Heer
Panzerbataillon in Augustdorf

Minister Pistorius: „Die Ukraine braucht jede Unterstützung“

Minister Pistorius: „Die Ukraine braucht jede Unterstützung“

Datum:
Ort:
Augustdorf
Lesedauer:
6 MIN

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Bundesminister der Verteidigung Boris Pistorius hat am 1. Februar Soldatinnen und Soldaten des Panzerbataillons 203 besucht. Im Lipperland sprach er mit ihnen über die Leistungsfähigkeit ihres Hauptwaffensystems: den Kampfpanzer Leopard 2 A6. Deutschland gibt an die Ukraine 14 dieser Gefechtsfahrzeuge für die Verteidigung ihres Landes ab.

Ein Zivilist steht vor mehreren Soldaten vor einem Panzer auf einem Feld.

Im nordrhein-westfälischen Augustdorf besucht Verteidigungsminister Boris Pistorius die Soldatinnen und Soldaten des Panzerbataillons 203

Bundeswehr/Mario Bähr

Es ist ein komplexes Waffensystem, der Leopard 2 A6. Nun werden einige von ihnen zeitnah an das ukrainische Militär überreicht. Sie sollen dem Land im Verteidigungskampf dienen. Die Lieferung ist beschlossene Sache. Aber ist es auch realistisch, die ukrainischen Soldaten mit ihrem neuen Leopard-Kampfpanzer zu einer kampfstarken Einheit zu vereinen, die im Krieg bestehen kann und gewinnt? Wie gehen die deutschen Soldaten mit der Abgabe ihrer eigenen Panzer um und warum fiel die Wahl gerade auf das Panzerbataillon 203? Diese und weitere Fragen interessieren die Öffentlichkeit. Auch die Truppe hat Fragen. Verteidigungsminister Pistorius hat sich daher über diese Themen mit den Soldatinnen und Soldaten persönlich ausgetauscht. 

Seine Reise führte zur Kampftruppe, zu den Soldatinnen und Soldaten des Panzerbataillons 203. Sie gehören zur übergeordneten Panzerbrigade 21 „Lipperland“, die insgesamt sieben Bataillone führt. Rund 4.500 Soldatinnen und Soldaten gehören der einsatzerfahrenen Brigade an, die sich auf sechs Standorte im Bundesgebiet aufteilt.

„Es blutet das Herz“ 

Der Minister wollte einen authentischen Eindruck von der Einsatzbereitschaft des Waffensystems Leopard 2 A6 erhalten und das direkte und offene Gespräch mit der Truppe suchen. Aufgrund der Abgabe von 14 Kampfpanzern hatte sich der Minister ganz bewusst dazu entschlossen, nach Augustdorf zu fahren: „Ich wollte, dass die Soldatinnen und Soldaten des Panzerbataillons 203 von der Entscheidung, Leopard-Panzer aus diesem Bataillon in die Ukraine zu verlegen, nicht nur aus den Medien oder über den Dienstweg erfahren, sondern auch von ihrem Minister.“ In einem Gesprächskreis mit 200 Soldatinnen und Soldaten nutzten daher viele die Chance, ihre Auffassungen mit dem Verteidigungsminister zu teilen.

Die Fahrt mit dem Kampfpanzer war für mich sehr beeindruckend. Was mir besonders gut gefallen hat, war das Gespräch mit den Besatzungen, die mit viel Stolz, Leidenschaft und Herzblut ihre Arbeit als Panzerbesatzung ausüben. Es macht Freude zu sehen, wie sie mit Kompetenz und Herz bei der Sache sind“, würdigte der Minister die Truppe. Damit verdeutlichte er auch den Stellenwert ihres Einsatzes. Es blute ihnen natürlich das Herz, dass sie diese Panzer jetzt abgeben müssten, aber sie verstünden es. Sie gingen damit professionell um. „Die Ukraine braucht jede Unterstützung. Die Leopard-Panzer, egal ob 2 A6 oder 2 A4, können eine wichtige Rolle in dem Kampf der Ukraine gegen den Aggressor Russland spielen und deswegen versteht am Ende jeder, dass das passieren muss, auch wenn man natürlich betrübt darüber ist, dass die Übungs- und Ausbildungskapazitäten dadurch deutlich verringert werden“, beschrieb Pistorius die Lage in der Truppe.

