CIRCyber- und Informationsraum präsentiert sich mit Film bei der ILÜInformationslehrübung
CIRCyber- und Informationsraum präsentiert sich mit Film bei der ILÜInformationslehrübung
- Datum:
- Ort:
- Niedersachsen
- Lesedauer:
- 6 MIN
Die Führung der Kommandodienststellen sitzt versammelt vor der Leinwand. Zwei Moderatoren zu beiden Seiten der Generale sprechen abwechselnd ihren Text live zum Film: Er zeigt über 45 Minuten, wie der Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum (CIRCyber- und Informationsraum) in Landoperationen eingebunden ist, beziehungsweise die eigene virtuelle Gefechtsführung darauf ausrichtet.
Zum zweiten Mal präsentiert sich der Organisationsbereich CIRCyber- und Informationsraum auf eine für die Informationslehrübung Landoperationen (ILÜInformationslehrübung) neue, moderne Weise in einem ebenso ungewöhnlichen Rahmen. Ein Film wird in einem Kuppelzelt aufgeführt werden, mit 360-Grad-Sicht.
Wir haben mit dem Regisseur des Films gesprochen, Oberstleutnant Tom Goeller aus dem Zentrum für Operative Kommunikation der Bundeswehr.
Oberstleutnant Goeller, Sie und Ihr Team haben den Film produziert. Es ist das Herzstück der multimedialen Präsentation des CIRCyber- und Informationsraum bei der diesjährigen ILÜInformationslehrübung. Wie lange beschäftigt Sie das eigentlich schon?
Oberstleutnant Goeller: Die ersten Recherchen zum Film begannen bereits Mitte Februar 2019. Denn zunächst muss ja eine Storyline erarbeitet werden, also eine Festlegung von Inhalten, die der Filmbeitrag zeigen soll. Vorgabe vom Inspekteur CIRCyber- und Informationsraum war es, die Schwerpunkte Cybersicherheit und Cyberabwehr – also den Schutz der bundeswehreigenen Netze – hervorzuheben. In einer Arbeitsgruppe mit Vertretern aller Bereiche des Kommandos CIRCyber- und Informationsraum wurden die wesentlichen Aufgaben der Beteiligten dazu besprochen. Auf dieser Grundlage haben dann Oberstleutnant Andreas Buss vom Kommando CIRCyber- und Informationsraum und ich über mehrere Monate hinweg das Storybook geschrieben, also die eigentliche Geschichte des Films.
Was ist der Inhalt des Films?
Als Rahmenlage hierfür dient das jahrelange Szenario der ILÜInformationslehrübung Landoperationen. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um die fiktive Großinsel Pandora im Atlantik, auf der die beiden Staaten Altraverdo und Wislanien in Konflikt geraten. Laut Szenario strebt Wislanien danach, einen Teil des Nachbarstaates Altraverdo gewaltsam zu annektieren. Altraverdo wiederum ruft über die Vereinten Nationen die Weltgemeinschaft um Unterstützung auf. Die NATONorth Atlantic Treaty Organization wird von den Vereinten Nationen gebeten, Altraverdo beim Erhalt seiner territorialen Integrität zu unterstützen. Deshalb verlegt auch die Bundeswehr Truppen nach Altraverdo.
Welche Rolle spielt das CIRCyber- und Informationsraum im Film?
Ausgehend von dieser Rahmenlage zeigen wir dann im Film, über welche Möglichkeiten der Organisationsbereich CIRCyber- und Informationsraum verfügt, um die deutschen Landstreitkräfte vor Ort zu unterstützen. Dabei haben wir es uns in der Story nicht leichtgemacht. Wir haben im Film einmal die Annahme durchgespielt, was passiert, wenn der Aggressor über eine gut gehärtete ITInformationstechnik verfügt und es ihm gelingt, teilweise in Bundeswehrnetze einzudringen. Und wir zeigen, wie wir aus dieser misslichen Lage wieder herauskommen. Dies sowohl als Story schlüssig aufzubauen, als auch solche Prozesse nachvollziehbar filmisch darzustellen, war eine unserer größten Herausforderungen.
Der Film ist ein Gemeinschaftswerk. Wer hat Sie fachlich unterstützt?
Uns standen zahlreiche Experten des Organisationsbereichs CIRCyber- und Informationsraum Rede und Antwort. Der Kommandeur des Zentrums für Operative Kommunikation der Bundeswehr, Oberst Dr. Stefan Gruhl, hat den ersten Entwurf des Storybooks einer harten Prüfung unterzogen. Das Gespräch mit ihm hat zum Beispiel den militärischen Blick auf unsere Geschichte erheblich fokussiert und sprachlich genauer werden lassen.
Hier liegt meiner Meinung nach der Schwerpunkt der Grundlagenarbeit für den Film: die vielen Gespräche mit Experten des Organisationsbereichs CIRCyber- und Informationsraum und mit einer Wehrtechnischen Dienststelle. Mit den Kameraden haben wir Szenarien und Wahrscheinlichkeiten durchdacht. Sie haben letztlich zur diesjährigen Darstellung geführt. Denn erst durch die Gespräche mit den Cyberexperten konnten auch diese verstehen, welche Prozesse filmisch darstellbar sind und haben daraufhin teilweise selbst Filmanteile erstellt oder Drehmöglichkeiten angeboten, die wir aufnehmen und umsetzen konnten.
Was ist Ihre Aufgabe im Zentrum Operative Kommunikation der Bundeswehr, wenn Sie keine Filme für die ILÜInformationslehrübung drehen? Was qualifiziert Sie für Ihre Aufgabe als Redakteur?
