EGBErweiterte Grundbefähigung – eine ganz besondere DNA
EGBErweiterte Grundbefähigung – eine ganz besondere DNA
- Datum:
- Ort:
- Zweibrücken
- Lesedauer:
- 6 MIN
„Es war meine Wunschverwendung, Kompaniechef einer EGBErweiterte Grundbefähigung-Kompanie zu sein.“ Das Strahlen in seinen Augen verrät, dass es etwas ganz Besonderes sein muss, Fallschirmjäger mit Erweiterter Grundbefähigung zu sein. Major Alex Bachmann* übt gerade mit seinen Fallschirmjägern das tägliche Handwerkszeug. Im Interview berichtet er von seiner Arbeit.
Im Halbstundentakt detonieren Sprengladungen an Türen, stürmen dicht an dicht, Soldaten mit Gefechtsmunition rennen durch Übungshäuser oder feuern unermüdlich aus ihren Handfeuerwaffen. Am Rande der Ausbildung beschreibt Bachmann aus eigener Erfahrung, was einen EGBErweiterte Grundbefähigung-Soldaten ausmacht. Dieser unbeirrbare Wille zur militärischen Durchsetzung steckt wie Erbgut, wie tiefsitzende DNA, in allen EGBlern.
Liest man die Definition, heißt es: Spezialisierte Kräfte des Heeres mit Erweiterter Grundbefähigung für Spezielle Operationen (SpezlKrH EGBErweiterte Grundbefähigung) oder nur EGBErweiterte Grundbefähigung. Es sind Soldatinnen und Soldaten des Heeres mit einem Fähigkeitsprofil zwischen dem der Fallschirmjäger und dem Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr (KSKKommando Spezialkräfte). Was bedeutet, dass diese Männer und Frauen in Ausbildung und Ausrüstung sich von allen anderen Infanteristen abheben und sich fast auf dem gleichen Level wie die Spezialkräfte des Heeres, also des Kommandos Spezialkräfte, wiederfinden. „Vom Eintritt in die Bundeswehr 2007, über die Ausbildung zum Fallschirmjägeroffizier und Hochschulstudium habe ich schon immer das Ziel verfolgt, diesen spezialisierten Soldaten des Heeres anzugehören“, erinnert sich der heutige Kompaniechef zurück. Er beschreibt, was es bedeutet, EGBErweiterte Grundbefähigung-Soldat zu sein.
Herr Major, Sie sind heute Kompaniechef im Fallschirmjägerregiment 26 in Zweibrücken und üben aktuell mit ihrer Kompanie auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken. Gehen wir noch einmal an den Anfang Ihrer Karriere zurück. Skizzieren Sie bitte Ihren Weg, Ihren EGBErweiterte Grundbefähigung-Weg, bis heute.
Nach dem Hochschulstudium an der Universität der Bundeswehr in München wurde ich in das damalige Fallschirmjägerbataillon 263, heute Fallschirmjägerregiment 26, versetzt. Ich hatte das Glück, meine erste Verwendung in einer EGBErweiterte Grundbefähigung-Kompanie antreten zu dürfen. Nach Bestehen des Auswahlverfahrens für SpezlKrH EGBErweiterte Grundbefähigung schloss sich die EGBErweiterte Grundbefähigung-Ausbildung am Ausbildungszentrum Spezielle Operationen in Pfullendorf an, weitere drei Jahre als Offizier in der Kompanie folgten. Danach ging es nach Pfullendorf zurück. Als Hörsaalleiter habe ich selbst Nachwuchs ausgebildet. Im April dieses Jahres mündete meine bisherige Laufbahn in meiner Wunschverwendung als Kompaniechef. Ich bin sehr glücklich, seit mehreren Jahren in diesem speziellen Spektrum, dem der SpezlKrH EGBErweiterte Grundbefähigung, dienen zu dürfen.
Ihre Soldaten und Sie gehören den Spezialisierten Kräften des Heeres mit Erweiterten Grundbefähigung an. Was genau ist die Aufgabe Ihrer Soldaten und wo werden Sie mit ihnen eingesetzt?
Unsere Aufgaben sind sehr vielfältig. Wir können in eigenständiger Operationsführung eingesetzt werden, um gegnerische Schlüsselinfrastruktur zu besetzen. Wir können gegnerische Entscheidungsträger, also Zielpersonen, suchen und festsetzen, bei gefährlichen Aktivitäten des Gegners schnell eingreifen, gegnerische Verbindungslinien in der Tiefe unterbrechen. Das alles sind mögliche Szenarien. Oder denken Sie an die Rettung eigener Kräfte, wenn sie isoliert werden. Darüber hinaus werden wir häufig zur direkten taktischen Unterstützung der Spezialkräfte der Bundeswehr eingesetzt. Genau dieses Portfolio begründet die besondere Ausbildung und Ausrüstung, aber auch mentale Einstellung unserer Soldaten.
Ihre Soldaten verfügen genau dazu über besondere Fähigkeiten. Welche sind das?
