Heer
Truppe aktiv erleben

Blick in die Herzkammer des Heeres

Blick in die Herzkammer des Heeres

Datum:
Ort:
Munster
Lesedauer:
4 MIN

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Mit der Dienstlichen Veranstaltung zur Information (InfoDVagDienstliche Veranstaltungen zur Information) ermöglicht die Bundeswehr Führungskräften aus dem zivilen Bereich sowie politischen Mandatsträgern einen realistischen und aktiven Einblick in den täglichen Dienst ihrer Soldatinnen und Soldaten. Diesmal geht es in die „Herzkammer des Heeres“.

Zwei Soldaten fliegen mit einem Hubschrauber über Häuser und blicken aus der geöffneten Seitentür.

Ein besonderes Highlight der Veranstaltung ist sicherlich der Flug mit dem Mehrzweckhubschrauber NHNATO-Helicopter-90 zum Ausbildungsort

Bundeswehr/Anett Groß

An der InfoDVagDienstliche Veranstaltungen zur Information können Personen, die dienstfähig sind und das 65. Lebensjahr bis zum Ende der dienstlichen Veranstaltung noch nicht erreicht haben, freiwillig teilnehmen. In der Panzertruppenschule nutzen dieses Mal rund 70 Führungskräfte aus Politik und Wirtschaft die Gelegenheit, eigene Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln und sich über den Auftrag und die Mittel des Heeres sowie die konkrete Umsetzung des Auftrags der Landes- und Bündnisverteidigung zu informieren. 

Eins steht fest: Wie überall in der Truppe sind bereits ab dem ersten Tag Pünktlichkeit, Ordnung und Disziplin gefordert. Zunächst beginnt der Tag mit der Aufnahme, dann geht es direkt zur Einkleidung. Die Teilnehmer werden temporär für den Zeitraum der Veranstaltung zum Oberleutnant und damit zum Offizier befördert. Nach der Beförderung üben die Neuen ausgiebig den Formaldienst, also das militärische Grüßen, Marschieren und Melden. Der krönende Abschluss für alle ist das Gelöbnis. Gerade diejenigen, die bis dato noch keine persönlichen Erfahrungen mit der Bundeswehr sammeln konnten, beeindruckt der hohe organisatorische und logistische Aufwand. Perfekt begleitet von der Musik des Marinemusikkorps Wilhelmshaven geloben die Teilnehmenden, das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.

Bewährtes Duo: Theorie und Praxis im Wechsel

Es regnet: Zwei Soldaten mit Paddel in der Hand überqueren im Schlauchboot einen Fluss.

Was nach Idylle pur oder auch Gefechtsfeldromantik aussieht, ist anstrengend. Im Regen überqueren zwei Teilnehmer der InfoDVagDienstliche Veranstaltungen zur Information des Heeres mit Schlauchboot und unter Körpereinsatz ein Gewässer – ein realistischer Einblick in den Gefechtsdienst.

Bundeswehr/Anett Groß

In den ersten vier Tagen halten Experten und Führungskräfte aus dem Heer informative Vorträge über die Rahmenbedingungen, unter denen das Heer dient, seine Aufträge und die Grundsätze. Höhepunkt ist der Vortrag des Inspekteurs des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais. Er steigt nach klaren und offenen Erläuterungen zur Lage des Heeres ausführlich in den Austausch mit den Teilnehmenden ein. Sie erleben die typische militärische Herangehensweise: analysieren, bewerten, schlussfolgern.
Am Nachmittag heißt es dann raus aus der Theorie und rein in die praktische Ausbildung – also ab in den Gefechtsdienst. Die Heeresaufklärungsschule und die Schule gepanzerte Kampftruppen der Panzertruppenschule stellen den Teilnehmenden die soldatischen Grundfertigkeiten im Gelände vor. Zudem lernen sie verschiedene Gefechtsfahrzeuge sowie deren Bewaffnung und Ausrüstung kennen. Da sie zu den Ausbildungsstationen generell per Bus gelangen, werden einige der Teilnehmer am zweiten Tag durch ein besonderes Highlight überrascht: ein Mitflug im Mehrzweckhubschrauber NHNATO-Helicopter-90 zum Ausbildungsort. Leider können nicht alle mitfliegen. Die Betroffenen nehmen es mit Humor, da sich bereits weitere Höhepunkte für die nächsten Tage ankündigen. Der erste Ausbildungstag im Gelände wird mit einem Orientierungsmarsch inklusive Gewässerüberquerung beendet.
„Motoren an!“, heißt es am Folgetag. In Gruppen fahren die Offiziere im Kampfpanzer Leopard 2, Schützenpanzer Marder und Puma, Spähwagen Fennek und Transportpanzer Fuchs mit. Im flotten Tempo geht es über den Truppenübungsplatz Munster – glückliche und staubige Gesichter!

