Heer
Spezialisierte Kräfte

Angriff auf Red Hammer

Angriff auf Red Hammer

Datum:
Ort:
Wildflecken
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Fallschirmjäger mit Erweiterter Grundbefähigung (EGBErweiterte Grundbefähigung) gehören zu den Spezialisierten Kräften der Bundeswehr. Sie sind Profis für offensive, gezielte Operationen. Mit luftgestützten Einsätzen sind sie in der Lage, rasch und schlagkräftig Zielpersonen, wie gegnerische Entscheidungsträger, festzusetzen und aus der Gefahrenzone zu bringen.

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  • Ein Soldat hält in einem weißen Raum vor einer grauen Tafel einen Vortrag.
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    Vorbereitung der Operation bis ins kleinste Detail

    Auf einem unscheinbaren Berg, zwischen dichtem Tannenwald, mitten in der Rhön, haben die Fallschirmjäger mit Erweiterter Grundbefähigung (EGBErweiterte Grundbefähigung) zu Übungszwecken ihre Basis aufgebaut. In ihrer Forward Operating Base (FOBForward Operating Base), einer Art kleinen, vorgeschobenen Operationszentrale, gibt es ein paar Gebäude mit nützlichen Räumlichkeiten. Schlafsäcke sind hier ausgebreitet, in der Mitte wärmt ein Holzofen. Längst sind die Soldaten draußen und fokussieren sich auf ihren heutigen Einsatz. Im Nachbargebäude hängen viele Karten und bunte taktische Skizzen an der Wand. Hier bereiten sich die Spezialisierten Kräfte des Heeres auf die Operation Red Hammer vor. Was erwartet die Fallschirmjäger?

    Die beauftragte Einheit, auch Task Unit genannt, soll mit einer luftgestützten Operation unter Nutzung von zwei Transporthubschraubern vom Typ CH-53 der Luftwaffe ein sogenanntes High Value Individual (HVI), eine Hochwert-Zielperson, genannt Red Hammer, an ihrem derzeitigen Aufenthaltsort festsetzen und ausschalten. Mithilfe der taktischen Befragung (tactical questioning) sowie dem Sicherstellen von Führungsunterlagen und ITInformationstechnik-Ausstattung wollen sie zusätzlich geheime Erkenntnisse über den Feind gewinnen. Auf Befehl werden sie Gefangene mitführen und gegebenenfalls gegnerische Waffenverstecke zerstören. Die Task Unit besteht aus einem Suchtrupp, einem Begleittrupp sowie noch zwei weiteren Sturmelementen. Daneben verfügt die Unit über ein Deckungselement sowie einen Scharfschützentrupp, die draußen während des Zugriffs die Lage im Auge behalten und gegebenenfalls mit Feuer einschreiten.

  • Mehrere Soldaten hocken hintereinander und packen auf einem Parkplatz ihre Ausrüstung.
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    Jetzt ist Flexibilität gefragt

    Die persönliche Ausrüstung eines EGBErweiterte Grundbefähigung-Soldaten muss während der Operation zu hundert Prozent funktionieren. Ist alles dabei? Ist alles an seinem Ort und griffbereit? Mitten in der Vorbereitung wird dem Team plötzlich der Ausfall eines der beiden Hubschrauber gemeldet. Blitzschnell muss das Team umdenken und den Aufbau der Einheit sowie den Ablauf der Operation so ändern, dass der Plan trotzdem aufgeht. Anpassungsfähigkeit ist hier gefragt, denn auch in der Realität, im echten Einsatz, können entscheidende Lageänderungen sehr unerwartet eintreten. Das Team wird zahlenmäßig reduziert, um in der verbleibenden Maschine auf dem Luftweg zum Einsatzort zu gelangen. Die restlichen Soldaten bleiben allerdings nicht unberücksichtigt. Sie werden als sogenannte Quick Reaction Force (QRF), eine Schnelle Eingreiftruppe, an der FOBForward Operating Base verbleiben und im Ernstfall zur Unterstützung abgerufen und herangezogen. Die Kräfte können auch auf dem Landweg, beispielsweise durch die eigene Truppe, von A nach B gebracht werden. In diesem Fall steht das Jägerbataillon 101 aus Schwarzenborn mit seinen Gepanzerten Transportkraftfahrzeugen Boxer bereit, weitere EGBErweiterte Grundbefähigung-Soldaten zur Verstärkung zu transportieren.

