Heer
Zwei Kommandeure klettern mit

Gebirgsjäger durchsteigen Felswand im Nebel

Gebirgsjäger durchsteigen Felswand im Nebel

Datum:
Ort:
Bad Reichenhall
Lesedauer:
3 MIN

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Etwa 30 Offiziere und Offizieranwärter der Reichenhaller Jager haben während einer Leistungsüberprüfung die anspruchsvolle Südwand-Route des 1.972 Meter hohen Untersberges in den Alpen erfolgreich gemeistert. Anschließend beförderten der Bataillonskommandeur, Oberstleutnant Dennis Jahn, und der Brigadekommandeur, Oberst Maik Keller, mehrere Soldaten in eindrucksvoller Umgebung.

Ein Soldat an einem Seil tastet sich an Steinen vorwärts. Felswände ragen an den Seiten auf.

Fast geschafft: Am Ende des Kamins, eines tiefen Einschnittes in die Felswand, ist der Gipfel nicht mehr weit

Bundeswehr/Sarah Hofmann

Bereits eine Woche zuvor beginnt der Hochgebirgsjägerzug des Gebirgsjägerbataillons 231, eine speziell für den Kampf im Hochgebirge ausgebildete Teileinheit, alle nötigen Vorbereitungen zum Begehen des Seilgeländers im sehr anspruchsvollen Gelände der Südwand des Unterberges zu treffen. Das Erkunden, der Aufbau und das Betreiben eines Seilgeländers sind dabei wesentliche Aufträge für den Hochgebirgsjägerzug. Die Soldaten setzen Fixpunkte, spannen Seile und fertigen Aufstiegshilfen wie Leitern oder Tritt- und Griffschlingen an. Dadurch wird das Seilgeländer so aufgebaut, dass auch weniger geübte Gebirgsjäger mit schwerem Gepäck, Waffen und Munition ein wegloses und anspruchsvolles Gelände durchsteigen können. Zudem ist es Auftrag des Hochgebirgsjägerzuges, Bergrettungswege in der Wand zu erschließen und im Falle eines Unfalls die Rettungskette zu gewährleisten.

Vorbild für Untergebene

Vier Männer marschieren mit Rucksack und Waffen hintereinander am Fuße eines Berges über eine Wiese.

Noch ist es einfach: Junge Offiziere und Offizieranwärter nähern sich der Südwand des Untersberges, hier vor dem Scheibenkaser.

Bundeswehr/Sarah Hofmann

„Mir war es einerseits wichtig, durch den Aufbau und das Betreiben eines Seilgeländers im schwierigen Gelände den Hochgebirgsjägerzug auszubilden und zu fordern. Andererseits wollte ich, dass die Offiziere des Bataillons die Südwand des Untersberges mittels dieses Seilgeländers durchsteigen. Nur was man selbst erlebt hat, kann man von seinen Untergebenen abverlangen“, erläutert Jahn. Letztlich muss jeder Angehörige der Gebirgstruppe körperlich wie auch psychisch in der Lage sein, sich im ausgesetzten, also einem schmalen und steilen, Gelände zu bewegen. Dazu gehören auch Wege, die nicht in der Karte verzeichnet sind. Dies definiert schlichtweg das Fähigkeitsprofil der Gebirgstruppe.

Dienstaufsicht durch Oberst Keller

1.200 Höhenmeter, eine Marschdistanz von 18 Kilometern und ein Seilgeländer mit etwa 400 Klettermeter müssen die jungen Soldatinnen und Soldaten mit Marschgepäck und Waffen an diesem Tag bewältigen. Bereits um 4.30 Uhr morgens begrüßt Kommandeur Jahn die Offiziere des Gebirgsjägerbataillons 231. Kurz darauf kommt auch der Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade 23, Oberst Keller, hinzu, der während seiner Dienstaufsicht mitmarschiert. Vom Parkplatz Ettenberg geht es im zügigen Tempo über den Scheibenkaser bis kurz unter die Untersberg-Südwand. Dort bereitet sich jeder Soldat „auf das Begehen eines Seilgeländers“ vor – das heißt: Helm auf, Brust-Sitzgurt anlegen und Reepschnur mit zwei Karabinern zur Selbstsicherung am Klettergurt befestigen. Obergefreiter und Offizieranwärterin Isabella Löbel nimmt während ihres Praktikums im Gebirgsjägerbataillon 231 das erste Mal an einem Bergmarsch dieser Art teil. „Ich habe noch keine Erfahrung mit Klettern, aber ich bin mir sicher, dass alles gut geht“, sagt sie kurz vor dem Aufstieg.

„Anspruchsvoll, aber machbar“

Ein Mann steigt mithilfe von Griff und Trittschlingen einen Felsen im Nebel hinauf.

Griffe und Trittschlingen erleichtern das Durchsteigen der Südwand des Untersberges mit schwerem Gepäck

Bundeswehr/Sarah Hofmann

Die Verhältnisse in der Südwand sind ungemütlich – nasser Fels vom Regen in der Nacht, Nebel und geringe Sicht. Entsprechend herausfordernd ist es, mit 15 Kilogramm Gepäck auf dem Rücken Halt für die Füße zu finden. Zu Beginn muss eine Steilstufe mittels Behelfsleiter und ein kurzer überhängender Riss überwunden werden. Anschließend folgen leichtere Geh- und Kletterpassagen unter anderem mit Griff und Trittschlingen gesichert. Am Schluss wartet der steile Ausstiegskamin. Er fordert von jedem Soldaten noch einmal Konzentration und Trittsicherheit. Auch der Bataillons- und der Brigadekommandeur durchsteigen nach dem Motto „Führen von vorn“ die Südwand des Untersberges. Keller resümiert: „Es war anspruchsvoll, aber machbar. Der Hochgebirgsjägerzug hat eine sehr gute Arbeit geleistet. So etwas gibt es halt nur bei uns.“

Seilgeländer wird weiter genutzt

Fünf Soldaten stehen auf einer ebenen Fläche im Gebirge und schauen über die Berge.

Oberstleutnant Dennis Jahn (2.v.r.) erläutert die Gebirgslandschaft am Berchtesgadener Hochthron

Bundeswehr/Sarah Hofmann

Nachdem jeder Soldat die Wand erfolgreich bezwungen hat, nutzt der Bataillonskommandeur das eindrucksvolle Panorama des Berchtesgadener Hochthrons bei einem aufgelockerten Antreten für die Beförderung einiger Soldaten. Zudem wird durch den Brigadekommandeur ein Offizier zum Stabsoffizier befördert.

Jahn sagt zum anstehenden Gebirgsleistungsmarsch: „Ich will das Seilgeländer in der Untersberg-Südwand für den zukünftigen Leistungsmarsch vorgeben. Jeder Offizier sollte nach dem heutigen Tag Schlussfolgerungen für die Gebirgsausbildung in der Kompanie ziehen und sich fragen: Was wird von jedem einzelnen Soldaten erwartet? Und wie ist die Ausbildung zu gestalten, damit jeder Gebirgssoldat diese Herausforderung meistern kann?“

Im Oktober will das Gebirgsjägerbataillon 231, auf mehrere Tage verteilt, über die Untersberg-Südwand-Route klettern. Teile des Bataillons werden sich dann schon im Auslandseinsatz in Mali befinden und fernab vom Gebirge ihren Dienst verrichten.


von Sarah Hofmann

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