kompanie zu erfüllen hatte, ist die Vorbereitung einer Weiterbildung der Gebirgsjägerbrigade 23, die Ende Juli 2020 stattfindet. Zu diesem Zweck sanieren die Gebirgsjäger in Zusammenarbeit mit Gebirgspionieren aus Ingolstadt verstärkte Stellungen im Hochgebirge baulich. Dies verlangt den sichtlich angestrengten Soldaten alles ab, wie der Kompaniechef feststellt: „Trotz der mitunter 40 Kilogramm Material, die auf einen Gebirgsgrat verbracht werden müssen, bestehen meine Gebirgsjäger. Ihre besondere Robustheit und Leistungsfähigkeit unter allen Bedingungen zeigt sich hier.“
Obwohl am Ende der zwei Wochen alle Soldaten sichtlich erschöpft sind, ist die Stimmung gut. Jeder weiß um die Fortschritte bei der Gebirgs- und Gefechtsausbildung. Da die Gesundheit aber an erster Stelle steht, wird die Kompanie nach Übungsende geschlossen getestet. Houben resümiert zufrieden: „Die Kompanie konnte nicht nur den Ausbildungsstand steigern, sondern hat auch keinen einzigen bestätigten Coronafall zu verzeichnen.“