Ein Perspektivwechsel für Führungsnachwuchs
Ein Perspektivwechsel für Führungsnachwuchs
- Datum:
- Ort:
- Dresden
- Lesedauer:
- 2 MIN
Die Vorfreude ist groß unter den knapp 300 Bewohnerinnen und Bewohnern der Pflegeeinrichtung im beschaulichen Kleinwachau. Es ist Samstagmittag, 20 Soldatinnen und Soldaten der Offizierschule des Heeres in Dresden sind im Epilepsiezentrum eingetroffen. Sie unterstützen das Pflegepersonal beim jährlichen Sommerfest.
In der Pflegeeinrichtung der Diakonie vor den Toren von Dresden werden geistig behinderte Menschen jeden Alters in Wohngruppen betreut. Das alljährliche Sommerfest Anfang Juli sei für alle das Jahreshighlight, erzählt Sandra Stöhr. Sie ist die Leiterin des Epilepsiezentrums. Viele der Betreuten bräuchten aufgrund ihrer Erkrankungen sehr aufwendige Pflege. Veranstaltungen, wie das Sommerfest, seien deswegen eine gute Abwechslung vom Therapiealltag und böten die Möglichkeit, mit den Angehörigen Zeit zu verbringen.
Oftmals gebe es jedoch keine Familie mehr oder diese haben sich aufgrund der Behinderung abgewandt, erzählt Stöhr weiter. In diesen Fällen sei sie froh, dass sich freiwillige Helfer, wie die jungen Soldaten, an einem Tag wie diesem um die Leute kümmern und sie durch das Fest begleiten.
Erst Heilerzieher, nun ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Spezialist
Für die 20 Angehörigen des Offizierlehrgangs im Truppendienst steht es außer Frage, diese Veranstaltung am Wochenende zu unterstützen. Alle seien motiviert und freuten sich, den Tag mit den Bewohnern zu verbringen. Es sei allen ein Anliegen, sich proaktiv für körperlich und geistig benachteiligte Menschen einzusetzen.
Leutnant Josua S. ist einer von ihnen. Der 32-Jährige habe elf Jahre als Heilerziehungspfleger in verschiedenen Betreuungseinrichtungen gearbeitet, bevor er in die Bundeswehr eingetreten sei, berichtet er. Die Arbeit mit körperlich oder geistig behinderten Menschen ist für ihn immer sehr wertvoll gewesen. Die Bundeswehr als Arbeitgeber sei jedoch auch sehr interessant, weshalb er irgendwann einen anderen beruflichen Weg eingeschlagen habe. Aktuell durchläuft er an der Offizierschule seinen Offizierlehrgang Truppendienst und wird danach im ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrbataillon 750 in Bruchsal eingesetzt.
Soziale Kompetenz stärken
Nach einem bewegenden Gottesdienst mit Gesang beginnt das individuelle Programm für alle Anwesenden. Ein Sport- und Spielangebot für Kinder, eine Cocktailbar des Pflegedienstes, aber auch ein Pferdereiten oder Kutschfahrten werden angeboten.
Eine junge Bewohnerin lebt seit einigen Jahren im Epilepsiezentrum in Kleinwachau. Früher sei sie oft geritten, erzählt sie freudestrahlend. Ihre körperlichen Einschränkungen würden dies aber leider nicht mehr zulassen. Für die zwei begleitenden Soldaten ist das kein Hindernis – kurzerhand wird die Bewohnerin auf das Pferd gehoben.
Bei Kaffee und Kuchen kommen die Bewohner noch einmal mit den Soldaten ins Gespräch. Viele erzählen von ihren Familien oder aus der Vergangenheit, einige haben Anekdoten parat. Allesamt freuen sich aber über das offene Ohr ihrer Begleiter. Die Entwicklung und Stärkung des Bewusstseins der jungen angehenden Offiziere gegenüber Menschen mit Behinderungen sei für Oberst Andreas Schnebelt, Lehrgruppenkommandeur an der Offizierschule, ein bedeutender Baustein, der auch zur Prägung zu einem verantwortungsvollen Offizier beitrage.