Fallschirmjäger am Himmel über Tancos
Fallschirmjäger am Himmel über Tancos
- Datum:
- Ort:
- Portugal
- Lesedauer:
- 3 MIN
Auch in diesem Jahr haben die Soldatinnen und Soldaten Luftlandebrigade 1 aus dem saarländischen Saarlouis auf der Air Base in Tancos in Portugal geübt. Während der taktischen Freifallweiterbildung, der Übung Deep Infil 2022, trainierten sie gemeinsam mit portugiesischen Fallschirmjägern und vertieften so die binationale Zusammenarbeit.
Die achttägige Ausbildung mit den portugiesischen Kameraden begann am 4. Oktober. Rund 100 Freifallspringer übten in Tancos das taktische Fallschirmspringen mit allen Vorauskräften der Luftlandebrigade 1 und portugiesischen Vorauskräften, eine Spezialeinheit. Sie erkunden immer wieder, ob die Landezonen sicher sind, bevor die Fallschirmjäger folgen. Zwei Kurzstecken-Transportflugzeuge der Bundeswehr vom Typ M28 Skytruck brachten die Fallschirmspringer bei Tag und Nacht in die Luft für den taktischen Sprungeinsatz. Die Air Base in Tancos bietet hierfür alle Voraussetzungen: eine Start- und Landebahn, die sich auch für noch größere Transportflugzeuge eignet und einen großen Luftraum mit mehreren Außenlandezonen für die Fallschirmspringer.
371 Sprünge am ersten Tag
Während der Übung Deep Infil stand viel auf dem Programm. Die Ausbilder der Luftlande- und Lufttransportschule aus dem bayerischen Altenstadt gingen mit den beteiligten Fallschirmspringern unterschiedliche Ausbildungsthemen durch, Erfahrungen wurde ausgetauscht und Verfahrensabläufe harmonisiert. Allein der Start verlief mehr als vielversprechend. 371 Sprünge wurden am ersten Tag absolviert und viele weitere folgten.
Während der Übung nutzten die Soldaten das neue System HEIDISEvaluated Intelligent Drop Infiltration System (Evaluated Intelligent Drop Infiltration System). Der dafür verantwortliche Systemfeldwebel erklärt: „Kein Fallschirmsprung ist Routine, alles muss und soll bis ins kleinste Detail geplant und berechnet werden. An erster Stelle steht das Leben des Springers.“ Um bestmögliche Ergebnisse zu erreichen, stehe dem Einsatzoffizier für den taktischen Freifallgleiteinsatz dieses computergestützte System zur Verfügung. Mit HEIDISEvaluated Intelligent Drop Infiltration System kann der Absprungpunkt unter Berücksichtigung von aktuell gemessenen oder aus einem Vorhersagemodell entnommenen Wetterdaten berechnet werden. Mit dieser neu entwickelten Software könne man innerhalb von wenigen Minuten alle Rahmenparameter eines Fallschirmsprungs eingeben und physikalisch korrekt berechnen. So die Theorie, aber wie sieht es in der Praxis aus? „Durchweg positiv und sehr arbeitserleichternd“, urteilt ein Hauptfeldwebel. „Vor der Einführung von HEIDISEvaluated Intelligent Drop Infiltration System mussten alle Daten händisch berechnet werden und die Ergebnisse waren nicht annähernd so genau wie die Ergebnisse dieses Programms.“
Man müsse sich aber intensiv mit dem System beschäftigen und die Besonderheiten kennen, beschreibt der Systemfeldwebel. Doch seine Tätigkeiten beschränken sich nicht nur auf das Bedienen des Computerprogramms. So etwa plant er den Einsatz gemäß den Vorgaben des taktischen Führers, weist die Piloten in den Ablauf ein, bereitet die Einweisung der Freifalltrupps vor und unterrichtet die Truppführer in den geplanten Sprungablauf. „Auch bei diesen vielen Tätigkeiten bringt HEIDISEvaluated Intelligent Drop Infiltration System eine deutliche Arbeitserleichterung.“
Keine Zeit wird verschwendet
Das Wetter beeinflusst maßgeblich den Freifallsprungdienst. Ist das Springen nicht möglich, füllt Stabsfeldwebel Maik M., eingesetzt als Fallschirmprüffeldwebel, den Ausbildungsplan. Ausbildungsinhalte, wie beispielsweise die Wartung und Instandhaltung von Fallschirmsprungsystemen, sind sein Fachgebiet. Sein umfangreiches Fachwissen der militärischen Fallschirmsysteme ist Grundlage für viele wichtige Ausbildungen. Er erklärt den Fallschirmjägern noch unbekannte Fallschirmtypen oder unterschiedliche Modifikationen der vorhandenen Typen, was schlussendlich zu einer höheren Einsatzbereitschaft der Soldaten führt.
Für diese Übung hatte die Luftlandebrigade 1 zudem ein extra Hygienekonzept erarbeitet. „So wurde sichergestellt, dass im Falle einer Corona-Ansteckung der Betroffene umgehend isoliert worden wäre, um eine Ausbreitung unter den Fallschirmspringern zu verhindern“, erklärt Oberfeldarzt Nicolai G., Brigadearzt der Luftlandebrigade 1. Mit seinem Team, bestehend aus mehreren Ärzten und Rettungssanitätern, war er für jeden Notfall wie auch für die kleinen Wehwehchen ausgerüstet, bot den Soldaten jeden Tag Sprechstunde und Physiotherapie an.
Ausbildung, Kameradschaft und der gute Zweck
Das Organisationsteam kümmerte sich auch um das leibliche Wohl der Fallschirmspringer. Sie verkauften heißen Kaffee am Morgen, Energieriegel und Getränke über den Tag, damit die Springer ihre Akkus immer wieder aufladen konnten. Das dabei erwirtschaftete Geld wurde wiederum beim gemeinschaftlichen Grillen ausgegeben. Aber der größte Teil ging in Höhe von 1.400 Euro als Spende an die Soldatenhilfswerke Nord und Süd.
Die achttägige Übung Deep Infil trug dazu bei, verschiedene Trainingsabläufe immer wieder durchzugehen und damit die Handlungssicherheit bei den beteiligten Soldaten zu erhöhen. Insgesamt wurde 1.800 Fallschirmsprünge absolviert.