Heer
Bau einer Kriegsbrücke

Der riskante Weg über den Fluss

Der riskante Weg über den Fluss

Datum:
Ort:
Minden
Lesedauer:
3 MIN

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Die Ausbildungs- und Lehrübung Landoperationen 2022 (ALÜAusbildungslehrübung LandOp) ist eine interaktive Weiterbildung für angehende Offiziere und Spitzenführungskräfte – direkt im Gelände, mit echter Truppe. Wir waren an dem Ort, an dem die ALÜAusbildungslehrübung beginnt – an der Station Gewässerübergang.

Über eine Behelfsbrücke aus Amphibien fahren Panzer über einen Fluss, daneben stehen Soldaten.

Die Kommandanten steuern die zu einer Brücke verbundenen Schwimmschnellbrücken Amphibie M3 im Wasser. Der Fährenführer koordiniert den Zufluss der Fahrzeuge, wie beispielsweise den Kampfpanzer Leopard 2 A7V, auf die Schwimmbrücke.

Bundeswehr/Mario Kissel

Kurz vor dem Kontrollpunkt der Pioniere kommt ein Kampfpanzer Leopard 2 A7V zu stehen. Ab hier beginnt die Gewässerzone. Wir sind an der ersten Station der ALÜAusbildungslehrübung 22. Sie trägt den Namen „Gewässerübergang“. In Windheim/Jössen, in der Nähe der Stadt Minden, besuchen die Teilnehmenden des General- und Admiralstabslehrgangs jetzt die ALÜAusbildungslehrübung. Was muss alles vorbereitet werden, damit ein Großverband ein breites Gewässer mit Pionierunterstützung verzugslos überwinden kann? Welche Möglichkeiten habe ich in einer solchen Situation als Truppenführer? Genau davon soll die Gruppe am Schluss der Übung einen Eindruck erhalten. Erfahrene Soldatinnen und Soldaten des Deutsch/Britischen Pionierbrückenbataillons 130 aus Minden vermitteln das Wissen, bauen die Gewässerübergänge auf und setzen die Fahrzeuge über. Sie sind geübt im Umgang mit der Schwimmschnellbrücke Amphibie M3.

Wird die Brücke halten?

Über eine grüne militärische Behelfsbrücke laufen viele Soldaten von einem Flussufer zum anderen.

Die Teilnehmenden der ALÜAusbildungslehrübung überqueren auf der fertigen Brücke den Fluss und überzeugen sich selbst von der behelfsmäßigen Brücke aus Amphibien

Bundeswehr/Mario Kissel

Hauptmann S. stellt den Ablauf vor. „Wir können bei einem Übergang mit einer Fähre oder einer Brücke arbeiten“, erklärt der Offizier. Mit einer Brücke können aber vergleichsweise mehr Fahrzeuge in kürzerer Zeit übersetzen. Eine Fähre kann weniger Fahrzeuge tragen, ist dafür aber flexibler und bietet ein kleineres Ziel für den Gegner. Die Fähren für diesen Auftrag bestehen aus zusammengefügten Amphibien M3. Bevor die Fahrzeuge übersetzen können, nimmt ein Verbindungsoffizier der Kampftruppe mit dem Leiter der Übergangsstelle Verbindung auf. Er hat einen Übersetzplan dabei, also eine Übersicht, welche Fahrzeuge zu welchem Zeitpunkt aus taktischen Gründen übersetzen sollen.

Kurze Zeit später gehen Leopard 2 A7V, Schützenpanzer Marder, Spähwagen Fennek, Gepanzertes Transportkraftfahrzeug Boxer und weitere Fahrzeuge, darunter auch der Sanitäter und Feldjäger, über den Fluss. Abstand und Geschwindigkeit sind durch die Pioniere vorgegeben, um die maximale Leistungsfähigkeit der Brücke zu erreichen. Wenn eine Fähre zum Einsatz kommt, werden entsprechende Fahrzeugpakete abhängig vom Gewicht und den Fahrzeugabmessungen zusammengestellt.

