Heer
Europäische Sicherheit

Europas Krisenreaktionskräfte üben

Europas Krisenreaktionskräfte üben

Datum:
Ort:
Bergen
Lesedauer:
3 MIN

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Viele Nationen, eine Mission: Wie stellt die Europäische Union im Ernstfall eine kampfstarke militärische Einheit für die Sicherheit Europas auf? 17 EUEuropäische Union-Nationen beweisen auf dem Übungsplatz Bergen in Niedersachsen, dass sie im Verteidigungsfall gefechts- und einsatzbereit sind.

Auf einem Feld stehen zwei Radfahrzeuge. Dazwischen rennt ein Soldat im Abendlicht.

Der mobile und flexible Gefechtsverband der EUEuropäische Union-Battlegroup ist mit radbasierten Fahrzeugen ausgestattet, etwa dem Allschutz-Transport-Fahrzeug Dingo und dem geschützten Eagle. Hinzu kommen kompakte Kettenfahrzeuge wie der Waffenträger Wiesel.

Bundeswehr/Marco Dorow

Der Gefechtsverband der EUEuropäische Union-Battlegroup, die Core Battlegroup, hat den Auftrag, mit einer Patrouille aus mehreren Gefechtsfahrzeugen Informationen unter anderem über das Gelände, die Lage und die Ausrüstung des Feindes zu gewinnen. Beim Befahren der Straßen wirkt alles friedlich, doch die Ruhe trügt.

Plötzlich detoniert eine Sprengfalle mit einem grellen Feuerball. Die Druckwelle ist selbst aus einem Kilometer Entfernung noch zu spüren. Das gepanzerte Führungsfahrzeug Eagle vom Aufklärungstrupp 1 ist durch die Ladung einer feindlichen Miliz schwer beschädigt worden, es gibt Verwundete. Sofort muss der Kompaniechef handeln. „Kopf runter, feindliches Maschinengewehrfeuer!“ Dies ist ein realitätsnahes Szenario. Die Krisenreaktionskräfte der EUEuropäische Union müssen es daher auf allen Führungsebenen intensiv üben.

Das Jahr 2025 wird das Bereitschaftsjahr der European Union Battlegroup (EUBGEuropean Union Battlegroup) sein. Sie ist die Militäreinheit der EUEuropäische Union. Ein Jahr lang kann der kampfstarke, schnell einsetzbare Gefechtsverband unter deutscher Führung jederzeit abgerufen werden, für den Fall, dass die Sicherheit Europas gefährdet ist.

Genau dafür übt die Battlegroup jetzt in Norddeutschland. Es geht um das reibungslose Zusammenwirken der unterschiedlichen Führungsebenen der verschiedenen Länder – von der kurzfristigen Alarmierung über die komplexe logistische Verbringung bis zum raschen Einsatz der taktischen Kräfte auf dem Gefechtsfeld, verstärkt durch die zahlreichen Unterstützungskräfte aus ganz Europa. Sie alle bilden das Kräftedispositiv der EUBGEuropean Union Battlegroup 2025.

Per Landmarsch und Bahntransport ins Einsatzgebiet

Auf einem Güterbahnhof entladen zwei Soldaten mit einem Kranfahrzeug einen grauen Container.

Die EUEuropäische Union-Battlegroup funktioniert wie ein komplexes Uhrwerk. Alle multinationalen Kräfte bringen ihre einzigartigen Fähigkeiten ein, um die militärischen Aufgaben erfüllen zu können – ob am Gefechtsstand, in der Logistik oder in der Kampftruppe.

Bundeswehr/Marco Dorow

Laut Übungsszenario wurde der Gefechtsverband alarmiert und damit beauftragt, mit einer Stabilisierungsoperation die Sicherheit in einem Gebiet wiederherzustellen und befreundete Kräfte in einer Krisenregion zu unterstützen. Die einsatzbewährten Infanteristen des Gebirgsjägerbataillons 231 aus Bad Reichenhall sind vorwiegend mit radbasierten Gefechtsfahrzeugen wie dem Transportfahrzeug Dingo und dem Eagle präsent. Sie bilden den harten Kern der Battlegroup.

Neben Deutschland beteiligen sich zahlreiche weitere Nationen mit ihren Streitkräften und bringen immer mehr Personal und Material in das Einsatzgebiet – per Landmarsch oder Bahntransport. Österreicher, Franzosen, Iren, Niederländer und weitere Übungsbeteiligte entladen Tag für Tag Fahrzeuge, tonnenweise Munition, Treibstoff und notwendige Güter an der Bahnrampe. So entsteht vor Ort nach und nach die EUEuropäische Union-Battlegroup.

