Ein Meilenstein im Sprungdienst
Ein Meilenstein im Sprungdienst
- Datum:
- Ort:
- Wunstorf
- Lesedauer:
- 4 MIN
Die Luftlandebrigade 1 aus dem saarländischen Saarlouis bereitet sich erstmals auf die ersten Fallschirmsprünge mit automatischer Auslösung aus dem Transportflugzeug Airbus A400M vor. Doch ein neues Flugzeug bringt neue Abläufe und Verfahren mit sich. Zur Einsatzprüfung trifft sich ausgewähltes Fachpersonal am Luftwaffenstützpunkt Wunstorf und im bayerischen Manching.
Der Airbus A400M ist das modernste Transportflugzeug der Bundeswehr und vielseitig einsetzbar – für den Lufttransport von schweren Lasten und Fahrzeugen oder für den automatischen Fallschirmsprung. Doch bevor es zur alltäglichen Routine wird, muss jedes einzelne Verfahren geprobt, genehmigt und das Personal dafür ausgebildet werden. Die Wehrtechnische Dienststelle für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät der Bundeswehr (WTDWehrtechnische Dienststelle 61) aus Manching bei Ingolstadt prüft die unterschiedlichsten Verfahren und Abläufe des automatischen Fallschirmsprungs. Erst nachdem alles auf Herz und Nieren geprüft und für den Alltagsbetrieb tauglich befunden ist, wird das Flugzeug für den automatischen Sprungdienst freigegeben. Die Luftlandebrigade 1 und der Ausbildungsstützpunkt Luftlande und Lufttransport und das Lufttransportgeschwader 62 unterstützen die WTDWehrtechnische Dienststelle 61 bei der Einsatzprüfung des A400M. Hauptmann Erwin Weber vom Ausbildungsstützpunkt Luftlande und Lufttransport hat gemeinsam mit den Absetzern der Luftlandbrigade 1 und der Luftwaffe ein auf das neue Flugzeug abgestimmtes Verfahren entwickelt. Wegen baulicher Unterschiede sind die Abläufe im A400M anders als in der C-160 Transall. Der Innenraum des A400M ist größer, die Sitze anders und ein Windabweiser ist außen am Flugzeug angebracht.
Mit dem Airbus zum Ziel
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Handlungssicherheit ist von jedem Fallschirmspringer gefordert und alle Abläufe werden drillmäßig geübt, bevor es zum ersten richtigen Sprung geht. Ein Fallschirmjäger springt mit dem Fallschirm aus Flugzeugen und Hubschraubern. Er besitzt die Lizenz, um mit Fallschirm, Waffe und Gefechtsausrüstung ein Luftfahrzeug aus einer Höhe von circa 400 Metern zu verlassen. Im Flugzeug stehen die Springer hintereinander aufgereiht und auf ein Signal springen sie dann im Sekundentakt aus dem Flugzeug. Dieses Verfahren nennt man Reihensprung. Der Fallschirmspringer ist mit dem Flugzeug durch eine Aufziehleine verbunden. Die Leine endet am Packsack, in dem sich der Fallschirm befindet. Hat die Aufziehleine nach dem Absprung die volle Länge erreicht, zieht sie den Fallschirm aus dem Packsack. Die Aufziehleine und der Packsack bleiben am Transportflugzeug hängen und der Fallschirm öffnet sich. Der Fallschirmspringer gleitet zu Boden und erledigt nach der Landung seine mitunter vielfältigen Aufträge. Viele Jahre nutzten die Fallschirmjäger dazu das Transportflugzeug C-160 Transall. In Zukunft wird diese Aufgabe von dem neuen Airbus A400M erfüllt und die Transall nach und nach abgelöst.
Der fliegende Wegweiser
Der Absetzer ist ein wichtiges Kontrollorgan der Fallschirmspringer. Er bereitet die Fallschirmjäger auf ihren Absprung vor, überwacht und überprüft das Anlegen des Fallschirms und führt ein Sicherheitstraining durch. Da werden alle Abläufe zur Bewältigung einer Notsituation geübt. Mit Kommandos und Handzeichen leitet der Absetzer die Fallschirmspringer an Bord der Maschine und bereitet sie zum Absprung vor. Diese Tätigkeiten müssen aufeinander abgestimmt und beherrscht werden. In der ersten Erprobungsphase nutzen die Absetzer „Paradummys“, also Puppen in Form und Gewicht eines Menschen. Um das Verhalten der Puppe nach dem Abwurf zu beobachten und Verfahrensabläufe, wie das Bergen eines hängengebliebenen Springers zu üben, sind diese Dummys enorm wichtig. Die Fallschirmspringer-Dummys haben zahlreiche Sprünge absolviert: mit unterschiedlichen Gewichten, im Wechsel aus der linken oder rechten Tür, aus beiden Türen gleichzeitig und zum simulierten Bergen an der Tür hängengebliebener Fallschirmspringer. „Alle diese Tests verliefen problemlos. Ich bin sehr zuversichtlich, dass einem Absprung mit Fallschirmjägern nichts entgegensteht“, sagt Oberstabsfeldwebel Thomas Hen, der Ausbildungsleiter der Absetzer, in dieser Phase der Erprobung. Alle Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, die Absetzer bereiten die Maschine gemeinsam mit dem technischen Ladungsmeister für den Sprungdienst vor. Für die letzte Phase der Einsatzprüfung sind extra erfahrene Fallschirmspringer aus den Fallschirmjägerregimentern 26 und 31 angereist. Sie absolvieren die ersten Sprünge. Mit dabei ist auch ihr Kommandeur, Brigadegeneral Jens Arlt. Beginnend mit dem Einzelsprung, noch ohne Gepäck, arbeiten sie sich langsam bis zum Reihensprung mit Gefechtsausrüstung vor. Ganz nach dem Motto „vom Einfachen zum Schweren“. Jeder Sprung wird akribisch ausgewertet, mit Foto- und Videomaterial und Bewertungsbögen der Springer.
Der General zuerst
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Brigadegeneral Arlt begleitet diese Ausbildung persönlich. Er ist ein erfahrener Fallschirmspringer und will als erster aus dem neuen Luftfahrzeug springen. „Heute wird Geschichte geschrieben“, sagt er zu seinen Fallschirmjägern, bevor er an Bord des Flugzeuges geht. Gut gelaunt und von Sonnenschein begleitet, folgen die Fallschirmjäger ihrem General in den Airbus A400M. Die Triebwerke laufen an und nach dem Schließen der Türen rollt das Waffensystem A400M zur Startbahn. Kurz nach dem Abheben beginnen die Absetzer schon mit den Vorbereitungen für den ersten Absetzvorgang. Die Anspannung ist spürbar. Arlt macht sich zum Absprung bereit. Die Türen öffnen sich und kalte Luft strömt in das Innere des Flugzeugs, während er sich in die Tür stellt und auf das „Ab!“ des Absetzers wartet. Mit einem beherzten Schlag auf die Schulter gibt ihm Hen das Zeichen zum Sprung. Der General springt und im Sekundentakt folgen ihm die Fallschirmspringer. Dem ersten Absprung des Tages folgen weitere. Alle eingeteilten Fallschirmspringer machen ein bis zwei Sprünge aus dem neuen Flugzeug der Luftwaffe. „Es ist für mich eine Ehre, dabei zu sein“, sagt Oberstabsgefreiter Michael Thier mit Stolz nach seinem ersten Sprung. Der Wechsel von der C-160 Transall auf den Airbus A400M läuft reibungslos und sorgt dafür, dass die Luftlandebrigade 1 die an sie gestellten Aufträge weiterhin erfüllt.