Ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den begehrten Bestpreis
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den begehrten Bestpreis
- Datum:
- Ort:
- Dresden
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Vorbildhafte Kameradschaft, tadellose Führung und eine besondere Ausprägung von militärischen Tugenden. Drei von unzähligen Kriterien für die Auswahl des Erwin-von-Witzleben-Preisträgers. Verliehen an den Lehrgangsteilnehmenden der Offizierschule des Heeres (OSHOffizierschule des Heeres), der ein herausragendes Gesamtverhalten zeigte. Doch in diesem Jahr gibt es eine Besonderheit.
Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben vereinigte in seiner Person neben höchster militärischer Kompetenz auch den Mut, sich in die strikte Opposition gegen Adolf Hitler zu begeben. Im Zuge des Attentates vom 20. Juli 1944 stand Witzleben dem deutschen Widerstand als zukünftiger Oberbefehlshaber zur Verfügung. Anders als zahlreiche seiner Mitstreiter, die unmittelbar nach dem gescheiterten Attentat ermordet wurden oder Suizid begingen, wurde Erwin von Witzleben verhaftet, gefoltert und einem Schauprozess ausgesetzt. Er übernahm ohne jegliche Einschränkung die volle Verantwortung und wurde ungebrochen zum Tode am Galgen verurteilt. Als Soldat seiner Zeit, als Mensch und Staatsbürger wurde er dadurch zum Vorbild.
Um das ethisch-moralische Vermächtnis von Erwin von Witzleben zu bewahren und an die jungen Offiziere weiterzugeben, stiftete 2017 die OSHOffizierschule des Heeres in Dresden gemeinsam mit der Erwin-von-Witzleben-Gesellschaft einen Preis. „Mit Blick auf den hohen Anspruch der Aufgaben von Offizieren brauchen wir für deren Ausbildung diese Vorbilder aus der Geschichte, die als Menschen untadelig waren und uns damit Beispiel geben“, so der Kommandeur der OSG, Brigadegeneral Olaf Rohde.
Sein ethisch-moralisches Vermächtnis im Hier und Jetzt
Im Unterschied zu anderen Preisen und Auszeichnungen, die an der Offizierschule des Heeres für erzielte Noten oder charakterlicher Stärke verliehen werden, betrachtet das Komitee zur Verleihung des Preises das Gesamtverhalten während des Offizierlehrgangs Truppendienst fächerübergreifend. Die Auszeichnung soll den Soldaten oder die Soldatin würdigen, die herausragende und vorbildliche Leistung in den letzten viereinhalb Monaten gezeigt hat. Die Beurteilung der Lehrgangsteilnehmenden beginnt am ersten Tag ihrer Ausbildung, setzt sich über den Major-Tholi-Wettkampf fort und endet kurz vor dem Abschlussappell. Gemeinsam mit den Lehrgruppenkommandeuren entscheidet der Kommandeur der OSHOffizierschule des Heeres dann über die potenziellen Kandidaten und schlägt sie dem Vorstand der Erwin-von-Witzleben-Gesellschaft vor.
Wer die Wahl hat, hat die Qual
Am Ende des Auswahlverfahrens und der zahlreichen Gespräche standen zwei Lehrgangsteilnehmende in der engeren Auswahl. Und zum ersten Mal seit Stiftung des Ehrenpreises waren es zwei Soldatinnen. Oberleutnant Monique P. und Oberleutnant Laura S. zeigten in den vergangenen viereinhalb Monaten ein herausgehobenes Leistungsbild und stachen durch ihr außerordentliches Engagement hervor.
Oberleutnant Monique P. glänzte mit ihrem hohen Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein als Hörsaalsprecherin, aber auch durch ihren Ehrgeiz und enormen Willen zur Spitzenleistung. „Mein Selbstverständnis spornt mich jeden Tag an, mein Bestes zu geben“, sagte die 25-jährige Monique P. mit einem bescheidenen Lächeln.
„Durch meine familiäre Prägung ist die Hilfe und Unterstützung anderer Menschen keine Bürde, sondern eine Selbstverständlichkeit.“ Als zweite Kandidatin wurde die 31-jährige Laura S. nominiert. Sie zeichnete sich durch ihre äußerst verlässliche, bodenständige und geistig außerordentlich bewegliche Art aus. Nicht nur als militärische Führerin während der Ausbildung und des Major-Tholi-Wettkampfes bestach sie mit sehr guten Leistungen, auch zeigte sie ein außergewöhnlich hohes Maß an freiwilligem Engagement.
Zwei starke Persönlichkeiten und zukünftige militärische Führungskräfte. Doch wer von ihnen erhält den begehrten Erwin-von-Witzleben Preis?
Die überraschende Entscheidung
„Es ist mir eine Freude mitteilen zu können, dass sich die Erwin-von-Witzleben-Gesellschaft dazu entschieden hat, beiden Kandidatinnen den Bestpreis zu verleihen.“ Die Entscheidung ist getroffen. Das enge Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Soldatinnen brachte zwei Siegerinnen hervor. Zwei junge Frauen, die sich gegenüber den männlichen Kameraden behauptet und bewiesen haben. Zwei Soldatinnen, die sich durch Zufall bereits auf einem früheren Lehrgang eine Stube teilten und mittlerweile gut befreundet sind. „Der Zusammenhalt unter weiblichen Soldaten ist, insbesondere aufgrund der geringen Frauenquote, in der Bundeswehr enorm wichtig“, sagte Oberleutnant Laura S. im Interview. Denn noch immer liegt der Anteil der Soldatinnen in den Streitkräften unter dem gesteckten Ziel von 15 Prozent. Gerade im Bereich der Führungskräfte sind viel zu wenige Frauen vertreten.
Ein ehrwürdiger Moment in malerischer Kulisse
Es ist 13.45 Uhr, die umliegenden Kirchen beginnen ihr kurzes Glockenspiel und rund 600 Soldatinnen und Soldaten setzen sich in Formation in Bewegung. Ihr Ziel, der Theaterplatz vor der Dresdener Semperoper. Ein Gänsehautmoment für alle Beteiligten. Nach dreijähriger Pause fand der erste Abschlussappell in diesem Jahr endlich wieder im Herzen von Dresden statt. „Heute sind wir als Soldatinnen und Soldaten der Offizierschule des Heeres endlich wieder da, wo wir hingehören. Als Staatsbürger in Uniform sichtbar in der Mitte unserer Garnisonsstadt und der Mitte ihrer Bürgerinnen und Bürger“, mit diesen Worten eröffnete General Rohde voller Stolz den Abschlussappell.
Das Highlight des feierlichen Appells war die Übergabe des Erwin-von-Witzleben-Preises durch den Kommandeur OSHOffizierschule des Heeres gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Erwin-von-Witzleben Gesellschaft, Dr. Rüdiger von Voss, und dem Präsidenten des sächsischen Landtages Matthias Rösler.
Die zwei Soldatinnen werden nun als Botschafterinnen der Erwin-von-Witzleben Gesellschaft und als Vorbild für alle jungen Soldatinnen und Soldaten in ihre weitere Verwendung gehen.