  • Hinter einer Gruppe Soldaten landet auf einer Waldlichtung ein großer dunkler Hubschrauber.
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    Vor dem Abflug: Eine gemeinsame Sprache

    Nachdem die Task Unit bei der Befehlsausgabe im Gebäude ihren Auftrag erhalten hat, ist sie in eine kurze Planungsphase zur Vorbereitung der Operation übergangen. Spätestens jetzt wissen alle, was sie im Detail zu tun haben. Für die letzten Fragen versammeln sie sich noch einmal um ein Modell des Objektes. Häuser, Wege und Gewässer sind darin gut erkennbar dargestellt. Auch besondere Einsatztaktiken (tailored to mission) werden wiederholt. Während die Soldaten bereits am Geländesandkasten stehen, landet knapp 200 Meter neben ihnen jetzt die riesige CH-53 auf dem Helikopterlandeplatz. Dann erfolgen letzte Absprachen mit der eingetroffenen Luftfahrzeugbesatzung.

    Bemerkenswert ist, dass sowohl die Luftwaffenbesatzung als auch die Kampfspezialisten vom Heer dabei eine gemeinsame Sprache sprechen, das heißt dieselben Begriffe verwenden und ein deckungsgleiches taktisches Verständnis aufweisen. Das hat auch einen Grund: Denn nur als Team werden sie in der Lage sein, den gewünschten Missionserfolg zu erzielen. Egal, ob Luftwaffe oder Heer – beide Seiten müssen sich während der Operation in die Belange des anderen hineinversetzen können. Gibt es Panzerabwehrwaffen oder schwere Maschinengewehre? Schnell kann die Bedrohung am Boden auch zu einer Bedrohung für die Luftfahrzeugbesatzung und ihre Maschine in der Luft werden.

  • Eine Gruppe Soldaten steigt von hinten über die Rampe in das dunkle Innere eines Hubschraubers ein.
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    Alle aufsitzen. Es geht los!

    Nach Abschluss aller Vorbereitungsmaßnahmen geht es los. Jetzt wird das Luftfahrzeug besetzt und die sogenannte Phase Insertion, der Flug in das eigentliche Einsatzgebiet, beginnt. In der Maschine selbst hat jeder Schütze seinen für ihn vorgesehenen Platz. Wenn der Hubschrauber in der heißen Zone landen wird, verlassen die Soldaten ihn nach einer bestimmten Reihenfolge. So sind alle in der Lage, den Wirkungsbereich und den Auftrag wahrzunehmen, ab dem Zeitpunkt, an dem sich die Heckrampe öffnet. Im Objekt selbst wird mit Feindkräften, gut ausgebildeten Personenschützern, gerechnet. Sofort müssen die EGBErweiterte Grundbefähigung-Soldaten deshalb ab Verlassen des Flugzeuges in der Lage sein, den Gegner auszuschalten. Dann setzen die Räder der mit Maschinengewehren bewaffneten Maschine in unmittelbarer Nähe zum Objekt im matschigen Gras auf. Die EGBErweiterte Grundbefähigung-Soldaten nennen diese Phase „Wheels Down“. Die Rotoren produzieren einen gewissen Druck, der beim Verlassen des Hubschraubers zu spüren ist. Die Zeit läuft. Dem Zugführer kommt es jetzt darauf an, dass koordiniert vorgegangen wird und die gesamte Maßnahme nicht länger als 20 Minuten dauert. Schnell rein, HVI festsetzen und wieder raus. Läuft hier etwas schief oder dauert einfach nur länger als erwartet, bekommen die EGBErweiterte Grundbefähigung-Soldaten ein ernstes Problem mit nachstoßendem Feind. Wird alles nach Plan laufen?

  • Drei Soldaten stehen vor dem Eingang eines mehrstöckigen Holzhauses vor dem Sturm.
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    Am Gebäude steigt das Adrenalin. Ruhe bewahren

