Fest verzurrt für den Lufttransport
Fest verzurrt für den Lufttransport
- Datum:
- Ort:
- Celle-Wietzenbruch
- Lesedauer:
- 3 MIN
Beim Beladen von Flugzeugen muss jeder Handgriff auch im Dunkeln sitzen, damit die Ladung beim Start nicht verrutscht. Die 8. Luftlandeversorgungskompanie des Fallschirmjägerregiments 31 hat auf dem Heeresflugplatz Celle intensiv das Verladen von Fahrzeugen und militärischem Gerät für den Lufttransport am Tag und in der Nacht geübt.
Logistische Abläufe und Verladeverfahren waren Bestandteile der Übung Blauer Greif, die im Januar in Celle stattfand. Das Lufttransportgeschwader 62 aus Wunstorf hatte hierfür zwei Transportflugzeuge A400M zur Verfügung gestellt. Geübt wurde für sogenannte Non-Combatant Evacuation Operations (Evakuieren von Personen, die nicht den Streitkräften angehören), bei denen Fahrzeuge und militärisches Gerät auf einem Flughafen in einem fiktiven Einsatzland verladen und am Zielflughafen des Heimatlandes oder eines sicheren Drittlandes wieder entladen werden.
Vom Krisenland in ein sicheres Umfeld
Sofern die Lage es erlaube, werde in diesen Operationen Feindkontakt möglichst vermieden, vor allem zum Schutz der zu Evakuierenden. Eine Garantie dafür gebe es aber nicht, erklärt Oberst Jörn Rohmann, Kommandeur des Ausbildungs- und Übungszentrums Luftbeweglichkeit in Celle. „Das taktische Vorgehen unterscheidet sich somit von dem im Friedensflugbetrieb üblichen Be- und Entladeablauf. Alle Handgriffe müssen unter Zeitdruck, Bedrohung und physischer Belastung sitzen.“ Außerdem könne die Truppe in einer solchen Lage nicht verlässlich auf vertraute oder funktionierende Infrastruktur zurückgreifen: „Vieles muss behelfsmäßig in enger Abstimmung mit der Flugzeugbesatzung ablaufen – und das muss geübt werden. Immer und immer wieder.“
Luftbewegliche Kräfte benötigten ein hohes Maß an Flexibilität, Präzision, Geschwindigkeit und Agilität, um erfolgreich zu sein. Der Lufttransport mit Hubschraubern und Flugzeugen werde auch in Zukunft eine Rolle spielen. Bereits bei der militärischen Evakuierungsoperation aus Afghanistan habe Celle als Bereitstellungsraum fungiert. „Damit die Division Schnelle Kräfte auch künftig für solche Aufträge gut aufgestellt ist, freuen wir uns, die zentrale Ausbildungsplattform der Übung zu sein“, so Rohmann.
Wie viele Fahrzeuge passen in den A400M?
Das Be- und Entladen der Transportflugzeuge wurde intensiv geübt: erst im sogenannten Cold Load am stehenden Flugzeug, dann bei laufenden Triebwerken und schließlich inklusive Start und Landung. Sechs Geländewagen Wolf können zeitgleich im A400M verflogen werden – oder zwei Lastwagen, um nur einige Beispiele zu nennen. Jedes Fahrzeug muss anders gesichert und befestigt werden, aber keines darf sich während des Fluges bewegen. Das ist schon bei Tag eine fordernde Aufgabe.
Wenn in der fortgeschrittenen Ausbildung nachts die Flugplatzbeleuchtung ausgeschaltet wird, lässt sich nur mithilfe eines Nachtsichtvorsatzes am Helm noch etwas erkennen. Damit die Soldaten trotz zunehmender Kälte, Müdigkeit und Anspannung auch unter schwierigsten Sichtbedingungen keine Fehler beim Rangieren, Beladen und Befestigen machen, müssen sie sich voll konzentrieren.
Auf ein Signal aus dem Flugzeug setzen sich die hinter der Heckklappe aufgestellten Fahrzeuge in der Dunkelheit in Bewegung und steuern zielgerichtet die Laderampe an. Nach und nach rollen sie in den grünlich schimmernden Frachtraum und werden verzurrt. Kaum sind auch die Soldaten angeschnallt, rollt die Maschine zum Start. Die Männer werden spürbar in die Sitze gepresst, als die vier Triebwerke ihre volle Schubkraft entwickeln und der A400M abhebt. Die Ketten der Fahrzeuge sitzen dagegen so straff, dass sich während Start, Flug und Landung nichts bewegt.
Bewährte Zusammenarbeit Luftwaffe und Heer
Der Kommandeur der Technischen Schule des Heeres und General der Heereslogistiktruppen, Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs, machte sich ein eigenes Bild von der Ausbildung. Insbesondere die Abläufe direkt an der Maschine ließ er sich zeigen. „Kräfte des Heeres und der Luftwaffe müssen mit höchster Präzision und blindem Verständnis zusammenwirken. Das muss drillmäßig geübt werden. Hierzu bietet das Ausbildungs- und Übungszentrum einmalige Möglichkeiten“, erklärt General Cohrs. „Die Versorgungskompanien der Fallschirmjägerregimenter haben sich ganz besonderen logistischen Herausforderungen zu stellen. Luftlandeversorger müssen deshalb persönlich besonders robust, militärisch erstklassig ausgebildet und besonders professionell sein.“ Die Evakuierungsoperation in Kabul habe sehr deutlich gezeigt, dass hohe Dynamik, enormes Operationstempo, unklare und schnell wechselnde Lagen, eine rudimentäre Infrastruktur am Boden und ein nicht umfassend geschütztes Umfeld zu den Herausforderungen für luftbewegliche Kräfte zählen.
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