Darauf kommt es an

Über eine Schwimmbrücke fahren Panzer von einem Flussufer zum anderen. Dazwischen stehen Soldaten.

Nachdem den Teilnehmenden der ALÜAusbildungslehrübung 22 der Fährbetrieb mit der Amphibie M3 vorgeführt wurde, entsteht vor ihren Augen innerhalb kürzester Zeit eine behelfsmäßige Brücke über den Fluss

Bundeswehr/Mario Kissel

Die Teilnehmenden sollen vor allem Erfahrungen im Umgang mit den wichtigen Planungsgrößen Kräfte, Raum, Zeit und Information sammeln“, sagt Bataillonskommandeur Oberstleutnant Stefan Klein. Um die maximale Leistungsfähigkeit etwa eines Übergangs zu erreichen, müssten alle Beteiligten sorgfältig planen und es müsse den Pionieren genügend Zeit für die Vorbereitung des Übergangs eingeräumt werden, so der Stabsoffizier. Mit der Teilstation Übergang über ein Gewässer vermitteln die Pioniere dem künftigen Spitzenpersonal theoretische Grundlagen zum Gewässerübergang und über die Verkehrssteuerung der Brigade, sie stellen die Bataillons-, Kompanie- und Zugebene des Brückenbataillons vor und binden das Spitzenpersonal in den Entscheidungsfindungsprozess ein.

Die Mindener Pioniere bilden eine Unikatfähigkeit innerhalb der NATONorth Atlantic Treaty Organization ab. Das Bewegen großer Truppenverbände quer durch Europa ist mit der Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung wieder wichtiger geworden. Es ist notwendig, dass sich künftige Führer und Planer mit dieser Thematik auseinandersetzen. Die ALÜAusbildungslehrübung in Minden und Bergen ist eine Gelegenheit, wertvolle Eindrücke zu sammeln, sich aktiv miteinzubringen und von den Erfahrungen der Truppe zu profitieren.

Hier beginnt das fiktive Szenario der ALÜAusbildungslehrübung 22

Am Flussufer steht eine Gruppe Soldaten. Vor ihnen steht ein Soldat mit Mikrofon und spricht.

Direkt am Fluss erhalten die Teilnehmenden der ALÜAusbildungslehrübung wichtige Informationen zur Errichtung einer Schwimmbrücke

Bundeswehr/Mario Kissel

Mit ihrer Station vermitteln die Pioniere dem künftigen Spitzenpersonal nicht nur realistische Bilder von den Grundlagen zum Gewässerübergang. Die Station ist auch der Ort, an dem die Teilnehmenden in das fiktive Szenario der Übung eingeführt werden. Die sogenannte Rahmenlage Altraverdo ist ein speziell auf die Landes- und Bündnisverteidigung zugeschnittenes Szenar.

Sie sollen hautnah erleben, wie eine Brigade auf dem Gefechtsfeld funktioniert und sich taktisch innerhalb einer Lage bewegt. Alles beginnt mit dem klassischen Befehl von „oben“. Ein Divisionsbefehl ist die Grundlage für den Kampf der Brigade auf dem Gefechtsfeld. Was möchte die Division im Kampf erreichen? Welchem Feind begegnet die Truppe auf dem Gefechtsfeld und was ist der Auftrag der eigenen Brigade innerhalb einer Operation? Diese und weitere wichtigen Informationen sind im Divisionsbefehl hinterlegt. Er stößt den Führungsprozess der Brigadeführung an. Wie der Auftrag allerdings im Detail umgesetzt wird, liegt in der Hand des Brigadekommandeurs mit seiner Truppe. Dies ist das Prinzip der Auftragstaktik.

Nach der Ausgabe des Divisionsbefehls und der Station der Gewässerüberquerung, wodurch sich die ersten Truppen im fiktiven Szenario dem Kampfgeschehen nähern, geht es jetzt zur nächsten Station, zum Brigadegefechtsstand ins niedersächsische Bergen. 

von Mario Kissel

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Interaktiv und realistisch

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