Kampfpanzer mit enormem Potenzial

Ein Panzer steht auf dem Feld vor einer riesigen weißen leuchtenden Nebelwand.

Mit dem Leopard 2 A6 erhält die Ukraine ein durchsetzungsfähiges Gefechtsfahrzeug

Bundeswehr/Mario Bähr

Das Panzerbataillon 203 ist mit dem Kampfpanzer Leopard 2 in der modernen, schlagkräftigen Version A6 ausgestattet. Auf dem Übungsplatz Senne zeigte die Truppe dem Verteidigungsminister, wie leistungsfähig und agil der Leopard trotz seiner massigen Erscheinung auf dem Gefechtsfeld ist.

Seit Jahrzehnten ist der Kampfpanzer Leopard 2 das bewährte Hauptwaffensystem der Panzertruppe in der gesamten Bundeswehr. Die Raubkatze wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder modernisiert. Nicht nur äußerlich, sondern auch technisch hat der Leopard 2 A6 nur noch wenig mit seinem Urahn gemein, der ab 1978 in Deutschland vom Band lief. So wurde insbesondere der Primär- und Sekundärschutz des Panzers verbessert. Die 120-Millimeter-Glattrohrkanone kann gegen den Feind auf bis zu 5.000 Meter Entfernung eingesetzt werden. Dabei werden zwei Munitionssorten benutzt: die kinetische Energie, ein Wuchtgeschoss gegen feindliche Kampfpanzer, oder die Mehrzweckmunition, ein Hohlladungsgeschoss gegen Schützenpanzer und Infanterie. Dabei sind die Optiken und die Waffenanlage vollstabilisiert. Der treffsichere Schuss ist damit auch bei voller Fahrt möglich. Die Munition wurde optimiert, um das Potenzial der maßhaltigen Waffe voll auszuschöpfen. Das Gefechtsgewicht von insgesamt 62 Tonnen wird durch einen 1.500 PS starken 12-Zylindermotor bewegt, bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 68 Kilometer pro Stunde. Die Besatzung besteht aus vier Soldaten.

Stabsfeldwebel J. ist in der 2. Kompanie und Mitglied einer Besatzung. Als Kommandant führt er das Ungetüm. Für ihn ist der Leo 2 A6 der beste Kampfpanzer der Welt. Das sei beispielsweise im technischen Vergleich bei internationalen Wettkämpfen zu erkennen, sagte der Soldat. Es käme natürlich immer auch auf die Besatzung an, also auf das Team. Die Technik sei ausgereift. In die Entwicklung seien Jahrzehnte Erfahrung geflossen.

Wie sieht der Stabsfeldwebel die Entscheidung? „Erst einmal war das für uns ein Schlag, wir geben unsere Panzer – und klar ist man erst einmal traurig, wenn die Panzer weg sind. Aber wir müssen gucken, was jetzt kommt und ob wir noch andere Panzer kriegen. Wir wissen, die Entscheidung war nötig. Fest steht, wir müssen die Ukraine unterstützen, da wo wir es nur können. Bei der Ausbildung müssen wir auf Simulatoren zurückgreifen, aber das bekommen wir hin“, so der Kommandant.

