Heer
Zivilisten bei der Bundeswehr

Den Blick hinter die Kulissen wagen

Den Blick hinter die Kulissen wagen

Datum:
Ort:
Hammelburg
Lesedauer:
4 MIN

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Die Lehrgruppe A der Infanterieschule des Heeres ist breit aufgestellt. Insgesamt 17 Trainingslehrgänge bietet sie an. Einer ist jedoch anders als die anderen: die Dienstliche Veranstaltung zur Information (InfoDVag) für zivile Führungskräfte.

Bei einem feierlichen Gelöbnis legen sechs ausgewählte Soldaten die Hand auf die Nationalflagge.

In diesem Moment werden aus Zivilisten Soldaten: Das feierliche Gelöbnis ist für alle Beteiligten ein emotionaler Moment.

Bundeswehr/Andrea Rippstein

Zweimal im Jahr veranstaltet die Lehrgruppe A mit der I. Inspektion die InfoDVag an der Infanterieschule. Ziel ist es, zivilen Führungskräften einen Einblick in die Streitkräfte zu geben. Dabei werde viel Wert darauf gelegt, so der Lehrgruppenkommandeur, „den Dienst der Soldatinnen und Soldaten erlebbar zu machen.„ Neben militärischem Führungspersonal der Infanterie werden bei der Lehrgruppe A Soldaten an allen schweren Waffen der Infanterie unter Nutzung moderner Führungs- und Kommunikationsmittel ausgebildet.

Insgesamt fünf Tage verbringen die Teilnehmer der InfoDVag mit einem eng gesteckten Lehrplan. 37 Zivilisten aus Politik, Kirche, öffentlichem Dienst oder Führungskräfte von Unternehmen finden sich dieses Mal hierzu am Lagerberg ein, um „Soldatenluft zu schnuppern“.

Berufsbild Soldat

Ein Soldat steht an einem Rednerpult in einem Unterrichtsraum und spricht zu sitzenden Soldaten.

Zu Beginn der InfoDVag werden den Teilnehmern die Struktur der Bundeswehr, der Aufbau der Infanterieschule und der Ablauf der Veranstaltung erläutert

Bundeswehr/Andrea Rippstein

Die InfoDVag soll den Teilnehmern einen möglichst guten Überblick über die Tätigkeit und Aufgaben eines Soldaten geben. Daher ist der Dienstplan auch breit gefächert. Die Inhalte erstrecken sich von den militärischen Grundlagen über die Sicherheitspolitik und einen Vortrag über die Einsätze und anerkannten Missionen bis hin zu den Herausforderungen an das Heer der Zukunft.

Schwerpunkt der Woche ist jedoch die Praxis. Die Teilnehmer lernen Grundlagen des Formaldiensts kennen, also militärische Antreteformationen, Antrete- und Richtübungen, Marschieren in der Formation und selbstverständlich die Anzugordnung. Denn bereits am ersten Tag steht das feierliche Gelöbnis an. Hierbei wird den Teilnehmern ein temporärer Dienstgrad verliehen. Die nun „jüngsten Soldaten der Bundeswehr“, wie Eichhorn sie bezeichnet, werden an die praktischen Tätigkeiten eines Soldaten der Infanterie herangeführt.

Der Schwerpunkt: Praxisnahe Ausbildung

Mehrere Soldaten hieven einen Holzbalken über ein Hindernis.

Nur gemeinsam kommen alle zum Ziel. Die anspruchsvollen Aufgaben schweißen die Teilnehmer zusammen.

Bundeswehr/Andrea Rippstein

Die für die frisch gebackenen Oberleutnante „völlig fremde Welt des militärischen Dienstes“, wie der Lehrgruppenkommandeur es zusammenfasst, bringt einige Überraschungen mit sich. Neben dem Schießsimulator und der Lehr- und Trainingsanlage können sich die Teilnehmer an der Station „Leben im Felde“ darin beweisen, ein Feuer zu entzünden und bekommen einen Überblick über die Möglichkeiten, sich einen Unterschlupf im Gelände zu errichten.

„Soldaten schützen und leisten Hilfe, aber vor allem kämpfen sie“, erläutert Eichhorn. Daher ist auch das Handwaffenschießen ein fester Bestandteil der InfoDVag. Hierzu reist der Kommandeur des Ausbildungskommandos, Generalmajor Adolf Hochwart, an. Denn ein Pokalschießen steht auf dem Plan. Der eigens für die InfoDVag initiierte „Hochwart-Pokal“ wird an Oberleutnant Dr. Hochapfel verliehen. Mit 82 von 100 möglichen Ringen gewinnt er das Schießen.

