Eine Ära geht zu Ende – Letzter Flug des Huey
Eine Ära geht zu Ende – Letzter Flug des Huey
- Datum:
- Ort:
- Bückeburg
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Am 23. Juni 2021 nach genau 54 Jahren und drei Monaten Flugdienst endet mit dem letzten Flug der Bell UH-1D eine Ära. „Sie flog fast überall“, so der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais kurz nach der letzten Landung auf dem Heeresflugpatz in Bückeburg. Aus dem brandenburgischen Neuhardenberg ist Mais mit der letzten Bell der Bundeswehr an den Ort geflogen, wo die Bell UH-1D unvergessen bleiben wird.
Viele kennen das markante Fluggeräusch dieses Hubschraubertyps: Es gab der Bell UH-1D ihren Spitznamen „Teppichklopfer“ oder auch den Beinamen „Huey“. Mehr als 350 Stück wurden seit 1967 an die Bundeswehr ausgeliefert. Die letzte Maschine mit der Kennnummer 73+08 auf dem Heckausleger erhielt eine spezielle „Goodbye Huey“-Lackierung. Sie flog in der letzten Phase ihrer Dienstzeit nochmals zu ehemaligen Stationierungs- und Einsatzorten. „Es war ein außerordentlich zuverlässiger und robuster Hubschrauber“, lobt Inspekteur Mais. Mit zahlreichen Lizenznehmern wurden immerhin rund 16.000 Maschinen des Typs gebaut.
Start in ein neues Kapitel
Am Nachmittag des 23. Juni startet die 73+08 zum letzten Mal. Von Brandenburg über Berlin in das niedersächsische Bückeburg geht der letzte Flug der Huey. Insgesamt sechs Hubschrauber aus allen fliegenden Verbänden des Heeres empfangen den „Goodbye Huey“ vor dem Heeresflugplatz Bückeburg und geleiten ihn zur Abschlusslandung. Nach einem letzten Kreisen dieser Abschiedsformation setzt der Huey vor der Halle 7 des Bückeburger Heeresflugplatzes auf. Rund 50 Gäste aus Bundeswehr, Politik und Kultur sind für diesen Festakt zum Transporthubschrauberregiment 30 gekommen. „Für mich ist dieser letzte Flug und dieser Festakt heute zur Außerdienststellung eine ganz besondere Ehre“, beschreibt der ranghöchste Heeressoldat. Hat doch die Fliegerei rund 20 Dienstjahre des Inspekteurs gefüllt. Er selbst war Hubschrauberpilot auf der Bell UH-1D und ihrem Vorgängermodell Alouette. Mit dieser letzten Landung in Bückeburg beginnt für den Hubschrauber ein neues Kapitel, auch ohne Auftrag wird er weiterhin Groß und Klein begeistern.
Die letzte Landung
Brigadegeneral, Ulrich Ott, Kommandeur des Kommandos Hubschrauber, General der Heeresfliegertruppe und General Flugbetrieb heißt den Inspekteur nach der Landung in Bückeburg willkommen. Der „Fliegermarsch“, gespielt von Soldaten des Heeresmusikkorps Hannover, läutet den letzten offiziellen Akt um den legendären Hubschrauber ein. „Schon die Einführung des Hubschraubers 1967 war ein Erfolg“, so Mais. So seien alle bestellten Hubschrauber innerhalb weniger Jahre bis 1971 an die Truppe ausgeliefert worden. Die Ausbildungen der Besatzungen fand in Bückeburg und bei der USUnited States-Army in Fort Rucker im USUnited States-Bundestaat Alabama statt. Über 2,3 Millionen Flugstunden sei der Typ geflogen. Kein anderer Bundeswehrhubschrauber sei öfter in der Luft gewesen, betont Mais in seiner Rede. Die Maschine zeichne sich durch hohe Zuverlässigkeit und überaus solide Flugeigenschaften aus. In seiner Rede zeichnet der Inspekteur einige Stationen der Bell UH-1D nach.
