Augustdorfer Reservisten im scharfen Schuss
Augustdorfer Reservisten im scharfen Schuss
- Datum:
- Ort:
- Augustdorf
- Lesedauer:
- 3 MIN
Es war der vorläufige Höhepunkt ihrer Ausbildung als Panzersoldaten der Reserve: das Panzerschießen. 32 Männer im Alter zwischen 28 und 64 Jahren vom Panzerbataillon 203 in Augustdorf waren dazu für zwei Wochen in die Oberlausitz gereist, um ihre Fertigkeiten auf dem Leopard 2 A6 weiter zu verbessern.
Schon der Weg bis dahin war für Major Jürgen B. und seine 6. Kompanie aus Augustdorf eine Abfolge ereignisreicher Reservistendienste. Zusammen mit den verantwortlichen Kameraden aus der Kompanieführung hat er seine Reservisten Jahr für Jahr so aufgebaut, dass die Panzerbesatzungen einen ähnlichen Fähigkeitsstatus haben, wie die Frauen und Männer aus den aktiven Kompanien des Panzerbataillons 203. Doch der große Unterschied ist, dass seine Soldaten schon mittel- oder längerfristig nicht mehr aktiv im Dienst sind, da sie neue berufliche Wege nach ihrem Ausscheiden aus Bundeswehr eingeschlagen haben. Sie kommen aus zahlreichen Bereichen des öffentlichen Dienstes, aus dem Handwerk, aber auch aus Führungspositionen in mittelständischen Unternehmen. Sie alle eint das Gleiche: Sie sind aus Überzeugung Soldat und stolz drauf.
„Eine Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“
„Wir üben regelmäßig und mehrmals im Jahr“, sagt Kompanietruppführer Stabsfeldwebel Martin D. Auch ihm merkt man an, dass er seinen Dienst als Reservist mit Leidenschaft versieht. Bei jeder Gelegenheit hebt er die Meilensteine und Leistungen seiner Kameraden hervor, die alles freiwillig neben ihrer eigentlichen zivilen Arbeit machen. Auf den ersten Blick erscheinen manche von ihnen – gemessen an Ausbildung und ziviler Beschäftigung – etwas überqualifiziert für manche Tätigkeiten. „Meines Wissens hat keine Kompanie mehr Angehörige mit einem Doktortitel“, sagt er. Doch ist ihm wichtig zu betonen, dass zivilberufliche Stellung, akademische Titel oder Amtsbezeichnungen hier keine Rolle spielen: „Es wird geholfen und jeder unterstützt, so gut er kann.“ Natürlich gebe es auch Personen, die aufgrund des Amts- oder Dienstgrades mehr Verantwortung hätten als andere. Das werde respektiert und den Befehlen selbstverständlich Folge geleistet. Dazu trage auch die engagierte Kompanieführung bei, denn dieser gelinge es immer, neue Ausbildungsangebote zu organisieren und umzusetzen. „Ich bezeichne uns gern immer als Liga der außergewöhnlichen Gentlemen.“ Es passe einfach, dass sich viele unterschiedliche Charaktere zusammenfänden, um eine gemeinsame Sache voranzutreiben.
„Achtung Panzer schießt“
Seit der Indienststellung am 12. Dezember 2019, mit 25 Angehörigen als 6. Kompanie des Panzerbataillons 203 wurden Jahr für Jahr die Ausbildungsinhalte erweitert: 2020 haben die ersten zwei Besatzungen nach absolvierter Vorausbildung den ersten Schuss abgegeben. Ein Jahr später wurde das taktische Verhalten mit dem Thema „Marsch und Beziehen von Räumen“ geübt, 2022 folgten das Verhalten im Gelände und bei besonderen Gefechtssituationen mit dem Kampfpanzer sowie eine Weiterbildung der Kraftfahrer.
Das Schießen in der Oberlausitz war zweifellos der Höhepunkt der Ausbildung, so die einhellige Meinung der Kameraden. Jede Panzerbesatzung wurde dort massiv gefordert. Von den Schulschießübungen des Einzelpanzers bis zum Zuggefechtsschießen wurden die wichtigsten Schießübungen vom Kompaniechef koordiniert und beobachtet. Vier Leopard 2 A6 parallel zueinander führen den aktiven Feuerkampf bei gegenseitiger Schussbeobachtung. Dadurch wird geübt, am Funk koordiniert und als Zug taktisch vorzugehen. „Achtung Feuerüberfall, ich zähle, 3-2-1, Feuer!“, ertönt es aus dem Funkgerät. Einen Wimpernschlag später brechen zeitgleich vier Schüsse aus den 120-mm-Bordkanonen und der Panzerzug setzt sich in Bewegung. Am Ende meldet der Zugführer, dass seine Männer und er ihren Auftrag erfüllt haben.