Gebirgsjäger bilden in der Heimat des Edelweiß aus
Gebirgsjäger bilden in der Heimat des Edelweiß aus
- Datum:
- Ort:
- Ulaanbaatar
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- 4 MIN
Deutsche Gebirgsjäger unterstützen den Aufbau eines Gebirgsjägerbataillons in der Mongolei. Etwa 25 Soldaten der Gebirgsjägerbrigade 23 sind bis Ende Oktober in der Mongolei, dem Heimatland des Edelweiß, und bilden mongolische Soldaten des Gebirgsjägerbataillons 331 aus. Das binationale Programm läuft bis 2024.
Vom 5. bis 30. Oktober werden die mongolischen Gebirgsjäger von den „Reichenhaller und Mittenwalder Jagern“ in einer Gefechts- und Schießausbildung am Trainingsstützpunkt nahe der Hauptstadt Ulaanbaatar (russische Schreibweise Ulan-Bator) sowie einer ausgelagerten Gebirgsausbildung im Gorchi-Tereldsch-Nationalpark nach deutschen Standards und mit der Ausrüstung der Bundeswehr ausgebildet. Die Soldaten beider Länder verbindet symbolisch das Edelweiß. Hat doch die Gebirgsjägerbrigade 23 das Alpen-Edelweiß im Verbandswappen und die kleine krautige Pflanze mit dem weißen Stern als Blütenstand wanderte nach der letzten eiszeitlichen Kaltzeit aus dem Hochsteppen Zentralasiens in die europäischen Alpen aus.
Langjährige Partnerschaft, die verbindet
Die mongolischen Streitkräfte sind seit über zehn Jahren sehr wichtige Partner der Bundeswehr bei der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mission Resolute Support in Afghanistan. Dort stellen sie das Sicherungselement im deutschen Camp Marmal in der Nähe von Masar-i Scharif. Durch ein Mobiles Trainingsteam der Gebirgsjägerbrigade 23 werden die Männer und Frauen des jungen mongolischen Gebirgsjägerbataillons mittlerweile zwei Mal im Jahr ausgebildet und begleitet. „Das Ziel ist, dass die Mongolen einen eigenständigen Gebirgsjägerverband entwickeln“, erklärt ein verantwortlicher Ausbilder.
Grundlagen im Gebirge bereits letztes Jahr gelegt
Bereits im Herbst 2019 hatte die Gebirgsjägerbrigade 23 Spezialisten in die Mongolei entsandt, um dem neu aufgestellten Bataillon aus der Westmongolei am Fuße des Altaigebirges in die „Bergschuhe“ zu helfen. Dabei bildeten gebirgsspezifische Themen den Schwerpunkt der Ausbildung. Neben der Sicherung am Berg und dem Klettern wurden auch Bergrettung, Orientierung und der Bau von Seilversicherungsanlagen gelehrt. Nach diesem ersten erfolgreichen Durchgang im Herbst 2019 fiel das zweite Modul im Frühjahr 2020 pandemiebedingt aus.
Keine einfachen Bedingungen
Unter schwierigen Bedingungen ist nun die Ausbildung im Oktober 2020 wiederaufgenommen worden. Ein Vorkommando von zehn Gebirgsjägern brach im August in die Mongolei auf, um die Ausbildung vorzubereiten. Vor Aufnahme der Arbeit waren die deutschen Soldaten zunächst in einer sehr restriktiven Quarantäne von 21 Tagen. Die Vorbereitungen des Vorkommandos umfassten das Einrichten eines Ausbildungsklettergartens und mehrerer Ausbildungstouren in dem für diese Zwecke noch weitgehend unerschlossenen Tereldsch-Nationalpark rund 50 Kilometer östlich der mongolischen Hauptstadt. Aber auch das Vorbereiten einer gebirgsspezifischen Gefechts- und Schießausbildung in den sogenannten „Five Hills“ an einem UNUnited Nations-Ausbildungsstützpunkt, dem Peace Support Operation Training Center, gehörte zu den Aufgaben des Vorkommandos.
An der Motivation mangelt es nicht
Über vier Wochen stehen nun Heeresbergführer, Heereshochgebirgsspezialisten, Soldaten der Hochgebirgsjägerzüge und spezialisierte Schießlehrer an der Seite der jungen mongolischen Gebirgsjäger. Für die Ausbildung sind die mongolischen Soldaten bis zu 1.700 Kilometer bis nach Ulaanbaatar angereist. Die Motivation ist also hoch. Die Ausbildung am Heimatstandort des designierten mongolischen Gebirgsbataillons am Fuße des Altai-Gebirges ist aufgrund der infrastrukturellen und sanitätsdienstlichen Bedingungen derzeit nicht möglich. Dennoch gilt: „Diese jungen Burschen haben Lust ausgebildet zu werden“, weiß Hauptfeldwebel Manuel Conrad, der bereits im letzten Jahr als Organisator mit dabei war.
Das Wissen wächst auf beiden Seiten
Die mongolischen Kameraden zeigten sich insgesamt sehr wissbegierig. „Trotz der Sprachbarriere und dem oft umständlichen Übersetzen schauen sie sich vieles schnell ab.“ Oberleutnant Christoph Bockmann, Chef der Ausbildung im Tereldsch-Nationalpark, schätzt an seinen mongolischen Schützlingen besonders die Zähigkeit und die kontrollierte Leichtfüßigkeit im schroffen Gelände. „Man merkt, dass diese jungen Burschen in einem harten Lebensumfeld aufgewachsen sind und in ihrer Kindheit und Jugend viel zu Fuß unterwegs waren.„ Doch die Ausbildung kommt nicht nur den Mongolen zugute. „Alle Soldaten der Gebirgsjägerbrigade 23 kehren von dieser Ausbildungsunterstützung an Erfahrung reicher zurück“, unterstreicht auch der stellvertretende Leiter, Oberstleutnant Lars Kauven: „Unsere Soldaten schießen im gebirgigen Gelände über vier Wochen mit fremden Handwaffen, lernen das Fahren im Gelände, wie es zu Hause niemals möglich wäre. Sie schulen sich als Ausbilder, schauen sich etwas vom Gegenüber ab und können Routen und Klettergärten anlegen, wie es der Alpenraum nicht mehr erlaubt.“
Hoher Besuch
Die erfolgreiche Ausbildung hat auch das Interesse der politischen und militärischen Führung des Landes an diesem Projekt geweckt. Der Staatspräsident der Mongolei, Chaltmaagiin Battulga, und der deutsche Botschafter, Jörn Rosenberg, informierten sich am 20. Oktober in Begleitung des Verteidigungsministers der Mongolei, Nyamaagiin Enkhbold, sowie zahlreicher Generale über die Ausbildung der mongolischen Gebirgsjäger durch die Kräfte der Gebirgsjägerbrigade 23 „Bayern“.
Nach Abschluss dieses Ausbildungsmoduls werden die deutschen Soldaten Ende Oktober in die Heimat zurückkehren. Das Ausbildungsprogramm mit den mongolischen Gebirgsjägern soll insgesamt drei Jahre mit je zwei Modulen jährlich – also noch bis ins Jahr 2024 – dauern. Wenn möglich, soll es in Zukunft am Heimatstandort der mongolischen Gebirgsjäger in der Region Bajan Ulgii stattfinden. Dabei werden dann die gefechtsspezifischen Themen, wie der Kampf im schwierigen Gelände, die Ausbildung stärker dominieren.