Sie erhalten eine Erweiterte Grundbefähigung über die truppengattungsspezifischen Fähigkeiten der Fallschirmjäger hinaus. Diese militärischen Operationen erfolgen besonders intensiv, sensitiv, schnell und mit dem unbedingten Willen sich durchzusetzen. Es wird von den SpezlKrH EGBErweiterte Grundbefähigung gefordert, dass sie mit geringem Kräfteansatz in feindlichen Umfeld und isolierten Lagen besonders präzise und durchschlagskräftig wirken. Dabei muss der einzelne Soldat über folgende spezielle Fähigkeiten und Ausbildungen verfügen: Nahkampfausbildung zum eskalationsfähigen Einsatz, besondere und intensive Schießfertigkeiten und -fähigkeiten, besondere Einsatztaktiken in gesamttaktischen Elementen, erhöhte Überlebensfähigkeit durch Survival- und Klimazonenausbildung, erweiterte Verwundetenversorgung durch besondere Sanitätsausbildung und internationale Planungs- und Führungslehrgänge. Es gilt, stets und ständig einsatznah zu trainieren und vor allem einsatzbereit zu sein. Abschließend noch eine Besonderheit: Bei uns findet der überwiegende Teil der Ausbildung im scharfen Schuss statt.
Diese Fähigkeiten verlangen nach besonderer Ausbildung und Ausrüstung. Was ist bei der Ausbildung zum EGBErweiterte Grundbefähigung-Soldaten besonders zu beachten, worauf legen sie persönlich in der Ausbildung Wert?
Neben körperlicher Belastbarkeit stehen stets Stressresistenz und Resilienz, abgeleitet aus dem Auftrag, und Teamfähigkeit im Fokus. Diese Faktoren bestimmen über den Erfolg in der Ausbildung und final über Einsatztauglichkeit in der Kampfgemeinschaft.
In Ihrer Kompanie haben Sie neben erfahrenen EGBErweiterte Grundbefähigung-Soldaten auch Kameraden, die gerade frisch ihre Laufbahn begonnen haben. Was denken Sie, welches persönliche Rüstzeug braucht jeder Einzelne, um ein guter EGBErweiterte Grundbefähigung-Soldat zu werden?
Die Soldaten haben alle das Auswahlverfahren SpezlKrH EGBErweiterte Grundbefähigung bestanden. Dieses Auswahlverfahren dient schon, kann man sagen, der sprichwörtlichen Trennung der Spreu vom Weizen. Alle EGBErweiterte Grundbefähigung-Soldaten sind physisch, psychisch und mental objektiv geeignet, ein guter EGBErweiterte Grundbefähigung-Soldat zu werden. Es bedarf allerdings auch einer gewissen Demut, um den Auftrag zu erfüllen. Man muss professionell auftreten, sich ständig motivieren und stetig verbessern wollen und für all das eine Leidenschaft haben, um zur Leistungsspitze zu gehören. Salopp gesagt: Man muss das Leben und den Dienst in den SpezlKrH EGBErweiterte Grundbefähigung lieben. Es muss eine persönliche Auffassung eines jeden Einzelnen sein, diesen Dienst im Heer professionell ausüben zu wollen.
Jeder Soldat hat individuelle Stärken und Schwächen. Wie wirken Sie in der Ausbildung auf das Team ein, um es zu stärken?
Die Einzelschützenspezialisierung eines jeden Soldaten für sich kann nur eine Durchgangsebene zur vollständigen Befähigung sein. Am Ende ergibt sich die Stärke aus der gesamttaktischen Leistung des Teams. In der Ausbildung werden die Kräfte immer wieder als Gemeinschaft mit steigendem Schwierigkeitsgrad gefordert und als solche auch in ihrer Einsatztauglichkeit gemessen. So formt sich das Team und wächst zusammen mit den wachsenden Aufgaben. EGBErweiterte Grundbefähigung geht nur im Team, aber jeder Einzelnen braucht dafür sein eigenes starkes Fundament.
Was macht es für Sie persönlich aus, Chef einer EGBErweiterte Grundbefähigung-Kompanie zu sein?
Seitdem ich erstmals von den Spezialisierten Kräften hörte, war es für mich immer mein Traum, Chef solcher speziell ausgewählten, ausgebildeten und ausgerüsteten Soldaten zu werden. Die Durchschlagskraft und die Professionalität in der Auftragserfüllung als sogenannte Ranger Type Unit ist einmalig in der Bundeswehr. Das erfüllt mich mit Stolz.
Herr Major, bitte ordnen Sie noch einmal die Spezialisierten Kräfte EGBErweiterte Grundbefähigung zwischen dem KSKKommando Spezialkräfte und den regulären Fallschirmjägern des Heeres ein.
Wir sind keine Spezialkräfte, wie die KSKKommando Spezialkräfte-Soldaten, sondern Fallschirmjäger. Wenngleich wir häufig zur Unterstützung der Spezialkräfte der Bundeswehr herangezogen werden, schlägt in uns das Fallschirmjägerherz. Wir beginnen unsere Ausbildung als Fallschirmjäger, wir sind durch unsere Truppengattung geprägt und verfügen damit ohnehin über besondere infanteristische Fähigkeiten. Das ist Kern unserer Stärke. Somit möchte ich die SpezlKrH EGBErweiterte Grundbefähigung nicht von herkömmlichen Fallschirmjägern abgrenzen. Wir sind Teil des Fallschirmjägerverbandes, aber Fallschirmjäger mit erweiterter Befähigung. In der erweiterten Ausbildung werden die Voraussetzungen geschaffen, um im Spektrum der Spezialkräfte und in Operationen mit besonderen Anforderungen zu agieren.
Sie als Chef haben das letzte Wort. Was ist Ihnen wichtig?
Gute Ausbildung ist die beste Fürsorge für jeden Soldaten und bestimmt, wie gut wir in den Einsätzen sind. Meine Soldatinnen und Soldaten werden intensiv und gut ausgebildet und sind in der Lage, Erlerntes in allen Lagen umzusetzen. Es macht mich stolz, über Kräfte zu verfügen, die jederzeit für Einsätze jeglicher Art zur Verfügung stehen.
*Namen redaktionell geändert