Heer
Freifalltraining

Fallschirmjäger und Super Hercules lassen die Muskeln spielen

Fallschirmjäger und Super Hercules lassen die Muskeln spielen

Datum:
Ort:
Trollenhagen
Lesedauer:
3 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Das Fallschirmjägerregiment 31 aus dem niedersächsischen Seedorf lädt zum Freifalltraining nach Trollenhagen ein. Zwei Wochen lang heißt es: hoch hinauf und dann mit dem Fallschirm nahezu lautlos wieder sicher zu Boden. Diesmal springen die spezialisierten Soldaten mit Maske und Sauerstoffflasche aus der C-130J-30 Super Hercules der Luftwaffe.

Ein großes Flugzeug fliegt unter blauen Himmel, mehrere Soldaten springen aus der Heckrampe heraus.

Fallschirmjäger springen aus der C-130J-30 Super Hercules ab. Damit der Trupp möglichst nah zusammenbleibt, springen die Soldaten im kurzen Abstand hintereinander aus dem Flugzeug.

Bundeswehr/PIZ Heer

Die Soldaten des Fallschirmspezialzugs, Fernspäher und weitere Spezialisten trainieren regelmäßig den Sprung aus großen Höhen mit einem Gleitfallschirm – eine Grundvoraussetzung, um Luftlandeoperationen umsetzen zu können. Viele Kilometer gleiten sie unerkannt und nahezu lautlos ihrem Ziel entgegen. Dort angekommen, sammeln sie Informationen über den Gegner, die lokalen Gegebenheiten und bereiten alles für die nachfolgenden Kräfte vor.

Wo Fallschirmjäger eingesetzt werden, gibt es nicht immer gut ausgebaute Straßen oder Flugplätze. Und genau da kommt die Super Hercules ins Spiel. Das Transportflugzeug kann auf kurzen Pisten starten und landen und das auch auf unbefestigtem Untergrund wie Erde, Schotter, Gras oder Sand. Mit seinen über 18.000 PS hat es genug Leistung, um in der Variante C-130J-30 bis zu 92 Fallschirmjäger auf eine Absetzhöhe von über 8.000 Metern zu bringen. Vor gerade einmal zwei Jahren trat die erste C-130J-30 Super-Hercules-Maschine ihren Dienst in der deutsch-französischen Lufttransportstaffel in Évreux an. Inzwischen verfügt der binationale Verband über fünf Maschinen dieses Typs.

50 Kilogramm Gepäck plus Ausrüstung

Soldaten sitzen mit Sprungausrüstung und Sauerstoffmaske in einem Flugzeug längs nebeneinander.

Der Fallschirmspezialzug bereitet sich auf seinen Freifallsprung vor. Zuerst atmen die Soldaten vor, also atmen Sauerstoff aus einer Flasche, bevor es rausgeht.

Bundeswehr/Fallschirmjägerregiment 31

Der Fallschirmsprungeinsatz aus großen Höhen erfordert eine besondere Ausrüstung. Neben einem Höhenmesser, den auch jeder zivile Fallschirmspringer hat, benötigen die sehr gut ausgebildeten Soldatinnen und Soldaten einen Navigationsträger, Funkausstattung, eine Atemmaske, zwei Sauerstoffflaschen sowie Kälteschutz. Auf Reiseflughöhe kann die Temperatur bis zu minus 60 Grad Celsius betragen, da geht es nicht ohne entsprechende Ausrüstung. Bei so viel Material kommen schnell mehr als 50 Kilogramm Gepäck zusammen.

Für Sprünge aus großen Höhen tragen die Fallschirmjäger eine eigens entwickelte Sauerstoffmaske, um den fehlenden Sauerstoff zu kompensieren. Den benötigten Sauerstoff führt jeder an seiner Ausrüstung mit sich. Die sogenannte Aufstiegsflasche ist für die Sauerstoffversorgung beim Aufstieg mit dem Luftfahrzeug bis zur geplanten Absprunghöhe in Gebrauch. Die Abstiegsflasche wiederum versorgt die Soldaten mit Sauerstoff nach dem Absprung aus dem Luftfahrzeug bis zur Landung.

„Im Laufe der Jahrzehnte hat sich diese Ausbildung in der Bundeswehr deutlich weiterentwickelt. Heutzutage ist sie auf einem extrem hohen Niveau und die Ausrüstung, wie beispielsweise die Sauerstoffausrüstung und die bald kommenden neuen Fallschirme, zeigen, wo es in Zukunft hingehen wird“, kommentiert ein Teilnehmer, Hauptfeldwebel Roland R.*, das Freifalltraining.

Ausbildung in besonderem Luftraum

Ein Soldat im freien Fall mit Ausrüstung und Sauerstoffmaske, im Hintergrund Wolken.

Erster Sauerstoffsprung: Alle haben geprüft, ob ihre Maske richtig sitzt und beim freien Fall nichts verrutscht

Bundeswehr/Markus Mader
Zwei Soldaten landen mit ihren Fallschirmen auf einer vertrockneten Wiese.

Nach einem erfolgreichen Fallschirmsprung landen die Soldaten mit ihrem Gepäck sicher und in einem möglichst kleinen Umkreis

Bundeswehr/Daniel Kaiser

Kein Gleiteinsatz ist Routine, alles muss bis ins Detail geplant und berechnet werden. Viele Soldatinnen und Soldaten sind daran beteiligt, um die Fallschirmjäger am Ende ihres mehrere Kilometer langen Gleitflugs an das geplante Ziel zu bringen. Beispielsweise ist der Ausbildungsleiter oder der Einsatzoffizier verantwortlich für die Berechnung des Absprungpunkts. Dafür nutzt er eine Softwarelösung namens HEIDISEvaluated Intelligent Drop Infiltration System, um den Trupps die nötigen Daten für den Fallschirmsprung zur Verfügung zu stellen. Mithilfe dieser Software können innerhalb von wenigen Minuten alle Rahmenparameter eines Sprungs eingegeben und der Sprung physikalisch korrekt berechnet werden.

Des Weiteren gibt es noch Personal, dass die Fallschirmjäger beim Anlegen ihrer Ausrüstung unterstützt und überprüft, Wetterdaten misst und den Luftraum kontrolliert. Und die Absetzer sorgen im Flugzeug dafür, dass der Trupp an genau der richtigen Stelle abspringt. In Deutschland ist dieses Verfahren nur in ausgewählten Gebieten möglich, da der Luftraum überwiegend vom zivilen Luftverkehr belegt ist. Über Trollenhagen gibt es einen extra dafür vorgesehenen Luftraum. Deshalb kann hier das Gleitfallschirmspringen bei Tag und in der Nacht ungehindert geübt werden. 

Das Verfahren stellt hohe Anforderungen an alle beteiligten Soldatinnen und Soldaten. Jeder Handgriff muss beherrscht werden, jeder auch nur kleine Fehler kann fatale Folgen haben, deswegen muss zum Erhalt der Einsatzbereitschaft dieses Verfahren regelmäßig trainiert werden. 

*Name zum Schutz der Soldaten abgekürzt.

von Markus Mader

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

mehr zum Thema