„Kilo, nur Kilo, feuern, kommen!“
„Kilo, nur Kilo, feuern, kommen!“
- Datum:
- Ort:
- Bergen
- Lesedauer:
- 2 MIN
Nach dem ersten Schuss können sie entdeckt werden. Nur wenige Minuten bleiben ihnen, um zu schießen, aus der Feuerstellung zu verschwinden und die gedeckte Aufstellung zu beziehen. Beim Gefechtsschießen der Informationslehrübung Landoperationen (ILÜInformationslehrübung) 2019 zeigen Soldaten des Artillerielehrbataillons 325 aus dem niedersächsischen Munster ihre Feuerkraft.
Ich sitze auf dem Platz eines Munitionskanoniers, hinten im Kampfraum des Geschützes mit dem Decknamen „Kilo“, genauer gesagt in einer Panzerhaubitze 2000 der deutschen Artillerie. Direkt hinter mir wartet der Geschützführer, ein erfahrener Oberfeldwebel, am Funkgerät auf das Feuerkommando. Mit der Haubitze haben wir die gedeckte Aufstellung im Wald verlassen und befinden uns jetzt direkt auf dem Feld, links neben uns zwei weitere Geschütze des Zuges. Vorn bei der Kampftruppe, wenige Kilometer von hier entfernt, wird bereits aus allen Rohren geschossen. Aufsteigender Rauch ist das Einzige, was aus zwölf Kilometern Entfernung davon zu sehen ist. Die gegnerischen Kräfte haben dort von einer Höhe aus das Feuer eröffnet.
Präzision ist gefordert
Jetzt ist die Feuerunterstützung der Artillerie gefragt. Rasch muss der Artilleriebeobachter die Anforderung des Kompaniechefs, der sich gerade mit seinen Soldaten im Kampf befindet, weiterleiten. In der Haubitze, die so schwer ist wie rund 40 Pkw wartet die fünfköpfige Besatzung auf den Befehl zum Schuss, auch Feuerkommando genannt.
So funktioniert die Panzerhaubitze 2000
In der Regel wird dieser Feuerbefehl direkt in das digitale Herz der Panzerhaubitze übermittelt. So berechnet die Haubitze automatisch alle nötigen Einstellungen, um zielsicher zu treffen. Interessant ist, dass dieses Geschütz ständig dazulernt. Es speichert spezifische Schussdaten und erhöht somit die Präzision mit jedem neuen Schuss. Auch Wetterdaten, wie Luftdruck und Windgeschwindigkeit, erhöhen die Präzision und werden beim Schießen mit einbezogen.
Ein Magazin, so groß wie ein Raum
Dann folgt plötzlich das Feuerkommando. Diesmal nicht wie gewöhnlich digital, sondern als Funkspruch. Durch den Lautsprecher bekommen alle die benötigten Schussdaten vom Feuerleitfeldwebel durchgesagt, dann die Aufforderung: „Ganzer Zug, Feuerbereitschaft melden an mich, kommen!“ Bei den Soldaten in der Haubitze sitzt jetzt jeder Handgriff. Die automatische Ladevorrichtung holt das rund 45 Kilogramm schwere Geschoss per Knopfdruck aus dem „Keller“ des Geschützes, dem Magazin. Hier finden bis zu 60 Geschosse Platz.
Kraftakt für die Soldaten
Nach der Bestätigung der Feuerbereitschaft wird unsere Haubitze angesprochen: „Kilo, nur Kilo, feuern, kommen!“ Mit enormer Kraft, aber erstaunlich ruhig, verschiebt sich die Kanone mit dem Schuss nach hinten an mir vorbei durch den Kampfraum und wieder zurück. Je nach Ladung kann die Lautstärke deutlich variieren. Es riecht im Kampfraum nach Schmauch. Insgesamt wird die Artillerie während der ILÜInformationslehrübung um die 800 Mal feuern. Ein wahrer Kraftakt für die Soldaten, schließlich muss jedes einzelne Geschoss per Hand vom Lkw zur Haubitze getragen und in die Ladeluke gelegt werden.