Heer
Nachwuchsgewinnung

„Freiwillige mit großem Potenzial länger binden“

„Freiwillige mit großem Potenzial länger binden“

Datum:
Ort:
Augustdorf
Lesedauer:
4 MIN

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Ein Tag mit Blick hinter die Kulissen. Das ist der Orientierungstag für Rekrutinnen und Rekruten in der Truppe. Jetzt hatten auch die jungen Soldaten des Panzergrenadierbataillons 212 in Augustdorf die Gelegenheit, etwas über ihre Perspektiven in der Truppe nach der Grundausbildung zu erfahren.

Mehrere Soldaten stehen auf einem Betonplatz vor Technikhallen an einem Tisch mit Ausrüstung.

Anfassen erlaubt: Gerade die Ausrüstung der erfahrenen Soldaten findet am Orientierungstag bei den Rekrutinnen und Rekruten große Beachtung

Bundeswehr/Luca Vahlsing

Orientierungstage gibt es in der gesamten Bundeswehr. Dieser Tag gehört den jungen Soldatinnen und Soldaten. Das Konzept ist der Dialog: Erfahrene Soldaten vermitteln Einblicke in ihren Dienstalltag. Sie wollen Interesse wecken an ihrem Bereich und somit Talente auf sich aufmerksam machen. Es geht aber auch darum, die Berufszufriedenheit auf lange Sicht zu stärken. 

Eine Möglichkeit ist es, die Interessen junger Soldaten zu Beginn ihrer Dienstzeit, sprich im Anschluss an ihre zweimonatige Grundausbildung, zu berücksichtigen. Ihr Potenzial kann somit besser erkannt und eingesetzt werden. Potenzial und Motivation richtig nutzen – so bildet sich auch ein Mehrwert für die Verteidigung unserer Gesellschaft.

Fünf praktische Stationen und Vorträge

Ein Soldat blickt durch ein Fernglas auf Soldaten und einen Panzer.

Blick in die Zukunft: Viele Rekrutinnen und Rekruten sind zu Beginn ihrer Dienstzeit auf der Suche nach persönlichen Perspektiven. Erfahrene Soldaten unterstützen sie an einem Orientierungstag bei ihrer Entscheidung.

Bundeswehr/Luca Vahlsing

In der Kaserne haben die Soldaten fünf Stationen im Technikbereich des Kampftruppenbataillons für die Rekruten vorbereitet. Neben den praktischen Stationen, bei denen die Panzergrenadiere ihre Ausrüstung, ihren Schützenpanzer und das vielfältige Einsatzspektrum vorstellen, können die Rekruten bei Laufbahnvorträgen im Lehrsaalgebäude nützliche Informationen abgreifen. Draußen zieht die Station „Der Scharfschützentrupp“ erwartungsgemäß wieder besonders großes Interesse bei den Rekruten auf sich. Ist das etwas für mich oder liegt mein Interesse eher woanders? Wie sieht mein Tag aus, wenn ich ein Teil der Kampfkompanie werde? Traue ich mir das zu? Die meisten der insgesamt 107 Rekruten, die derzeit die Grundausbildung bei den Grenadieren in Augustdorf durchlaufen, mögen sich diese Fragen jetzt stellen. 

Rekrutin überzeugt die Kameradschaft 

Eine von ihnen ist die 18-jährige Soldatin Emilia P. Bereits mit 15 Jahren, erzählt P., entschied sie sich für eine Laufbahn in den Streitkräften, motiviert durch die Schilderungen ihres Onkels, der als Zeitsoldat zwölf Jahre bei der Truppe war. Und ganz offensichtlich hat die junge Soldatin die richtige Berufswahl getroffen, schwärmt sie doch von der Grundausbildung „als den zwei spannendsten und aufregendsten Monaten meines Lebens“, in denen sie besonders die „gelebte Kameradschaft“ als wertvollste Erfahrung schätzen lernte. 

„Besonders dann, wenn die ersten Ausfälle zu verzeichnen sind, zeigt sich der Faktor Kameradschaft am deutlichsten“, nennt Emilia ein Beispiel. Mit ihren Hobbys Leistungsturnen, Schwimmen und Basketball ist sie fit, sodass sie die ersten Nächte im Wald und das Abschlussbiwak als „nicht schlimm“ empfand. Sie habe bereits ganz konkrete Zukunftspläne und könne sich nach der Grundausbildung vorstellen, langfristig Dienst in der Truppe zu leisten. Derzeit sei sie für die Gebirgsjäger in Bad Reichenhall vorgesehen, strebe jedoch eine Verwendung beim Logistikbataillon in Volkach an.

General von der 1. Panzerdivision als Gast

Mehrere Soldaten stehen auf einem Betonplatz vor Technikhallen und grünen Fahrzeugen.

Zum ersten Mal besucht Brigadegeneral Volker Bauersachs (r. vorn) als stellvertretender Kommandeur der 1. Panzerdivision den Orientierungstag in Augustdorf. Dabei nimmt sich der General viel Zeit für Gespräche.

Bundeswehr/Luca Vahlsing

Als stellvertretender Kommandeur der 1. Panzerdivision besucht Brigadegeneral Volker Bauersachs den Orientierungstag in Augustdorf – zum ersten Mal in seiner Funktion. Allerdings führt den erfahrenen und ranghohen Soldaten ein Dienstaufsichtsbesuch zu den Panzergrenadieren. Dabei kommt der Ein-Sterne-General jedoch nicht nur mit der Bataillonsführung der Grenadiere in Verbindung. Ihm geht es bei seiner Stippvisite insbesondere um zwei Aspekte: „Ich möchte mir beim Besuch des Orientierungstages einerseits ein Bild machen von der Wirksamkeit unserer Instrumente der Personalgewinnung und -bindung, als auch mit dem Nachwuchs ins Gespräch kommen“, erläutert der zweite Mann an der Spitze der 1. Panzerdivision.

Noch Luft nach oben

Brigadegeneral Bauersachs ist ausgebildeter Hubschrauberpilot. Er trägt das Abzeichen der Heeresflieger auf seinem Barett. An den Stationen mischt er sich unter den Nachwuchs, der gerade mal über zwei Monate Berufserfahrung verfügt. Nach den vielen Gesprächen ist er beeindruckt und stellt „ein hohes Maß an Motivation“ fest, das sich durch die Reihen der jungen Soldatinnen und Soldaten ziehe. Der stellvertretende Divisionskommandeur sieht unabhängig vom positiven Fazit des Augustdorfer Orientierungstages insgesamt aber auch noch ein „hohes Maß an Luft nach oben“ bei den Bemühungen, rund um Personalgewinnung und -bindung. In allen Bereichen müsse man weiter auf die Gruppe, die freiwillig länger Wehrdienst leistet, „individuell eingehen, um das dort vorhandene große Potenzial länger an die Streitkräfte zu binden.“ Als Beispiel führt Bauersachs die beachtliche Anzahl an Abiturienten beim aktuellen Durchgang an, die derzeit ihre Grundausbildung durchlaufen würden.

Die Rekrutinnen und Rekruten haben es schließlich in der Hand, ihre Zukunft in den Streitkräften zu gestalten. Hierfür war auch der Augustdorfer Orientierungstag des Panzergrenadierbataillons 212 ein nützliches Instrument, den Kameraden wertvolle Impulse für ihren weiteren militärischen Werdegang zu liefern. Ganz im Sinne von Bauersachs, der den „Klang des Instruments“ als gelungen bewertet.

von Martin Waltemathe

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