Die Freifaller springen wieder
Die Freifaller springen wieder
- Datum:
- Ort:
- Zweibrücken
- Lesedauer:
- 3 MIN
Der Fallschirmsprungdienst der Luftlandebrigade 1 hat wieder begonnen. Auch während der Corona-Pandemie müssen die grundlegenden Kompetenzen der Fallschirmjäger regelmäßig trainiert werden. Nur so kann die Handlungssicherheit der Soldatinnen und Soldaten in besonderen Situationen, aber auch der richtige Umgang mit Material und Luftfahrzeug garantiert werden.
Im Mai waren wieder die dröhnenden Motoren der Bundeswehrtransportflugzeuge Airbus A400M und Skytruck M28 über Zweibrücken zu hören. Die Soldaten der Luftlandebrigade 1 absolvierten den ersten Freifallsprungdienst des Jahres. Für die geübten Freifaller eigentlich nichts grundlegend Neues. Sie sind die sogenannten Kräfte der ersten Stunde: Mit Waffen und Gepäck, bei Tag und bei Nacht, landen die Freifaller an ihren Gleitschirmen in unbekanntem Gelände. Für diese Aufgabe sind nur besonders leistungsfähige Soldaten geeignet. Als Vorauskräfte oder bei Einzeloperationen springen die Soldaten aus einer Höhe von bis zu 10.000 Metern ab.
Kleine Gruppen, Abstand, Masken
In der Coronakrise kommt nun zu den üblichen Abläufen ein besonderes Hygienekonzept hinzu. Die Überwachungsstelle für öffentlich-rechtliche Aufgaben des Sanitätsdienstes der Bundeswehr hat dafür spezielle Handlungsanweisungen erstellt, die der leitende Ausbilder zum ersten Mal in der Praxis umsetzt. Das bedeutet, die Soldaten springen nur in kleinen Gruppen und halten Abstand zueinander. Jeder trägt einen Mund- und Nasenschutz und nutzt den Vollvisierhelm. Zudem ist die Flugdauer bis zum Absprung begrenzt.
Diese Maßnahmen sollen das Infektionsrisiko so gering wie möglich halten und dem Schutz der Freifaller dienen. Für die Soldaten bedeutet Schutz allerdings nicht nur das Einhalten von Hygienemaßnahmen, sondern grundlegend das Beherrschen ihres Handwerkzeugs als Fallschirmjäger. Dazu gehören eine fundierte Erstausbildung und danach regelmäßiges Üben. So erhalten sie sich ihre Sprunglizenzen und die notwendige Handlungssicherheit, die wiederum in der letzten Konsequenz die Lebensversicherung der Soldaten ist. Daher war es dem Kommandeur der Luftlandebrigade 1, Oberst Jens Arlt, besonders wichtig, die aktuellen Anforderungen wegen der Corona-Pandemie nicht zu diskutieren, sondern zu akzeptieren und schnell wieder „Schirme an den Himmel“ zu bekommen.
Fast 400 Sprünge
„Der Sprung aus dem A400M ist nicht alltäglich und immer wieder beeindruckend“, so ein Springer des Fallschirmspezialzuges des Fallschirmjägerregiments 26. Die Leistungsdaten des Flugzeuges sprechen eine klare Sprache: Das Flugzeug beschleunigt mit seinen vier Propellern auf der Start- und Landebahn von 0 auf 160 Kilometer pro Stunde in nur drei Sekunden. 11.000 PS machen es möglich.
Vom 12. bis zum 15. Mai wurden insgesamt 399 Fallschirmsprünge aus zwei Luftfahrzeugen realisiert. Für die meisten Soldaten war dies der erste Sprung seit der Freifallweiterbildung der Luftlandebrigade 1 im November des vergangenen Jahres. „Daher ist die wieder anlaufende Sprungausbildung ein wichtiger Schritt für alle Beteiligten“, so der Leitende, Stabsfeldwebel Achim Schütze.
Nach der Landung folgt der Auftrag
Täglich meldeten sich rund 30 Soldaten der Saarlandbrigade am Flugplatz in Zweibrücken. In zwei Ausbildungsgruppen aufgeteilt folgen diese Schritte: Die Soldaten erhalten ihren Sprungauftrag, sie bereiten die Ausrüstung vor, absolvieren das Sicherheitstraining und die Ausrüstungskontrolle. Danach beschuffeln, also besteigen, die Freifaller das Luftfahrzeug, springen aus der Seitentür oder Heckrampe ab, landen, packen ihren Fallschirm. Zum Abschluss gibt es eine Nachbesprechung mit dem Leitenden – und das Ganze bis zu vier Mal am Tag. Besonderes Augenmerk legen die Sprungausbilder auf das Verhalten im freien Fall, mit und ohne Gepäck, sowie die Schirmfahrt.
Das Resümee des Leitenden vom Fallschirmjägerregiment 26: „Der Sprungdienst in dieser Woche kann nur der Anfang sein. Unser Ziel ist es, dass jeder Freifaller nicht nur die zwölf notwendigen Fallschirmsprünge absolviert, die er für den Erhalt seiner Lizenz benötigt, sondern insgesamt jährlich rund 50 Mal springt. Beim militärischen Fallschirmspringen müssen wir uns bewusstmachen, dass es nicht nur darum geht, sicher auf dem Boden zu landen. Denn das Fallschirmspringen ist nur ein Mittel zum Zweck. Danach gilt es, unter Einsatzbedingungen einen Auftrag zu erfüllen.“