Die Teilnehmer legen auch eine Prüfung im Orts- und Häuserkampf ab. Dafür werden sie in den Themen Marsch mit Kraftfahrzeugen, Umgang mit Verwundeten, Waffenwirkung und auf der Infanteriekampfbahn ausgebildet. Ein weiteres Highlight ist der Kletterturm, der dem einen oder anderen Teilnehmer die Schweißperlen auf die Stirn treibt.

Woher kommt das Interesse für die Bundeswehr?

Ein Soldat hangelt sich an einem Seilsteg in 15 Meter Höhe von einem Kletterturm zum nächsten.

Raus aus dem Alltag, rein in die Tätigkeit eines Infanteristen: Dazu gehört auch das Überwinden der eigenen Grenzen – hier beim Seilsteg am Kletterturm.

Bundeswehr/Andrea Rippstein

Eine anstrengende Woche für die Oberleutnante. Hohe Temperaturen, die körperlichen Anstrengungen und viele neue Informationen fordern die Teilnehmenden. Doch die Neugier ist größer als die Angst vor dem Unbekannten. Einer der Teilnehmer fasst seine Sicht zusammen: „Für uns sind die Eindrücke, die wir in dieser Woche sammeln durften, essenziell. Egal, ob als Staatsanwalt oder Richter, der Urteile über Soldaten fällen muss, als Politiker, der Weichen für die Zukunft der Bundeswehr stellt oder als zukünftiger Arbeitgeber von ehemaligen Zeitsoldaten. Um die Lebenswelt, Bedürfnisse und Entscheidungen der Soldaten zu verstehen, muss man den Blick hinter die Kulissen wagen, denn es steckt weit mehr hinter diesen, als gemeinhin bekannt ist.“

Von außen sei dies schwer zu beurteilen, ergänzt ein weiterer Teilnehmer: „Die Eindrücke, die wir in dieser Woche gewonnen haben, sind absolut wertvoll, und werden meine zukünftigen Entscheidungen maßgeblich beeinflussen. Es ist einfach eine ganz andere Welt und es macht einen riesigen Spaß hier zu sein.“

Das Resümee: Eine Chance für alle Beteiligten

Einige Lehrgangsteilnehmer stehen vor einem aufgestellten Gewehr G36 und hören einem Ausbilder zu.

Die Ausbildung an und das Schießen mit den Handwaffen der Bundeswehr sind für die meisten Teilnehmer etwas ganz Neues. Dementsprechend groß sind die Motivation und das Interesse.

Bundeswehr/Andrea Rippstein

Die abschließende Bewertung vieler Teilnehmer zeigt, wie wichtig die InfoDVag als Bindeglied zwischen militärischer und ziviler Welt ist. Das Fazit der Teilnehmer ist einstimmig, wie sich im Pausengespräch herausstellt: „Es ist schlichtweg unglaublich, aber auch unglaublich anspruchsvoll. Zu Beginn hätten wir nicht gedacht, dass auf einem solch hohen Niveau hier ausgebildet wird. Wir wurden eines Besseren belehrt.“

Auch die Perspektive, nämlich die eines Soldaten, sei eine ganz andere: „Man weiß erst, wovon man spricht, wenn man es selbst tut. Dieses Angebot der Bundeswehr wahrgenommen zu haben, war für uns alle mehr als gewinnbringend und wird lange in unserem Gedächtnis bleiben.“

Nicht nur die Trainingsteilnehmer, sondern auch das Ausbildungspersonal und der Hörsaalleiter, Major Markus W., der die InfoDVag leitete, zeigt sich begeistert: „Es war eine anstrengende, aber auch sehr angenehme Woche. Ausnahmslos alle Teilnehmer waren absolut wissbegierig, motiviert und haben trotz aller Anstrengungen super mitgemacht. Es war ein lebendiger Dialog mit vielen konstruktiven Gesprächen und es entstanden für beide Seiten viele neue Eindrücke.“

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Der Beruf des Soldaten ist ein Teamberuf. Ohne die Kameraden geht gar nichts – auch beim Verwundetentransport. Die Zivilisten begegnen dieser grundlegenden Facette des Soldatenhandwerks bei fast jeder Ausbildungsstation.
von Thomas Heinl

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