Ausbildung am Puma mit Schutzmaske
Ausbildung am Puma mit Schutzmaske
- Datum:
- Ort:
- Sachsen
- Lesedauer:
- 5 MIN
Der Schützenpanzer Puma ist das schlagkräftige Hauptwaffensystem der Panzergrenadiere. Um das komplexe System bedienen zu können, muss die Besatzung umfangreich ausgebildet werden. Auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz zeigen die Grenadiere aus Regen, wie Ausbildung auch unter strikten Corona-Schutzmaßnahmen funktionieren kann.
In drei Jahren werden sie Teil der Schnellen Eingreiftruppe der NATONorth Atlantic Treaty Organization, der Very High Readiness Joint Task Force 2023 (VJTFVery High Readiness Joint Task Force), sein – die Soldaten des Panzergrenadierbataillons 112 aus dem bayerischen Regen. Zwei Wochen lang haben die 200 Männer und Frauen gezeigt, wie Ausbildung auch unter den aktuellen Umständen der Corona-Pandemie laufen kann. Das Ausbildungsvorhaben ist dringend notwendig. Denn die Grenadiere haben ein gemeinsames Ziel: Für ihren Auftrag als künftige Schnelle Eingreiftruppe der NATONorth Atlantic Treaty Organization wollen sie kampfbereit sein. Die Ausbildung der Richtschützen in der Oberlausitz ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg dahin. In dieser Woche wird die Ausbildung abgeschlossen.
Hoch auf dem Leitungswagen
Die Sonne lässt den Sand heiß werden. Aus der Entfernung spiegelt sich die Hitze auf dem staubgetarnten Schützenpanzer, der gerade neben uns eine Stellung bezieht. Wir sind mitten auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz in Sachsen. Von dem orangefarbenen Leitungswagen aus beobachten wir, wie sich die Ketten der Schützenpanzer in den Zuckersand wühlen. Hier oben sitzen der Kompaniechef und der Schießlehrer der Soldaten, die gerade unten üben. Als Leitungspersonal geben sie den Besatzungen per Funk Anweisungen und bilden so ihre Kameraden aus. Sie achten darauf, dass sich die Bewegungen, Funksprüche und das Trefferbild der Soldaten ständig verbessern, denn im Ernstfall kann jeder Fehler fatale Folgen haben und Leben kosten.
Ausbildung ist der Schlüssel zum Erfolg
Die Übung ist nicht nur für die angehenden Richtschützen wichtig. Die Richtschützenausbildung ist gleichzeitig Grundlage für die Kommandanten jedes Schützenpanzers. Denn nur wer diese Ausbildung hat, kann auch später am Kommandantenlehrgang teilnehmen. Damit hat die Übung hier in der Oberlausitz einen hohen Stellenwert für die Einsatzbereitschaft der Truppe. Gleichzeitig wird die Ausbildung unter bestmöglichem Schutz absolviert. Die Eindämmung des Virus, wie auch die Aufrechterhaltung der Führungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft haben höchste Priorität.
Dass Ausbildung wichtig und entscheidend für die Erfüllung der Aufträge ist, verdeutlicht auch Generalleutnant Johann Langenegger, Kommandeur Einsatz und Stellvertreter des Inspekteurs des Heeres, der sich am 27. April persönlich auf dem Truppenübungsplatz ein Bild machte: „Eine gute Ausbildung ist das A und O. Sie ist der Schlüssel zum Erfolg, denn nur mit einer guten Ausbildung werden wir im Einsatz bestehen können.“
Zielsicher auch bei holpriger Fahrt
Befeuert wird der Schützenpanzer durch ein Triebwerk mit zehn Zylindern. Der Klang ist unbeschreiblich kraftvoll. Die Waffenanlage ist vollstabilisiert und visiert stets das Ziel an, um den Gegner auch während einer holprigen Fahrt punktgenau zu bekämpfen. Die Soldaten sind stolz auf ihren Schützenpanzer. Oberstabsgefreiter John Croucher bewegt das tonnenschwere Kettenfahrzeug. Seinen „741“, wie er ihn nennt, entsprechend der letzten drei Ziffern auf dem Kennzeichen, fährt der Mannschaftssoldat seit drei Jahren. „Ich finde es beeindruckend, wenn das Fahrzeug an einem vorbeifährt und die Erde bebt. Ein gutes und sicheres Gefühl.“
Das Schwierige, wie hier bei der Richtschützenausbildung, sei es, Bodenwellen rechtzeitig zu erkennen und die Geschwindigkeit anzupassen, damit drinnen im Puma keiner durchgeschaukelt werde. „Auch wir müssen ständig lernen, mit der Technik umzugehen. Für uns als Kraftfahrer muss es ein Standard werden wie die tägliche Fahrt zur Arbeit.“
Einblick in das Übungsgefecht
Heute üben die Soldaten mit insgesamt vier Schützenpanzern den beweglichen Feuerkampf. Das Ziel: Den Gegner mit der Sekundärbewaffnung, einem Maschinengewehr mit 1.000 Schuss Kapazität, zu bekämpfen. Dabei müssen die Soldaten ihr taktisches Verhalten mit der Schießsicherheit in Einklang bringen. Während zwei Pumas auf der linken Seite Feuerschutz geben, fahren die beiden rechten Pumas nach vorn und beziehen dort ihre Stellungen. Es kommt beispielsweise darauf an, dass die Besatzungen untereinander richtig kommunizieren und sich nicht gegenseitig „vor das Rohr fahren“, sprich sich nicht vor die Waffe des anderen begeben. Klappfallscheiben simulieren den Gegner. Sollte der Feuerstoß nicht sitzen, erfolgt die Korrektur. Dabei macht der Kommandant, zusammen mit dem Richtschützen, die Schussbeobachtung.