Das Waffensystem ist effizient durch seine durchschlagskräftige Bewaffnung, Beweglichkeit und Führungsfähigkeit. Die Effizienz beruht jedoch vor allem auf dem perfekten Zusammenspiel der Besatzung. Nur ein optimal aufeinander eingespieltes Team kann sich im Gefecht durchsetzen. Für die Ukrainer gilt es jetzt, unter enormem Zeitdruck an die Leistung der deutschen Panzerbesatzungen anzuknüpfen, um mit ihrem neuen Leo das Gefecht zu entscheiden. Stabsfeldwebel J. dazu: „Ich empfehle den Ukrainern, auf jeden Fall bei den Ausbildungen gut aufzupassen. Sie werden ja auch durch die Kameraden an diesem sehr komplexen Waffensystem in Munster ausgebildet. Aber mithilfe ihrer Grundfähigkeit als Panzersoldaten werden sie ihren Auftrag meistern. Und der zuverlässige Leopard wird sich im Kampf bewähren, da mache ich mir überhaupt keine Sorgen.“

Modern und durchsetzungsfähig

Ein Zivilist steht mitten in einer Gruppe Soldaten in einer Halle im Gespräch.

Der Verteidigungsminister spricht mit der Truppe über ihren Dienst und über die Entscheidung, Kampfpanzer an die Ukraine zu geben

Bundeswehr/Mario Bähr

Die Abstellung der Kampfpanzer war eine schwerwiegende Entscheidung für die Truppe. Warum gerade Augustdorf? Der Minister verdeutlichte, dass der Entscheidung eine intensive Abwägung im Verteidigungsministerium mit den Fachexperten vorausging. Festzustellen ist, dass mit der Wahl des Leopard 2 A6 nicht die älteste, sondern eine moderne und durchsetzungsfähige Version abgegeben wurde. Der 2 A7V ist die modernste Version in der Bundeswehr und verfügt im direkten Vergleich unter anderem über eine Zusatzpanzerung sowie ein anderes Kommunikationssystem. Diese Version wird aktuell bei der Truppe für die Schnelle Eingreiftruppe der NATONorth Atlantic Treaty Organization VJTFVery High Readiness Joint Task Force eingesetzt.

Das Bataillon hat den Auftrag, mit seinem Hauptwaffensystem Leopard das Gefecht bei Tag und Nacht gegen feindliche Panzerverbände für die Landes- und Bündnisverteidigung zu führen. Die Panzer zeichnen sich durch Feuerkraft, Beweglichkeit, Stoßkraft, Schutz und Durchsetzungsfähigkeit aus. Dafür hat das Bataillon insgesamt drei Leopard-Kompanien mit jeweils 14 Kampfpanzern.

Seit August 2022 bildet ein Großteil des Panzerbataillons 203 mit 550 Soldatinnen und Soldaten den Kern des multinationalen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Gefechtsverbandes in Litauen bei der multinationalen Mission enhanced Forward Presence (eFPenhanced Forward Presence). Mit der verstärkten Vornepräsenz leisten sie einen substanziellen Beitrag zur Stärkung der Nordostflanke des Bündnisses. Die Abgabe der 14 Leos ist ein Verlust für die Truppe. Sie hofft nun auf Ersatz.

Besuch bei der Panzertruppe in Augustdorf

  • Ein Panzer fährt über eine braune matschige Straße auf einem Feld.

    Bei einer Waffenschau wird Boris Pistorius die Leistungsfähigkeit des Waffensystems Leopard gezeigt

    Bundeswehr/Mario Bähr
  • Ein Zivilist und ein Soldat stehen im Turm eines Panzers im Freien.

    Bei der Mitfahrt macht sich der Verteidigungsminister ein eigenes Bild vom Panzer und spricht mit der Besatzung

    Bundeswehr/Mario Bähr
  • Ein Zivilist und ein Soldat gehen an einem Unterstelldach mit vielen Panzern vorbei.

    Major Daniel B. ist Bataillonsführer des Panzerbataillons 203. Er begleitet den Verteidigungsminister bei seinem Besuch bei der Truppe.

    Bundeswehr/Mario Bähr
  • Ein Zivilist steht inmitten einer Gruppe Soldaten in einer Halle.

    Die Soldatinnen und Soldaten haben Fragen. Boris Pistorius antwortet und nimmt sich die Zeit für den intensiven Austausch mit der Truppe.

    Bundeswehr/Mario Bähr
von Peter Müller

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