Angriff über die Donau
Angriff über die Donau
- Datum:
- Ort:
- Ingolstadt
- Lesedauer:
- 4 MIN
Um bei zukünftigen Übungen für die Landes- und Bündnisverteidigung nichts dem Zufall zu überlassen, übt die Gebirgsjägerbrigade 23 den Angriff über ein breites Gewässer. Auf dem Ingolstädter Übungsplatz an der Donau zeigt das Gebirgspionierbataillon 8 den Offizieren und Unteroffizieren zwei Tage lang zum Zweck ihrer Weiterbildung die Fähigkeiten der Truppe.
Soldaten aus allen unterstellten Bataillonen und Einheiten der Brigade, aber auch Soldaten weiterer Verbände der Bundeswehr, nehmen an der sehenswerten und nützlichen Weiterbildung teil. Pandemiebedingt wird die Veranstaltung auf zwei Tage gelegt, um so die Ausbildung an den einzelnen Stationen in kleineren Gruppen mit Abstand und Maske durchlaufen zu können. Vom Feldwebel bis zum Oberst sind Gebirgsversorger, Gebirgsaufklärer und Gebirgsjäger aus den verschiedenen Standorten der Brigade extra nach Ingolstadt zu den Gebirgspionieren gereist, um ein realistisches Bild eines solchen Angriffs im Gelände zu erhalten.
Vorbereitung am Sandkasten
An verschiedenen Stationen erfolgt jeweils am Vormittag eine taktische Grundlagenschulung. Den Anfang macht der Kommandeur der Gebirgspioniere, Oberstleutnant Marc Rabenschlag, persönlich. An einem sogenannten Geländesandkasten, bei dem das Übungsgebiet in Miniaturform dargestellt wird, erarbeitet Rabenschlag zusammen mit den Teilnehmern die taktische Vorgehensweise zum Überqueren eines breiten Gewässers.
Diese Pioniertechnik wird gebraucht
An der zweiten Station werden den Teilnehmern einige Fahrzeuge der Ingolstädter Pioniere und ihre Einsatzmöglichkeiten eindrucksvoll vorgeführt. So beseitigt ein Pionierpanzer Dachs einen aus Erde aufgeschütteten Panzergraben, ein Brückenlegepanzer Biber verlegt eine Panzerschnellbrücke über ein schmales Gewässer. Um auf matschigen Untergründen am Gewässerrand besser voranzukommen, legt ein Spezialfahrzeug eine Faltstraße aus zusammengesetzten Aluminiumteilen wie ein riesiges Puzzle im Gelände aus. Zudem bauen nur sechs Soldaten in rund 90 Minuten eine Faltschwimmbrücke mit einer Spannweite von bis zu 46 Metern. Ein ganzer Zug besteht dabei aus zwei Verlegefahrzeugen sowie sechs Transportfahrzeugen. Mit einer Traglast von 110 Tonnen können zwei Leopard-Panzer im Abstand von zweieinhalb Metern die Faltschwimmbrücke befahren.
Mindener Pioniere unterstützen mit dem Bau einer Fähre
Soldaten der 5. Kompanie des Schweren Pionierbataillons 901 sind mit ihren Amphibienfahrzeugen vom Typ M3 per Bahntransport aus Minden in Nordrhein-Westfalen angereist, um die Schanzer-Pioniere bei der Weiterbildung zu unterstützen. An der Station Amphibie zeigen die Mindener Pioniere, wie aus den M3-Fahrzeugen eine Fähre in verschiedenen Längen zusammengestellt werden kann. Die 26 Tonnen schweren Fahrzeuge können auch zu einer Brücke verbunden werden.
Dies zeigten die Pioniere unter anderem bereits bei der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Übung Anaconda 2016 in Polen. Zusammen mit britischen Pionieren bauten sie damals eine gigantische 350 Meter lange Brücke aus 30 Fahrzeugen in nur 30 Minuten. Denn nur Briten und Deutsche sind innerhalb der NATONorth Atlantic Treaty Organization mittels der M3 zu so einem Brückenbau in der Lage. Rekordverdächtig? Tatsächlich brachte ihnen dieses Manöver einen Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde.
Brückenkopf bilden
Parallel zur Vorstellung der Amphibie M3 wird den Teilnehmern an den Rampen zur Donau das schnelle Besetzen von Schlauchbooten mit Personal und Material vorgeführt. Um Vorauskräfte möglichst schnell zur Bildung eines Brückenkopfs an das andere Ufer zu bringen, sind diese schnellen und wendigen Boote bestens geeignet. Sie werden so nah wie möglich mit Fahrzeugen an den Uferbereich gebracht, um dann die letzten Meter per Muskelkraft ins Wasser gelassen zu werden. Neben dem Bootssteuerer und dem An- beziehungsweise Ableger können so bis zu vier Soldaten mit Waffen und Gepäck innerhalb weniger Minuten ein Gewässer überqueren.
Darüber hinaus zeigen die Mindener Pioniere an einer weiteren Station sehr plastisch, wie die Einrichtung einer Gewässerzone im sehr komplexen Zusammenspiel von Pionieren und Kampftruppe zum Überwinden eines Flusses abläuft. Das Ziel: ein gemeinsames Verständnis schaffen.
Der Angriff über das Gewässer beginnt
Nach den Vorführungen an den einzelnen Stationen geht es nachmittags für alle Teilnehmer der Weiterbildung wieder an die Donau. Dort zeigen Soldaten einige Gefechtssituationen. Sie erkunden als Spähaufklärer den gegenüberliegenden Uferbereich, überprüfen mittels Echolot die Wassertiefe und bringen kleine Trupps der Kampftruppe per Schlauchboote über den Fluss. Soldaten setzen eine Fähre aus vier Amphibien M3 zusammen, sodass im Anschluss verschiedene Fahrzeuge wie der Transportpanzer Fuchs, Spähwagen Fennek, Pionierpanzer Dachs, GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer und das Geländetransportfahrzeug BV 205 S Hägglunds in drei Umläufen an das gegenüberliegende Ufer transportiert werden können. Von dort aus wird dann der Kampf fortgesetzt und der Brückenkopf weiter ausgebaut.
Gute Zusammenarbeit und erfolgreiche Übung
Großes Lob für die Truppe, insbesondere an das Gebirgspionierbataillon 8, gibt es am Ende der Weiterbildung durch den Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade 23, Brigadegeneral Maik Keller. Er leitet die gesamte Weiterbildung. Beim Abschlussantreten stellt der General fest, dass das Ausbildungsziel: Kennen der Abläufe und Verantwortlichkeiten beim Angriff über ein Gewässer vollumfänglich erreicht worden sind. „Die Bilder, die Sie heute gesehen haben, werden Ihnen bei künftigen Übungen helfen, egal, ob im Gefechtsstand an der Karte oder in der Praxis im Gelände, zielgerichtet zu planen und auf Augenhöhe mit den Pionieren zu agieren. Dies wird den Planungsprozess deutlich beschleunigen und qualitativ verbessern“, resümiert Keller die gelungene Ausbildung. Beim Abschlussantreten übergibt der Kommandeur ausgewählten Soldaten, die die Vorführung umgesetzt hatten, den Commander's Coin, die Ehrenmünze des Kommandeurs. Sie ist ein kleines Dankeschön für die geleistete Arbeit.