Der Brigadespieß bei Griffin Storm
Der Brigadespieß bei Griffin Storm
- Datum:
- Ort:
- Pabrade
- Lesedauer:
- 4 MIN
An der Schulter seiner Uniform trägt Carl D. eine goldgelbe, geflochtene Schnur. Er ist Oberstabsfeldwebel, das ist der höchste Feldwebeldienstgrad, den man als Soldat bei der Bundeswehr erreichen kann. Wir treffen ihn bei der Übung Griffin Storm im Feldlager Adrian Rohn in Pabradė in Litauen. Aktuell übt hier die Panzergrenadierbrigade 41 „Vorpommern“ gemeinsam mit den litauischen Landstreitkräften. Mit ihm blicken wir hinter die Kulissen der Großübung.
Wo übernachten die Soldatinnen und Soldaten, wie kommen sie an Essen und Trinken? Welche Möglichkeiten gibt es für Sport und wo werden die vielen Gefechtsfahrzeuge bei einer solchen Übung geparkt? Das kann uns Carl D. als Brigadespieß erklären. Hinter der Bezeichnung verbirgt sich der Kompaniefeldwebel des Brigadestabes, also der Führungseinrichtung einer Brigade mit Tausenden Soldaten. Gemeinsam mit seinem Team leistet er einen wesentlichen Anteil daran, dass die Truppe ein funktionierendes Feldlager vorfindet, wenn sie in einen bestimmten Einsatzraum, von dort an einen anderen Ort und zurück in die Heimat verlegt.
Bei der Vorbereitung über den Betrieb bis hin zum Abbau geht es um die Koordination mit den Zivilfirmen, mit der litauischen Armee und mit den Unterstützern aus der Bundeswehr, um ein großes Feldlager für eine ganze Brigade aus dem Boden zu stampfen. Schließlich findet die Truppe nicht immer feste Infrastruktur vor. Bei Griffin Storm war das auch so. „Bei der Erkundung in Pabradė wurde klar, hier haben wir viel zu tun“, beschreibt der Spieß die Situation bei der Ankunft mit dem Erkundungstrupp. Das Organisationsteam war bereits Wochen vor der Ankunft der Hauptkräfte in Litauen, um sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen und weiter planen zu können.
Mittlerweile hat sich das Camp verändert. Der Gefechtsverband Griffin Storm der enhanced Vigilance Activities Brigade Litauen, wie die Panzergrenadierbrigade 41 für den aktuellen Auftrag heißt, hat das Camp Adrian Rohn bezogen und mit einer zusätzlichen Infrastruktur und einer ausgelagerten Zeltstadt ausgestattet, um so Hunderte Soldaten und ihre Fahrzeuge samt Kabinen unterzubringen. Es gibt ein Mini-Fitnessstudio, diverse Sitzbereiche, einen Shop und sogar Betreuungszelte, in denen die Soldaten essen und sich unterhalten können, wenn es die Zeit während der Übung zulässt. Dann ist Carls Team unter anderem auch für den Betrieb dieser Einrichtungen zuständig.
Carl ist derjenige, der gemeinsam mit einem überschaubaren Team aus Soldaten des Brigadestabs für die Verbände die Unterkünfte organisiert und diese überwacht. Was ist der Unterschied zu einem Spieß in der Kompanie? Das Stichwort ist Arbeitsteilung. Als Brigadespieß ebnet Carl sinnbildlich das Feld für die Kompaniespieße und bereitet ihnen den Weg, damit sie reibungslos mit ihren Soldatinnen und Soldaten sowie Material im Camp ankommen und ihren Auftrag ausführen können.
Wie sieht ein Feldlager aus? Brigadespieß Carl D. erklärt.
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Ein abwechslungsreiches Soldatenleben
Seit 35 Jahren ist Oberstabsfeldwebel Carl D. Soldat. Er hat insgesamt zehn Einsätze absolviert und damit profunde Erfahrung, die er bei seiner aktuellen Tätigkeit mit einfließen lässt. So war er in den Neunzigerjahren als Panzeraufklärer und Zugführer im Einsatz und beispielsweise in Bosnien und im Kosovo unterwegs. Später durchlief er verschiedene Verwendungen, unter anderem als Kompanietruppführer und S3-Feldwebel, und er war so im Tagesdienst für die Ausbildung und den Gefechtsdienst zuständig sowie im Einsatz an der Operationsplanung beteiligt. „Man plant, organisiert und unterstützt den Chef und verschafft ihm Zeit, damit dieser seine Aufgaben umsetzen und führen kann“, erklärt Carl.
2005 wechselte der Portepeeunteroffizier zum CIMICMultinational Civil-Military Cooperation Command-Zentrum der Bundeswehr, was für zivil-militärische Zusammenarbeit steht. Hier spezialisierte Carl D. sich in den neu aufgestellten Liaison Monitoring Teams. Als eine Art Sensor war er zuständig für Aufklärung, um zum Lagebild der Führung beizutragen. Dies gelang ihm mit Gesprächsführung und Vernetzung mit lokalen Autoritäten. „Als Liaison Monitoring Team war ich sechs Mal für jeweils sieben Monate im Einsatz.“ Warum?, fragen wir den Oberstabsfeldwebel erstaunt. „Weil Vertrauen die Grundlage meiner Arbeit war und dies erreicht man nicht in zwei Monaten“, verdeutlicht Carl. Außerdem brauche es in dieser Funktion den Blick fürs Gelände und es bedürfe eines Verständnisses für Menschen und Bevölkerungsgruppen, darunter politische, religiöse und ethnische Führer, führt er weiter aus.
Griffin Storm wird zur „goldenen Übung“
Seinen letzten und aktuellen Dienstgrad erhielt er in seiner Funktion im Bundesministerium der Verteidigung, in dem er von 2009 bis Ende 2015 diente. „Hier habe ich meine Frau kennengelernt“, erinnert sich Carl D. mit einem Lächeln. Danach ging es nach Neubrandenburg in den Brigadestab der Panzergrenadierbrigade 41, in dem der Soldat bis heute dient. Dort wurde er zum Spieß vom Stabszug, zum Brigadespieß. Der Oberstabsfeldwebel führt ein großes Geschäftszimmer, kümmert sich um die komplette Personalbearbeitung von 130 Soldaten und um die Vorhaben des Brigadestabes und unterstützt mit seinen Kräften deren Umsetzung.
„Damit versuchen wir alles zu bewegen, was der Brigadekommandeur und der Chef des Stabes wünschen. Das mache ich mit meinem Team jetzt im achten Jahr“, beschreibt Carl. Für die Brigade ist Griffin Storm in ihrer Funktion als eVAenhanced Vigilance Activities-Brigade die dritte Großübung seit Sommer 2022. Für Carl ist es die goldene und damit die letzte Übung in seiner Dienstzeit. Ende September verlässt Oberstabsfeldwebel Carl D. die Bundeswehr in den verdienten Ruhestand.
Das Deutsche Heer wünscht alles Gute, stets viel Soldatenglück und bedankt sich für 35 Jahre treuen Dienst.