Geballte Feuerkraft in Hardheim
Geballte Feuerkraft in Hardheim
- Datum:
- Ort:
- Hardheim
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Auf der Alten Würzburger Straße in Hardheim dröhnen wieder Panzermotoren. Denn das neu aufgestellte Panzerbataillon 363 hat die ersten vier von zukünftig 44 Panzern erhalten: Vier moderne Leopard 2-Kampfpanzer und ein Bergepanzer Büffel sind im Odenwald eingetroffen und in die Carl-Schurz-Kaserne eingerückt.
Fast zehn Jahre lang war es ziemlich ruhig in der Carl-Schurz-Kaserne. „Jetzt ist es soweit: Das erste Dickblech ist da!“, freut sich Brigadegeneral Gunnar C. Brügner am Donnerstag. „Dickblech“ oder „Eisenschweine“, so nennen die Panzermänner liebevoll ihre fahrbaren Untersätze. Gemeint sind Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 A6 mit 1.500 PS Motorleistung. Das sei ein ganz deutliches Signal dafür, dass es jetzt losgehe, so Brügner. Denn mit den ersten Panzern am Standort kann die Ausbildung der Soldaten an ihrem Waffensystem beginnen. Schon für das Frühjahr 2021 plant der Bataillonskommandeur, Oberstleutnant Pascal Pane, den ersten scharfen Schuss mit der 120-Millimeter-Panzerkanone auf dem niedersächsischen Truppenübungsplatz Bergen.
Panzerketten und Gänsehaut
Der Kommandeur rückt auf dem ersten Panzer durch das Tor der Carl-Schurz-Kaserne ein – mit der Truppenfahne seines Bataillons. Nachdem 2011 die letzten Flugabwehrkanonenpanzer Gepard den Bundeswehrstandort verlassen hatten, rattern nun wieder Panzerketten. Im April ist das Panzerbataillon 363 offiziell neu in Dienst gestellt worden. „Gänsehaut“ hat Hardheims Bürgermeister Volker Rohm, als die Panzer vor dem Stabsgebäude halten. „Für die Gemeinde ist heute ein historischer Tag. Nach der Rückkehr der Truppe im Jahr 2018 ist die Bundeswehr jetzt wieder deutlich sichtbar“, sagt er. Auch der Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, Achim Brötel, erinnert sich noch gut an „den schwärzesten Tag meiner Amtszeit“, denn am 26. Oktober 2011 sei die Schließung der Kaserne bekannt gegeben worden. Jetzt sei Hardheim der einzige Standort im Land, der reaktiviert werde. Er sieht die Truppe jetzt „wieder dort, wo sie hingehört“. Denn die Bundeswehr sei Teil der Region und herzlich willkommen.
Schnellstmöglich einsatzbereit
Die Panzergrenadierbrigade 37 aus dem sächsischen Frankenberg verfügt künftig über zwei Panzerbataillone, in Hardheim und im thüringischen Bad Frankenhausen. Sie ist eine von vier Brigaden der 10. Panzerdivision aus dem unterfränkischen Veitshöchheim. „Füllen Sie dieses Großgerät mit Leben“, fordert Brügner die angetretenen Soldatinnen und Soldaten auf und wünscht Pane viel Soldatenglück bei der Umsetzung des Plans, das Bataillon schnellstmöglich einsatzbereit zu machen. „Ich brauche Sie einsatzbereit in der Brigade, die Division braucht Sie, das Heer braucht Sie!“ Nachdem vor einem Jahr die ersten Soldaten eingetroffen waren, leisten heute 176 Soldaten ihren Dienst im Stab und in der 1. Kompanie. Ab dem 1. Oktober soll die Aufstellung der ersten Kampfkompanie beginnen und bis zum Ende des Jahres soll das Bataillon weitere elf Kampfpanzer erhalten. Bis 2023 soll die Aufstellung des Bataillons mit insgesamt drei Kampfkompanien und voller Materialausstattung abgeschlossen sein.
Büffel und Leopard
In Hardheim war bis 2011 das Flugabwehrkanonenpanzerregiment 12 stationiert, im benachbarten Külsheim bis 2006 das Panzerbataillon 363. Beide nutzten denselben Standortübungsplatz. Die Prinz-Eugen-Kaserne Külsheim wurde 2006 aufgegeben, die Kaserne in Hardheim 2016 geschlossen, als das Sicherungsbataillon 12 aufgelöst wurde. 2018 zog die Bundeswehr mit einer Stabs- und Führungsunterstützungskompanie des Special Operation Component Command wieder ein. Im Dezember 2018 gab das Verteidigungsministerium bekannt, das Panzerbataillon 363 in Hardheim wieder aufzustellen. Ein sichtbares Zeichen für die Anknüpfung an die Külsheimer Wurzeln ist das ähnliche Bataillonswappen mit dem schwarzen Büffel, dessen Schattenriss auch die Panzer des Verbandes ziert. Die Kaserne in Hardheim wurde ab 1964 unter dem Namen „Bauland-Kaserne“ errichtet und 1966 auf den Namen des Vormärz-Revolutionärs Carl Schurz umbenannt. Der war nach der niedergeschlagenen badischen Revolution von 1848 in die USA auswandert, schaffte es im amerikanischen Bürgerkrieg bis zum Generalmajor und wurde später noch USUnited States-Innenminister.