Als Reservist bin ich seit 2015 in mehreren Reservediensten am Zentrum Operative Kommunikation der Bundeswehr als Analyst tätig. Das heißt: Ich bin Regionalexperte für den Nahen und Mittleren Osten. Ich analysiere Informationsaktivitäten in offenen Quellen in bestimmten Ländern und gebe dazu eine Erstbewertung ab. Im Zivilberuf bin ich Journalist für Hörfunk und TV und war in einigen dieser Länder natürlich auch schon persönlich unterwegs. Diese zivilberufliche Erfahrung bringe ich in meine Analysetätigkeit mit ein. Wohl aufgrund meiner journalistischen Erfahrung wurde ich erstmals gemeinsam mit einem weiteren Reservisten im April 2018 mit der Erstellung eines CIRCyber- und Informationsraum-ILÜInformationslehrübung-Films beauftragt.
Meine ersten TV-Erfahrungen konnte ich als junger Journalist in den Jahren 1989/90 in der Funktion eines Producers für das britische Fernsehen BBC sammeln. Die deutsche Einheit mit all den herausragenden Protagonisten habe ich sozusagen zwei Jahre lang täglich durch eine englische Kameralinse erlebt bis hin zu drei Interviews mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl. Aber das ist eine andere Geschichte.
Wo haben Sie gedreht und welchen Umfang hatte das Rohmaterial?
Was das verwertbare Filmmaterial angeht, gilt die Faustformel „Zehn zu Eins“. Also man dreht zehnmal mehr Material, als man braucht. Hier gilt der alte Bundeswehrgrundsatz: „Haben ist besser als brauchen“. Wir waren praktisch im gesamten Organisationsbereich unterwegs. Der für das Kamerateam attraktivste Termin war fraglos Anfang Mai auf einem Flottendienstboot, dessen Auftrag es ist, von See her aufzuklären. Ein Schiff passt natürlich ideal in ein Szenario, das auf einer Insel spielt. Wir starteten für zweieinhalb Tag von Eckernförde aus und legten 360 Seemeilen zurück, bevor wir auf Rügen wieder an Land gesetzt wurden.
Lief alles nach Plan oder gab es auch Überraschungen?
Während der Übung Gelber Merkur des Kommandos ITInformationstechnik Mitte März in Kastellaun erhielten wir mehrere Tage Einblicke in die Unterstützungsaufgaben der ITInformationstechnik- Fachkräfte. Das Lager „Kurpfalz“ diente uns zudem als Rahmen, um ein Lager im Einsatzland Altraverdo darzustellen. Eigens für die Aufnahme eines spektakulären Sonnenaufgangs über dem Lager, auf den wir vor Ort aufmerksam gemacht worden waren, fuhr unser Kameramann bereits morgens um drei Uhr los. Denn, gleichgültig wie viele Bilder man für den Film bereits beim Schreiben des Storybooks im Kopf haben mag, oft genug ist man für das Filmemachen auch auf Zufälle angewiesen.
Einige Szenen und Zusammenhänge für die Darstellung von Abwehr von Cyberangriffen konnten wir auf der internationalen Übung Locked Shields Anfang April in Köln-Wahn mitfilmen. In der Nähe von Daun organisierte unser Verbindungsoffizier in der Filmarbeitsgruppe einen „Konvoi“ zur Darstellung, wie CIRCyber- und Informationsraum bei der Sicherung von Anmarschwegen helfen kann. Da die beteiligten Soldaten bereits gefechtsmäßig ausgestattet waren, nutzte ich die Gelegenheit, am Rande in einer Wiese, eine völlig andere Szene drehen zu lassen, für die wir bis dahin kein Filmmaterial hatten.
Was war technisch und organisatorisch besonders anspruchsvoll?
Die Moderation, die im Lager Trauen auf der ILÜInformationslehrübung am 11. Oktober 2019 live gesprochen werden wird, wurde im Vorfeld außerdem in einem Berliner TV-Studio aufgenommen. Beide Moderatoren mussten einen Tag lang vor drei Kameras stehen, da die Moderation sowohl in Deutsch als auch in Englisch aufgezeichnet wurde. Uns stand ein Aufnahmeteam von etwa zehn Personen zur Verfügung; ich wurde neidisch, denn mein eigenes Kamerateam besteht nur aus zwei Videokräften.
Die Dreharbeiten gestalteten sich dieses Jahr etwas aufwendiger als üblich, da wir zahlreiche Szenen zusätzlich auch mit einer kleinen 360-Grad-Kamera aufgenommen haben. Diese 360-Grad-Anteile konnten aber nicht nebenbei erstellt werden, sondern bedurften stets eines eigenen Zeitansatzes und einer Wiederholung dessen, was wir vorher mit unserer C300-Kamera gedreht hatten. Zweck dieser Besonderheit: Mit 360-Grad-Bildern können Geschichten geradezu erlebt werden. Und: Vom Standpunkt der Kamera aus blickt der Betrachter in alle Richtungen, sodass er das Gefühl bekommen kann, als sei er gerade selbst mitten im Geschehen. Bei den Präsentationen im Lager Trauen erhalten die Zuschauer des CIRCyber- und Informationsraum-ILÜInformationslehrübung-Films in einem Kuppelzelt einen Einblick, welche Wirkungen man filmisch inzwischen erzielen kann.
Ein Abschlusswort …
Wenn ich auf die Zeit zurückschaue, ist eines klar: Niemand kann einen Film dieses Formats alleine produzieren. Entscheidend ist vielmehr der Teamgeist aller Beteiligten, die Disziplin und der Wille aller, ein erfolgreiches Produkt abliefern zu wollen. Deshalb zitiere ich gerne als Fazit den englischen Nationalökonomen Richard Cobden: „Der Erfolg hat viele Väter.“