Heer
Gefechtsdienst im hohen Schnee

Der Weg zum Gebirgsleistungsabzeichen

Der Weg zum Gebirgsleistungsabzeichen

Datum:
Ort:
Bad Reichenhall
Lesedauer:
3 MIN

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Verletzte bergen, im Hochgebirge lange Skimärsche absolvieren, Iglus und Stellungen im Schnee bauen: Die Soldatinnen und Soldaten der 3. Kompanie des Gebirgsjägerbataillons 231 legen in diesem Winter das Gebirgsleistungsabzeichen ab und bringen damit die jährliche Winterkampfausbildung zum krönenden Abschluss.

Soldaten stehen um eine Rettungstrage, einige bereiten am Boden den Abtransport eines Kameraden vor.

Auf der Soinhütte erlernen die Soldaten die Grundlagen der Bergrettung im Winter

Bundeswehr/Viktor Rickl

Am Anfang der Ausbildung steht ein dreitägiger Aufenthalt auf der Soinhütte im bayerischen Mangfallgebirge, um die Bergrettung zu trainieren. „Allen ist klar, dass hier der Ernstfall geübt wird, den sich natürlich keiner wünscht“, sagt ein Ausbilder mit ernstem Gesichtsausdruck. Alle sind konzentiert. Den Ablauf der Rettung eines Verunglückten nur halbherzig zu beherrschen, will sich keiner erlauben. Die Soldaten können am eigenen Leib erfahren, warum die Ausbildung lebenswichtig sein kann. Trotz des relativ milden Winters im Flachland müssen sich die Reichenhaller Jager in höheren Lagen schnell wechselnden Wetterlagen mit Sturmböen und Unwettern stellen. „Wir müssen zu jeder Zeit in der Lage sein, auch unter widrigen Umweltbedingungen Menschen in Gefahr zu retten“, erklärt Hauptfeldwebel Christoph Gülich, der als Heeresbergführer die Ausbildung anleitet. Der Einsatz in extremen Klimazonen und in schwierigem Gelände gehört zum besonderen Fähigkeitsprofil der Gebirgstruppe. Dass sie darüber verfügen, müssen die Soldaten jedes Jahr erneut unter Beweis stellen.

Fordernde Skimärsche

Vier Soldaten laufen in tiefem Schnee auf Skiern mit Marschgepäck hintereinander.

Beim Gebirgsleistungsmarsch geht es durch das Ofental auf den Hochkalter bis auf 2.607 Meter Höhe. Er ist einer der höchsten Berge Deutschlands und liegt im Nationalpark Berchtesgaden.

Bundeswehr/Viktor Rickl

Da das skifahrerische Können der Soldaten unterschiedlich ausgeprägt ist, setzt die Ausbildung hier an. Die Beweglichkeit im winterlichen Gebirge bei Tag und Nacht ist eine zwingende Voraussetzung für den Gefechtsdienst. Zahlreiche fordernde Skimärsche führen die Gebirgsjäger deshalb auf unterschiedlich hohe und schwierige Gipfel im Berchtesgadener Land. Auch ohne Pulverschnee und Sonnenschein. Ein Soldat bemerkt während eines Marsches, dass sich vermutlich wegen des unsicheren Wetters keine Zivilisten auf den Weg zum Gipfel gemacht haben. Gülich erwidert, dass der militärische Auftrag auch bei schlechtem Wetter erfüllt werden müsse. Dafür seien die Gebirgsjäger da. Weil die Sicherheit der Gebirgsjäger natürlich an erster Stelle steht, lässt er immer wieder Elemente der Bergrettung einfließen, um das bislang Erlernte zu festigen. Die Gebirgsjäger merken dabei schnell, dass bei niedrigen Temperaturen auch einfache Handgriffe schwer werden können. Obwohl die Schneelage nicht immer optimal ist, steigern die Soldaten am Ende ihr skifahrerisches Können und ihre körperliche Leistungsfähigkeit deutlich. Stolz erzählt ein Gebirgsjäger von der Bewältigung einer besonders anspruchsvollen Abfahrt.

Wenig Schlaf, volle Konzentration

Zahlreiche Soldaten schaufeln im Wald Schnee.

Zum Winterbiwak gehört auch der Bau von Stellungen und Iglus

Bundeswehr/Viktor Rickl

Der nächste Schritt besteht in einem mehrtägigen Winterbiwak auf dem Gebirgsübungsplatz Reiteralpe bei Unterjettenberg. Auf rund 1.500 Meter Höhe angekommen, sind die Reichenhaller Gebirgsjäger den restlichen Tag erst einmal mit dem Bau eines Iglus beschäftigt. Auch hier sind höchste Konzentration und das richtige Vorgehen gefragt, da das Iglu ansonsten zusammenbrechen und die Soldaten unter sich begraben könnte. Die Soldaten unterstützen sich dabei gegenseitig.

Nun folgt der Gefechtsdienst. Die Beweglichkeit im winterlichen Gebirge ist jetzt nur noch Mittel zum Zweck. Trotz des stürmischen Wetters führt die Kompanie das Gefecht bei Tag und auch bei Nacht. Die Gebirgsjäger erhalten letzte Befehle, dann bricht die Dämmerung ein. Jetzt gilt es, den taktischen Auftrag bei eingeschränkter Sicht und hohem Schnee zu erfüllen: Alarmposten, Streife und Spähtrupp. Für die Soldaten heißt das wenig Schlaf und volle Konzentration. Die umfassende Vorbereitung zahlt sich jetzt aus, bemerkt eine junge Soldatin in der zweiten Nacht. Mit den tiefen Minusgraden komme sie gut zurecht, sagt sie.

„Obwohl dies für viele Kameraden das erste Winterbiwak war, haben Sie mich von Ihrer Leistungsbereitschaft, Zähigkeit und Professionalität überzeugt. Darauf können Sie stolz sein“, lobt der Kompaniechef Hauptmann Christian Houben am Ende.

von Bastian Wild

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