An dieser Rampe war vor wenigen Tagen der Eagle aus Bad Reichenhall entladen worden, der nun angesprengt ist. Der Feind lauert in einem nahegelegenen Dorf und setzt den verbleibenden Kräften mit seinem Maschinengewehrfeuer schwer zu. Wie löst der Kompaniechef die Situation unter Zeitdruck?

Die Battlegroup schlägt zurück

Zurück zum Anschlagsort. Per Funk meldet der Kompaniechef den Anschlag und beantragt, die Reservekompanie einzusetzen. In dieser Situation geht es um die Rettung der eigenen Kräfte sowie um die Unterstützung umzingelter befreundeter Kräfte, die nicht mehr in der Lage sind, sich selbstständig vom Feind zu lösen.

Der hat sich laut einem Drohnenbild in dem Ort Eulenstein verschanzt und führt weitere Unterstützungskräfte zu. Per Funk gibt der Kompaniechef einen kurzen Gefechtsbefehl. Sein Plan: Die Reservekompanie zerschlägt den feindlichen Infanterietrupp durch einen Angriff in die Flanke. Die eigenen Kräfte, die angeschlagen sind, können dadurch besser ausweichen. Zusätzlich soll Mörserfeuer den Feind daran hindern, nachzurücken. 

Inzwischen gehen die Infanteristen im nahegelegenen Wald in Stellung und bereiten sich darauf vor, unter Deckungsfeuer die Ortschaft Eulenstein einzunehmen. Dann heißt es: „Sprung auf! Marsch, Marsch!“ Dutzende Soldatinnen und Soldaten stürmen mit ihren Gewehren durch den Nebel Richtung Ortschaft. Haus für Haus kämpfen sie Eulenstein feindfrei – ein Kraftakt, der zügiges, entschlossenes Vorgehen und höchste Konzentration erfordert. Der Feind kann hinter jeder Tür lauern.

Nachrückenden Feind aufhalten

Vom Hang aus halten Maschinengewehre und Maschinenkanonen den Feind durch Deckungsfeuer nieder. Hunderte leuchtende Geschosse prallen innerhalb von Sekunden am Gegenhang auf und vernichten ihr Ziel. Mit dem Panzerabwehrsystem MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem und den Panzerfäusten können die feindlichen Gefechtsfahrzeuge wirksam ausgeschaltet werden. Währenddessen versorgt der bewegliche Arzttrupp die Verwundeten und bringt sie vom Gefechtsfeld in die Rettungsstation. Dort warten die Sanitäter auf sie.

Mit dem Bergeseil wird auch das beschädigte Fahrzeug aus der Gefahrenzone geschleppt. Danach nehmen die geschützten Fahrzeuge die Soldatinnen und Soldaten auf. Die Scharfschützentrupps vernichten übriggebliebene Feindkräfte und Hochwertziele wie feindliches Führungspersonal. „Hit!“, quittiert der Spotter den Treffer seines Schützen. Die Core Battlegroup kann ihren Auftrag fortsetzen.

  • Viele Soldatinnen und Soldaten marschieren in Reihe über ein grünes Feld.

    Hunderte Infanteristen erreichen das Einsatzgebiet

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Neben einem gepanzerten Fahrzeug detoniert eine Sprengladung mit grellem Feuerball.

    Die EUEuropäische Union-Battlegroup muss in der Lage sein, schlagartig von defensiven Operationen hin zum offensiven Gefecht zu wechseln. In Bergen übt sie daher, wie sie vorzugehen hat, wenn sie angegriffen wird. Ziel ist, die Sicherheit wiederherzustellen.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Auf einem Feld neben Holzhütten liegt ein Soldat mit einem Maschinengewehr in Stellung und schießt.

    Haus für Haus kämpfen sich die Infanteristen durch die Ortschaft, bis vom Feind in den Häusern keine Gefahr mehr ausgeht. Doch dann greifen weitere Feindkräfte überraschend von außen an.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Von einem Hang aus schießt ein liegender Soldat mit dem Maschinengewehr bei Abendröte.

    Maschinengewehrschützen geben Deckungsfeuer, während eigene Kräfte mit ihren MG5 in die Ortschaft vorrücken. Dadurch wird der Angriff des Feindes abgewehrt.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Auf einem Feld stehen vier Soldaten an einem Mörser und schießen. Ein Heller Feuerball entsteht.

    Die Mörsertrupps der EUEuropäische Union-Battlegroup nutzen unter anderem den Mörser im Kaliber 120 Millimeter. Damit können sie Sprengpatronen und Nebelpatronen mit Steilfeuer verschießen.

    Bundeswehr/Marco Dorow
von Peter Müller

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