    Der bewaffnete Hubschrauber ist in unmittelbarer Nähe zum Aufenthaltsort der Zielperson, nicht weit weg vom Gebäude, gelandet. Das Objekt wird direkt und mit enormer Geschwindigkeit angegriffen. Bisher ist noch kein einziger Schuss gefallen. An einer Tür befestigt der Breacher, der Öffner, die präparierte Sprengladung und macht somit den Weg frei in das Innere des Gebäudes. Einer nach dem anderen geht rein. Es ist dunkel. Dann fallen die ersten Schüsse. Im Schrank lauert ein bewaffneter Soldat. Das Verfahren heißt selektiver Schuss, mit dem die EGBErweiterte Grundbefähigung-Kräfte blitzschnell zwischen Schießen oder Nicht-Schießen entscheiden. Nachdem das Objekt durch die Soldaten eingenommen und vom Feind befreit wurde, wird jetzt auch die Infrastruktur rund um das Haus, wie abgestellte Fahrzeuge durchsucht. Jetzt steht fest: Die Zielperson ist nicht hier. Die Soldaten finden allerdings Führungsunterlagen und Kartenmaterial. Jetzt zählt jede Sekunde. Fest steht: Sie müssen die Zielperson finden. Alle Unterlagen werden binnen kürzester Zeit unter enormem Stress ausgewertet. Die Spuren führen zu einem zweiten Objekt, gut eine Stunde mit dem Auto entfernt. Jetzt muss der Führer der Task Unit handeln. Sein Entschluss: Sofort das Folgeobjekt angreifen. Dazu wird die Task Unit durch das Luftfahrzeug rasch aber geordnet wiederaufgenommen. Überall können noch Feindkräfte lauern. Jetzt beginnt der Angriff auf das Folgeobjekt.

  • Vier Soldaten stürmen im Abendrot nebeneinander über eine Waldlichtung.
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    Wird die Zielperson entkommen?

    Direkt nach Anlandung am Folgeobjekt kommt es zu schweren Feuergefechten, wodurch ein Soldat schwer verwundet wird. Die EGBErweiterte Grundbefähigung-Kräfte müssen jetzt sowohl ihren Verwundeten versorgen als auch ihre Operation mit Entschlossenheit fortführen. Im durchexerzierten Angriffsdrill wird sofort die Einbruchstelle in der zweiten Phase, der Phase „Sturm“, bei der man in das Innere des Objekts gelangt, genommen. Wenige Minuten später nach dem urbanen Kampf ist das gesamte Objekt feindfrei. Die 3. Phase „Kampf durch die Tiefe“ ist erfolgreich abgeschlossen. Der verwundete Soldat wird parallel durch die Luftfahrzeuge sofort aufgenommen und zur Verwundetenversorgung gebracht. Auch dieses Verfahren wird bei diversen Übungen immer wieder durchexerziert. Der gegnerische Entscheidungsträger ist nicht im Gebäude. Hinweise deuten darauf, dass er in das angrenzende Waldstück ausgewichen ist.

  • Ein Soldat rennt mit einer festgenommenen Person zwischen wie Containern über eine Sandfläche.
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    Raus aus der heißen Zone

    Sofort wird das Umfeld unter Rundumsicherung durchkämmt. Schließlich wird Red Hammer, die Zielperson, versteckt in einem Erdloch im angrenzenden Wald aufgefunden und festgesetzt. Sie ist unbewaffnet. Doch die Operation ist noch nicht beendet. Der Blick auf die Uhr treibt den Soldaten Schweiß ins Gesicht. Die Zeit ist vorangeschritten. Auf einmal greifen gegnerische Kräfte, die sogenannten Folgekräfte, aus einem Nachbarort an. Folgekräfte deshalb, weil sie zum Zeitpunkt des eigenen Angriffs nicht unmittelbar am Objekt waren, sondern erst durch Alarmierung des Feindes herangezogen wurden. Die Schüsse der feuernden Gewehre hallen zwischen den umliegenden Metallcontainern wider. Den Fallschirmjägern gelingt es, den feindlichen Gegenstoß durch eine schnelle Entschlussfassung durch den Zugführer und entschlossenes Handeln der Soldaten abzuwehren. Jetzt, in der 4. Phase, der Reorganisation, wird sofort das Element reorganisiert, sodass jeder wieder seinen vorgesehenen Platz einnimmt und die Abholung durch das Luftfahrzeug vorbereitet. Die sogenannte Extraction, das Herausausholen aus dem Operationsgebiet, läutet die fünfte und letzte Phase „Exit“ ein. Gerade einmal 40 Minuten später, nach dem Rückflug zur Basis, sind alle Kräfte zurück. Sie haben ihren anspruchsvollen Auftrag erfüllt, dem Verwundeten geht es dank der rechtzeitigen Verwundetenversorgung wieder besser. Doch nach der Operation ist vor der Operation. Sie wird im Anschluss ausgiebig nachbereitet und ausgewertet.

    *Name zum Schutz des Soldaten geändert

    von Peter Müller
Vielseitig und äußerst schnell

EGBErweiterte Grundbefähigung: Spezialisierte Kräfte des Heeres

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