Der Huey in der Bundeswehr
1965 kam es zu einer Bestellung von 356 Maschinen für Heer, Luftwaffe und Bundesgrenzschutz. Die Maschinen wurden überwiegend in Deutschland in Lizenzfertigung hergestellt. Hauptauftragnehmer war damals Dornier. Das Heer bekam 204 Maschinen und rüstete damit zahlreiche Verbände aus. Im Heer wurde vorwiegend die Infanterietruppe geflogen und luftbeweglich gemacht. Fallschirmjäger, Luftlandetruppe, Gebirgsjäger und Jäger waren die Hauptnutzer für Personal- und Materialtransporte. Auch als Sanitätshubschrauber war der Huey im Einsatz. Die Luftwaffe bekam 132 Maschinen und setzte sie für unterschiedliche Zwecke ein. Viele Maschinen dienten dem Such- und Rettungsdienst SARSearch and Rescue (Search and Rescue). Diese Hubschrauber waren mit medizinischer Notarzt-Ausstattung ausgerüstet und hatten eine ausschwenkbare Rettungswinde an Bord.
Bewährung im Ausland
Die Bell UH-1D in ihren Varianten flog auch über viele Jahre zuverlässig in Auslandseinsätzen der Bundeswehr. So zum Beispiel beginnend 1991 im Rahmen der Kurdenhilfe in der Türkei, dazu kamen Stabilisierungseinsätze der Vereinten Nationen in Somalia 1993 und auch über viele Jahre auf dem Balkan, bei verschiedenen Missionen wie SFORStabilisation Force, KFORKosovo Force oder EUFOREuropean Union Force
Bei all diesen Einsätzen ertönte das markante Fluggeräusch. An den Enden der Rotorblätter treten Luftwirbel auf. Beim Durchlauf des folgenden Blattes entstehen diese so typischen Knallgeräusche. Der Hubschrauber ist daher schon aus etwa zehn Kilometer Entfernung zu hören – erst ein leises Grummeln, das dann immer lauter wird.
Lastesel in der Katastrophenhilfe
Egal, ob Hochwasser, Feuer, Schnee oder Sturm: Wenn es galt zu helfen, waren die Besatzungen mit der Bell UH-1D oft an vorderster Front dabei. Ob das bei der Versorgung von Dörfern und Bauernhöfen bei Schneekatastrophen war oder bei Hochwasserlagen. Sandsäcke im Lufttransport, Löschbehälter am Lasthaken oder einfach Material als Außenlast die Besatzungen: Die Bell-Hubschrauber waren stets einsatzbereit.
Mit dem „Fähigkeitstransfer Hubschrauber“ wurde beschlossen, dass alle Huey der Bundeswehr zum Heer kommen. Das Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten war der einzig verbliebene Huey-Verband. Dort flog die Bell UH-1D noch bis 2016 als Transport- und SARSearch and Rescue-Hubschrauber und danach nur noch in der 7. Staffel als SARSearch and Rescue-Hubschrauber an den drei Kommandos in Niederstetten, Nörvenich und Holzdorf. 2020 begann die Ablösung der Bell UH-1D als SARSearch and Rescue-Hubschrauber durch den moderneren und deutlich besser ausgestatteten Airbus H145 LUHLight Utility Helicopter SARSearch and Rescue.
Man wird ihn nie vergessen
Respekt, Dank und Anerkennung spricht Inspekteur Mais auch allen Soldaten der Bodencrews, Technikern und Besatzungen aus, die in all den Jahren für den erfolgreichen Einsatz des Hubschraubers im Dienst standen. „Ohne sie wäre dieser Hubschrauber im Heer nicht zu diesen einzigartigen Leistungen fähig gewesen.“ Mit dieser Landung ende nun der Dienst der Bell UH-1D, doch werde sie für immer unvergessen bleiben, so Inspekteur Mais.
Die symbolische Übergabe des Bordbuches an die Lehrsammlung des Internationalen Hubschrauber Ausbildungszentrums und die Ankündigung, dass der sonderlackierte „Goodbye Huey“ mit der Kennung 73+08 im Hubschraubermuseum Bückeburg für immer einen Platz finden wird, läuten die letzten Minuten des Festaktes ein. Zukünftig wird der letzte Huey neben 50 weiteren Drehflüglern und vielen Exponaten der militärischen und zivilen Fliegerei in Bückeburg zu sehen sein. Es ist die größte und umfassendste Sammlung rund um die vertikale Luftfahrt in Deutschland. Das Musikstück „Über den Wolken“ beschließt den Festakt auf dem Bückeburger Heeresflugplatz.