Monster auf Schienen
Monster auf Schienen
- Datum:
- Ort:
- Frankenberg
- Lesedauer:
- 3 MIN
Für die Übungen der Landes- und Bündnisverteidigung und im Ernstfall müssen enorm viele Güter und Soldaten möglichst rasch an ihren Einsatzort gebracht werden. Die Bahn ist und bleibt ein wichtiges Transportmittel.
Dieser Zug ist schwer bewaffnet. Mit der roten Diesellok voran bewegt er sich durch die Landschaft Thüringens. Insgesamt 16 Maschinenkanonenrohre, Tarnfarbe und deutsche Hoheitsabzeichen sind zu erkennen. Bei dieser Bahn handelt es sich
allerdings nicht um ein bewaffnetes Exemplar eines Güterzuges, sondern um einen Transportzug der Deutschen Bahn für die Bundeswehr in die Letzlinger Heide. Die monströse Fracht von insgesamt 16 Schützenpanzern des Typs Marder und einem Bergepanzer Dachs soll zur Übung Kalter Wettiner bis morgen früh auf einen Übungsplatz in die Letzlinger Heide gebracht werden. Wie bekommt man die tonnenschweren Schützenpanzer ohne Beschädigung auf die Waggons?
Gute Vorbereitung ist alles
Bevor die Fahrzeuge mit ihren Ketten auf die schmalen Waggons rollen, müssen einige Dinge vorbereitet sein, damit später bei der Verladung selbst alles reibungslos läuft. So werden die Fahrzeuge zum Beispiel am Tag vorher an der hauseigenen Zapfanlage in der Kaserne vollgetankt. 652 Liter Treibstoff passen insgesamt in die beiden Tanks eines Marders. Neben den Gefechtsfahrzeugen müssen aber auch ihre Besatzungen auf die Verladung vorbereitet sein. In einer Befehlsausgabe erhalten die Besatzungsmitglieder wichtige Informationen und Aufträge für die Verladung.
Die Verladung beginnt
Am nächsten Morgen bereiten die Soldaten ihre Fahrzeuge auf den Marsch zum Verladebahnhof vor. Der Vorteil: Der Verladebahnhof in Immelborn ist nur wenige hundert Meter von der Werratal-Kaserne entfernt. Am Gleis wartet bereits der Güterzug auf die Fracht. Stück für Stück fahren die Gefechtsfahrzeuge von hinten beginnend über die Waggons, von der Bahn Flachwagen genannt, bis ganz nach vorn. Beim Fahren ist besondere Vorsicht geboten, denn die Flachwagen sind gerade einmal so breit wie die Schützenpanzer selbst. Während der Verladung nimmt das Thema Sicherheit eine besondere Rolle ein und es wird wirklich nichts dem Zufall überlassen. „Bei der Bahnverladung kommt es uns besonders auf die Sicherheit, sowohl für das Personal als auch für das Material an, damit am Ende alles sicher in Letzlingen ankommt“, erklärt Oberleutnant Clemens Reichow, Leitender der Bahnverladung. Im Hintergrund ist ein lautes Knarzen zu hören und man sieht, wie sich die Waggons regelrecht nieder neigen, wenn das über 30 Tonnen schwere Kettenfahrzeug mit einem gelegentlichen Grummeln des Motors langsam über den Waggon rollt.
Achtung, Gegenverkehr!
Nach einer guten Stunde ist die Verladung beendet. Die Motoren und Funkgeräte sind ausgeschaltet, die Feststellbremse angezogen und der Turm mit der Waffenanlage in Höhe und Breite verzurrt. Letzteres ist deshalb so wichtig, damit der Turm mit der sperrigen Maschinenkanone während der Fahrt nicht versehentlich ausschwenkt und in den Gegenverkehr gerät. Nach der Abnahme durch den Wagenmeister liegt die Verantwortung für die 17 Fahrzeuge nun bis zu ihrer Ankunft in der Letzlinger Heide am nächsten Morgen in der Hand der Bahn. Dann beginnt die zweiwöchige Übung für die Grenadiere aus Bad Salzungen. Die Bahnverladung selbst ist vor jeder Übung eine Maßnahme, die regelmäßig trainiert werden muss. Denn Verladungen wie diese spielen eine wichtige Rolle bei der Landes- und Bündnisverteidigung, bei der eine Menge an Personal und Material binnen kurzer Zeit von A nach B gebracht werden muss.