„Es wurde viel mehr geboten, als ich erwartet hatte“

Ein Soldat steht grüßend vor einer Gruppe Soldaten im Wald neben einem Flecktarnzelt.

Das Einrichten eines Versteckes und der Unterkunftsbau gehören zu den Fähigkeiten, die jeder Soldat beherrschen muss. Auch die Teilnehmer der InfoDVagDienstliche Veranstaltungen zur Information lernen nützliche Tricks und Kniffe, die zum Gefechtsdienst und zum Leben im Felde gehören.

Bundeswehr/Anett Groß

Am Donnerstag geht es in die praktische Handwaffenausbildung. Jeder Soldat muss verschiedene Handwaffen beherrschen – eine Kernfähigkeit. Das gilt auch für die Teilnehmer. Auch sie werden am Gewehr G36, dem Maschinengewehr MG5 und an der Pistole P8 im üblichen Stationskreislauf ausgebildet. Die Ausbilder sind sehr gut vorbereitet und motiviert. Sie allesamt sind derzeit selbst Lehrgangsteilnehmende am Offizierlehrgang 3, der zur Regelausbildung jedes Offiziers gehört.
So erlernen selbst Teilnehmer ohne Vorkenntnisse in kurzer Zeit einen zufriedenstellend sicheren Umgang mit den Handwaffen. Die erworbenen Kenntnisse werden dann im Schießsimulator angewendet.

Jan-Hendrik Marwede, Sachgebietsleiter im Regierungspräsidium Karlsruhe, war bereits als Wehrdienstleistender für neun Monate an der Panzertruppenschule und freut sich nun, die Ausbildungseinrichtung erneut besuchen zu können. Er verrät in einem Gespräch, dass ihm insbesondere die praktische Ausbildung, wie etwa an den Handwaffen, viel gegeben hat: „Es wurde viel mehr geboten, als ich erwartet hatte. Diese Woche hat mich der Bundeswehr wieder nähergebracht“, ist der Beamte merklich dankbar über die gewonnenen Eindrücke.
Ein „Muss“ für jeden, der Zeit in Munster verbringt, ist der Besuch des Deutschen Panzermuseums. Zum Abschluss des Ausbildungstages, können sich dort alle Männer und Frauen über die Geschichte und Ursprünge deutscher Panzer informieren. Das Museum in Munster verfügt über eine der vielfältigsten Sammlungen von Gefechtsfahrzeugen weltweit.

Krönender Abschluss – Handwaffenschießen mit Siegerehrung

Zwei Soldaten schießen nebeneinander im Freien mit der Pistole. Ein Ausbilder steht daneben.

Der Umgang mit einer echten Waffe bedarf Wissen und Verantwortung. Davon überzeugen sich die Teilnehmer selbst und werden beim Schießtraining von erfahrenen Ausbildern angeleitet und unterstützt.

Bundeswehr/Anett Groß

Am letzten Tag der InfoDVagDienstliche Veranstaltungen zur Information steigt die Spannung abermals. Das Tagesziel ist, die erlernten Fähigkeiten real, also im „im scharfen Schuss“, umzusetzen. Dazu fahren die Teilnehmenden im Bus zum Handwaffenschießen auf die Standortschießanlage. In Gruppen eingeteilt, heißt es mit P8, G36 und MG5 „Feuer frei!“. Parallel zum Schießen wird den Politikern und Führungskräften an der Station „Leben im Felde“ aufgezeigt, was darüber hinaus zu den Grundfertigkeiten eines Soldaten gehört – Trinkwasser gewinnen, Verpflegung zubereiten, eine Unterkunft bauen und Feuer machen. Wie bei der Truppe üblich müssen die Teilnehmer währenddessen die Grundsätze der Sicherung und des Tarnens einhalten.
Alle Teilnehmer – vom Pfarrer über Führungskräfte namhafter Unternehmen und Behörden bis hin zu Mitgliedern des Deutschen Bundestages – haben ihre Schießleistungen abgelegt. Jetzt geht es zum festlichen Abschluss ins Kasino Kornett, dem bekannten Offizierheim des Standortes.
Der Bundestagsabgeordnete Lars Klingbeil, der aus Niedersachsen kommt, besucht seine Bundestagskollegen beim Empfang. Vor dem Abendessen werden die besten Schützen an den einzelnen Waffen sowie in der Gesamtwertung mit kleinen Auszeichnungen und Pokalen geehrt. Die Stimmung ist hervorragend. „Diese Veranstaltung war eine gute Gelegenheit, einen wertvollen Einblick in das soldatische Leben und die damit verbundenen Herausforderungen zu erhalten„, sagt Christian Hirte, Mitglied des Deutschen Bundestages, über die letzten Tage begeistert. Am Samstag treten 70 Teilnehmende der InfoDVagDienstliche Veranstaltungen zur Information des Heeres 2023 nach einer intensiven Woche mit vielfältigen Eindrücken die Heimreise an.

von Stephan Korts

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