Feuerkommandos auf Deutsch, Lettisch, Englisch
Feuerkommandos auf Deutsch, Lettisch, Englisch
- Datum:
- Ort:
- Bergen
- Lesedauer:
- 3 MIN
„Pieci, seši, trīs – divi, septiņi, deviņi“, diktiert Hauptfeldwebel Kai Stahlnagel* die Zielkoordinaten für die lettischen Artilleriegeschütze. „Wir machen das gleich in lettischer Sprache. Es geht dann sehr schnell und ist genauso präzise“, erklärt er. In seiner kleinen Kabine sitzt der Feuerleitfeldwebel Schulter an Schulter mit dem Feuerleitoffizier der lettischen Panzerhaubitze M109. Wie keine andere Übung verzahnt Wettiner Heide die Nationen miteinander.
„Unser multinationales Artilleriebataillon der Very High Readiness Joint Task Force (VJTFVery High Readiness Joint Task Force), der Schnellen Eingreiftruppe der NATONorth Atlantic Treaty Organization, umfasst fünf Nationen“, so Oberstleutnant Timo Kaufmann. Er ist der Kommandeur des Bataillons. Sein Auftrag: die Kampfunterstützung. Mit weitreichendem Steilfeuer unterstützt die Artillerie den erfolgreichen Einsatz der Kampftruppe. Kampfentfernungen um die 40 Kilometer verdeutlichen, wie der effektive Einsatz der Artillerie das Gefecht beeinflussen kann. Deutschland, Belgien, Norwegen, die Niederlande und Lettland beteiligen sich an dem multinationalen Artilleriebataillon der VJTFVery High Readiness Joint Task Force.
Die Treffer im Ziel zählen
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„Die Herausforderung liegt darin, die Nationen mit ihren Geschützen, ihren Verfahren, ihrer Technik in die Feuerkommandos zu integrieren und einen gemeinsamen Standard zu schaffen“, erklärt Kommandeur Kaufmann. Für die Kampftruppe, die Grenadiere oder Kampfpanzer, die im Gefecht die Unterstützung der Artillerie brauchen, dürfe es keinen Unterschied geben, ob nun Niederländer, Norweger oder die belgischen Artilleristen das Steilfeuer schießen. Die Übung Wettiner Heide nimmt genau diesen Gedanken auf und synchronisiert die Nationen im scharfen Schuss. Mit realen Feuerkommandos und Gefechtsmunition kämpfen die Artilleristen um die beste Wirkung im Ziel. Jede Nation begegnet dabei ganz individuellen Aufgaben.
Alles läuft über ADLER
Am Funk nennen sie Stahlnagel einfach nur Jay. Der 36-Jährige ist in Idar-Oberstein zu Hause und seit 2005 Artillerist. „In der Regel laufen die Feuerkommandos für unsere deutschen Panzerhaubitzen digital. Alles, was nötig ist, um genau zu feuern, wird innerhalb des Artillerie-, Daten-, Lage- und Einsatz-Rechnerverbundes, kurz ADLER, übermittelt“, beschreibt der Hauptfeldwebel. Damit habe man sehr gute Erfahrungen gemacht. Jay hat seine gesamte Ausbildung auf der Panzerhaubitze 2000 durchlaufen und ist überzeugter Artillerist. Die Panzerhaubitze ist sein Ding. „Hier auf der Übung ist das jetzt anders“, wirft Jay in einer kurzen Feuerpause ein. Die lettischen Kameraden seien mit der Panzerhaubitze M109 in das multinationale Artilleriebataillon integriert. Die Einbindung der lettischen Geschütze in die Feuerkommandos sei seine Aufgabe. Jay ist das Bindeglied für die M109 Geschütze. „Wir machen das auf Lettisch, Deutsch oder auch Englisch“, berichtet er mit einem Lächeln.
Jay verarbeitet gemeinsam mit seinem lettischen Counterpart die Feuerkommandos, die ADLER an sie übermittelt. Danach versorgen beide die lettischen Geschütze mit allen nötigen Daten. Nur wenige Sekunden später feuern die lettischen Geschütze Richtung Gegner. „Die Einbindung der Letten in die Feuerkommandos läuft bruchfrei, die Kampftruppe merkt davon nichts“, so Jay.
Nicht nur Technik, auch Vertrauen verbindet
Egal, ob nun die deutsche Raketenartillerie mit dem Raketenwerfer MARSMittleres Artillerieraketensystem, die deutsche und niederländischen Rohrartillerie mit der Panzerhaubitze 2000, die Norweger mit ihrer Panzerhaubitze K9 oder die belgischen Artilleristen mit der leichten Feldhaubitze 105 oder auch die Letten mit der Panzerhaubitze M109 schießen, die Übung Wettiner Heide führt alle im Gefecht zusammen. Was aber für die Soldatinnen und Soldaten persönlich wichtig ist, bringt ein norwegischer Haubitzenkommandant auf den Punkt. „Für uns zählt auch das persönliche Kennenlernen während der Übung. Unsere Technik kennen wir, doch zu wissen und zu verstehen, wie unsere Nachbarn kämpfen, bringt Vertrauen und Kameradschaft.“
*Namen redaktionell geändert