Disziplin bei der Hygiene
Die Ausbildung wurde aufgrund der Pandemie angepasst. Der Personalansatz ist auf ein Minimum, also auf Fahrer, Kommandant und Richtschütze reduziert. Die sechs Soldaten im hinteren Kampfraum des Pumas sind nicht dabei. Im Fahrzeug gilt: Abstand halten. Alle Teilnehmenden sind einzeln untergebracht, die Hygieneanforderungen sind hoch. So müssen die Soldaten vor Eintritt in die Truppenküche ihre Hände waschen und desinfizieren. Bei der Essensausgabe erhält jeder ein vorbereitetes Tablett mit Essen und Getränk. Im Anschluss an die Übung geht das gesamte Personal für zwei Wochen in Quarantäne, zum Schutz der Angehörigen. Das ist eine Herausforderung für alle. „Die Soldaten haben ihren Auftrag verstanden und sind sehr diszipliniert. Sie geben unter diesen Umständen alles und hängen sich rein. Darauf bin ich sehr stolz“, lobt der Kompaniechef der 2. Kompanie, Hauptmann Michael Thoß, die Männer und Frauen.
Das sagt die Truppe
Oberfeldwebel Nikita Leluk ist Puma-Kommandant seit 2018. In seiner Funktion sitzt er im Puma vorne rechts. Für ihn ist die Ausbildung in der Oberlausitz wertvoll: „Wir lernen hier den Umgang mit unserem Großgerät. Es geht uns darum, ein Gefühl für das Gelände zu bekommen und für die Sicherheitsbestimmungen. Die Auflagen, wie beispielsweise die isolierte Quarantäne, sind schon hart. Aber das Personal gibt hier alles und ist sehr diszipliniert. Die Übung ist für uns die einzige Möglichkeit, unsere Richtschützen auszubilden.“
Feldwebel Matthias Maier gehört zur Leitungstruppe. Während der Schießausbildung ist er zuständig für die Führung aller am Schießen teilnehmenden Soldaten und den organisatorischen Ablauf: „Egal, ob die Feuerwehr vom Truppenübungsplatz, Sanitätsdienst, ziviles und militärisches Schießbahnpersonal – alle sind sehr flexibel. Es gab aufgrund der Pandemie viele kurzfristige Änderungen bei der Planung unserer Übung und alle haben sich überlegt: Wie mache ich das möglich? Die Leute hier muss ich einfach loben.“
Die Feuerwehr vom Truppenlager Haide stellt beim Schießen die Brandsicherungswache. Denn zurzeit herrscht in der Oberlausitz die höchste Waldbrandstufe 5. „Wir sind hier bei der Truppe, um das Schießen abzusichern“, sagt ein Feuerwehrmann.
Oberstabsgefreiter Matse Balbinot ist seit sechseinhalb Jahren bei der Bundeswehr und wird hier in der Oberlausitz zum Puma-Richtschützen ausgebildet: Insgesamt dauert die Schießausbildung acht Wochen. „Vor diesem praktischen Teil gab es generell viel theoretische Ausbildung. Als Richtschütze muss man sich viele Dinge einprägen und sie dann hier in der Praxis umsetzen. Ich finde, dass das Zusammenspiel zwischen den Besatzungsmitgliedern wichtig ist. Man kann dieses System nur gemeinsam fahren.“