Ein Tag im Leben eines Generals
Ein Tag im Leben eines Generals
- Datum:
- Ort:
- Hammelburg
- Lesedauer:
- 5 MIN
Nahezu jeder kann mit dem Begriff „General“ etwas anfangen. Jedoch wissen nur die Wenigsten, was die Aufgaben eines Generals wirklich sind und wie der Dienstalltag eines solch hochrangigen Soldaten aussieht. Michael Matz ist Brigadegeneral. Er lässt uns hinter die Kulissen blicken und nimmt uns mit in seinen Alltag.
In der Bundeswehr dienen derzeit rund 200 Generale. Mehr als die Hälfte davon sind Heeresuniformträger. Einer von ihnen ist Brigadegeneral Michael Matz. Seit März 2019 ist er der General der Infanterie und gleichzeitig Kommandeur der größten Ausbildungseinrichtung des Heeres, der Infanterieschule in Hammelburg. Doch wie wird man General? Matz nimmt sich als Beispiel. 1979 tritt der damals 19-Jährige in die Bundeswehr beim Jägerbataillon 381 in Flensburg ein. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler stammt aus Wesselburen, einer Stadt im Kreis Dithmarschen in Schleswig-Holstein. In über 43 Jahren Dienstzeit durchläuft er zahlreiche Führungs-, Ausbildungs- und Fachverwendungen im In- und Ausland. Neben dem Regeldienst geht es für ihn in verschiedene Auslandseinsätze, dabei steht er auch im Gefecht. Einige seiner Weggefährten sagen über ihn, dass es für ihn aber immer wichtig sei: „Mensch“ zu bleiben. Was bedeutet das konkret?
Immer wieder Entscheidungen treffen
Um General zu werden, gibt es laut Brigadegeneral Matz kein Erfolgsrezept. Man müsse Vertrauen in das System und seine Vorgesetzten haben und immer „Vollgas“ geben und Mensch bleiben. Die Erfahrung zeige, dass es nicht reiche, einfach nur die feste Absicht zu haben, General werden zu wollen.
„Es ist wichtig, sich an erfahrenen Kameraden zu orientieren, ohne eine Kopie von ihnen zu werden. Man muss immer authentisch bleiben“, erläutert er. Das Einbeziehen von Ratschlägen seiner Berater in die eigene Entschlussfassung ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Er fügt hinzu: „Das Wichtigste ist, Entscheidungen zu treffen. Nichts ist schlimmer für den nachgeordneten Bereich, als wenn man keine Entscheidungen trifft, keine klare Absicht äußert und keine klaren und umsetzbaren Aufträge formuliert.“ Man muss „ein Macher sein“.
Grün oder Gold? Beides!
Das Berufsbild eines Generals ist vielfältig. Es kann schwer definiert werden, denn Generale können Truppenführer, Berater, Repräsentanten, Verantwortungsträger, Führer, Ausbilder und Erzieher sein. Sie können das Verbindungsglied zwischen Bundeswehr und Gesellschaft oder sogar zwischen Nationen sein. Sie sind zuständig für die Qualitätssicherung und Weiterentwicklung ganzer Truppengattungen. Was sie jedoch eint, ist, dass sie militärische Vorgesetzte und Führungspersönlichkeiten sind, wie Matz bestätigt.
Was unterscheidet den General der Infanterie von anderen Generälen? „Rein äußerlich wenig“, leitet Matz ein. Der General der Infanterie trägt regelmäßig den Feldanzug, da seine Truppengattung zu den Kampftruppen gehört. „Wir haben ja über 200 Generale, Admirale, Generalärzte und Generalärztinnen mit völlig unterschiedlichen Aufgaben. Der General im Ministerium hat eine völlig andere Aufgabe, nämlich die militärische Führung und politische Leitung mit seiner Expertise und der seiner Abteilung zu beraten. Der Truppenführer steht einer Truppe vor und hat die Verantwortung einsatzbereite Kräfte bereitzustellen, vorzugsweise für die Landes- und Bündnisverteidigung. Demgegenüber steht der General der Infanterie, der auch immer gleichzeitig der Kommandeur der Infanterieschule ist. Dieser hat sicherzustellen, dass die Ausbildung des Führernachwuchses an der Infanterieschule in hoher Qualität erfolgt.“
Verschiedene Aufgaben und Tätigkeiten
Jeder militärische Vorgesetzte ist Führer, Ausbilder und Erzieher. So sagt es die Vorschrift. Wie setzen Generale das Führen, Ausbilden und Erziehen um? „Als militärischer Führer gebe ich die Richtung für das Verhalten und die Aufträge der Soldaten der Infanterieschule vor. Als Ausbilder sehe ich mich weniger als derjenige, der Individual- oder Teamausbildung durchführt, sondern eher als derjenige, der das Stammpersonal der Infanterieschule weiterbildet, weiterqualifiziert und an meiner Diensterfahrung teilhaben lässt. Im großen und schwierigen Feld der Erziehung versuche ich den jungen Männern und Frauen zu erklären, welche Erwartungshaltung ich an den militärischen Führer der Infanterie habe und wie man die Herausforderungen im täglichen Dienst, im Einsatz, aber auch im Gefecht erfolgreich meistert.“
Darüber hinaus sei jeder Kommandeur, auch wenn es in keiner Dienstpostenbeschreibung stehe, derjenige, der seinen Verantwortungsbereich, seinen Verband oder seine Schule „vermarktet“. Der General ergänzt: „Es ist mir eine besonders große Freude zu erklären, was wir hier auf dem Lagerberg machen. Deshalb bin ich auch vorzugsweise an Abenden in der Region und im Freistaat unterwegs und informiere über die Infanterie, den Lagerberg von Hammelburg und die Bundeswehr, denn das ist meines Erachtens heute wichtiger denn je.“
Der General der Infanterie
Originär sind die Generale der Truppengattungen, wie auch der General der Infanterie, nur für die Traditionspflege in der Truppengattung zuständig. Brigadegeneral Matz appelliert jedoch: „Ein jeder General der Truppengattung sollte Einfluss auf die Weiterentwicklung in seiner Truppengattung nehmen. Im Heer passiert das unter Einbindung des Amts für Heeresentwicklung und das Setzen von Standards in der Ausbildung. Je größer die Truppengattung ist, desto wichtiger ist das.“
Die Infanterie ist die größte Truppengattung in der Bundeswehr. Zu ihr gehören nicht nur Heeressoldaten. „Ich blicke nicht nur auf die Infanterietruppen des Heeres, sondern auch auf die infanteristisch eingesetzten Kräfte der Luftwaffe, der Marine und der Streitkräftebasis“, ergänzt der Schulkommandeur.
Dienstalltag und Wertschätzung
Der Dienstalltag des Generals ist vielfältig und ebenso schwer zu definieren, wie die Generalstätigkeit als solche. Die alltäglichen Aufgabenfelder sind breit gefächert. Sie reichen von Personal- und Stabsarbeit über die Repräsentation der Infanterie und der Infanterieschule in der Bundeswehr und im zivilen Raum. Sie sind geprägt von Dienstaufsichtsbesuchen und Beförderungen und betreffen sogar die Weiterentwicklung der Truppengattung. Wie ist das alles im Alltag leistbar?
Kurzum: Die Tage beginnen früh und enden spät, die Taktung und Anforderungen, die an den General gestellt werden, sind hoch.
„Meine Verwendung als General der Infanterie und Kommandeur der Infanterieschule erfüllt mich. Wenn sie auch häufig anspruchsvoll ist, bin ich stolz, die Infanterie, meine Truppengattung, führen zu dürfen, denn es liegt mir im Blut“, fasst Brigadegeneral Matz zusammen.
In seinem Alltag ist der Kommandeur häufig zu Besuch bei der Truppe, also in den verschiedenen Verbänden. Hier möchte sich Matz davon überzeugen, dass das, was an der Infanterieschule ausgebildet wird, auch den Anforderungen der Truppe gerecht wird. „Ich nehme mir als General der Truppengattung ein Besuchsrecht heraus.“ Aber ein Besuch soll schließlich auch eine weitere, nicht minder wichtige Funktion erfüllen, fügt der General hinzu: „Wenn ich dann beispielsweise den Männern und Frauen eines Bataillons die Aufwartung mache, ist das auch immer eine Art Wertschätzung für das, was sie täglich leisten.“