Heer
ALÜAusbildungslehrübung Landoperationen

Nicht nur zuschauen, sondern selbst handeln

Nicht nur zuschauen, sondern selbst handeln

Datum:
Ort:
Munster
Lesedauer:
4 MIN

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Bislang war in der Lüneburger Heide die Informationslehrübung (ILÜInformationslehrübung) ein feststehender Begriff. Wissen wurde in Form von dynamischen Vorführungen im Gelände vermittelt. Im Gegensatz dazu schaut der künftige Führungsnachwuchs bei der neu konzipierten Ausbildungslehrübung Landoperationen (ALÜAusbildungslehrübung LandOp) nicht nur zu, sondern macht auch mit.

Ein Hubschrauber fliegt über einem Wald.

Wie der Kampfhubschrauber Tiger die Bodentruppen unterstützt, zeigt die Ausbildungslehrübung Landoperationen 2021

Bundeswehr/Michel Baldus

Unverändert ist jedoch der streitkräftegemeinsame Ansatz der ALÜAusbildungslehrübung LandOp. Denn auch sie ist eine gemeinsame Lehrübung des Heeres, der Streitkräftebasis, des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr und des Cyber- und Informationsraumes. Die Panzerlehrbrigade 9 in Munster ist verantwortlich für Ausrichtung der Übung. „Wir nehmen uns bei der ALÜAusbildungslehrübung LandOp mehr Zeit für die Teilnehmer und führen die Ausbildung ebenengerechter durch als bisher“, erklärt Oberstleutnant Christian Simmelbauer aus dem Planungsstab. Insgesamt vier Wochen (vom 21. September bis 14. Oktober) Ausbildungen an den Standorten Munster, Bergen und Minden erwarteten die Teilnehmer.

„Pandemiebedingt fand die Übung im letzten Jahr nicht statt“, fügt Simmelbauer an. „Aber auch das haben wir in diesem Jahr kompensiert und die Soldatinnen und Soldaten, die im vergangenen Jahr als Teilnehmer der ILÜInformationslehrübung geplant waren, jetzt mit ausgebildet.“ Mehr als 1.900 Soldaten durchliefen so die diesjährige ALÜAusbildungslehrübung.

Bedarfsträger: Brigade und Bataillon

Soldaten stehen im Halbkreis vor einem Soldaten mit rotem Barett, der zu ihnen spricht.

Modern ausbilden, bedeutet international ausbilden: Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais (r.), fasst die wesentlichen Aspekte des Gegenangriffs vor den internationalen Teilnehmenden der Führungsakademie zusammen.

Bundeswehr/Michel Baldus

Gemacht ist die ALÜAusbildungslehrübung für die Hauptbedarfsträger: die Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg und die Offizierschule des Heeres in Dresden. Ebenengerecht bedeutet, dass die Teilnehmer aus der Führungsakademie auf der Ebene Brigade und die Teilnehmer der Offizierschule auf der Ebene Bataillon ausgebildet werden“, so Simmelbauer. Man habe so entsprechende Ausbildungsabschnitte für werdende Brigadekommandeure sowie Chefs und Bataillonskommandeure geschaffen. Dabei nehme man sich je zwei Wochen, also insgesamt vier Wochen, Zeit für die ALÜAusbildungslehrübung. Für die Ebene Brigade, die Teilnehmer der Führungsakademie, ist die ALÜAusbildungslehrübung noch mehr. „Diese Teilnehmer müssen in bestimmten Phasen selbst Dinge tun“, beschreibt der Oberstleutnant. „Wir binden die Soldaten aktiv in die Lageentwicklung, Beurteilung der Lage und dem daraus resultierenden Entschluss mit ein“, so der Projektoffizier.

Real auf jeder Ebene


Ein Panzer fährt über eine schwimmende Brücke.

Die Pioniere aus Minden schaffen mit einem Gewässerübergang über die Weser die Voraussetzungen für den Marsch einer Kampftruppenbrigade

Bundeswehr/Jesko Peldszus

ILÜInformationslehrübung oder ALÜAusbildungslehrübungdie plakative Ausbildung bleibt, die Ausbildungsinhalte werden realistisch und lerngruppenorientiert dargestellt. „Der 360-Grad-Blick beim Abschlussbild ‚Gegenangriff‘ war sehr eindrucksvoll und lehrreich. Besonders die methodische Hinführung und die Visualisierung im Gelände haben mich nachhaltig beeindruckt“, beschreibt Oberleutnant Christian Burgenlehner seine Eindrücke kurz nach einem Übungsdurchgang.

160 Kilometer weiter bei den Pionieren in Minden staunte Leutnant Malte Rosier: „Der enorme zeitliche Vorlauf und somit die Vorbereitungszeit von militärischen Operationen sind für mich die wesentlichen Erkenntnisse. Das Schaffen eines Gewässerübergangs der Pioniere über die Weser bei Minden war ein unvergessliches Erlebnis.“ Rosier ist Artillerieoffizier und Angehöriger der Panzertruppenschule. Die ersten Übungsdurchgänge der ALÜAusbildungslehrübung nutzten die Panzertruppenschule und die Panzerlehrbrigade 9 aus Munster als Weiterbildungsmöglichkeit für ihre Offiziere und Feldwebel.

Das methodische Konzept

Große, lange, grüne Zelte stehen auf einem asphaltierten Platz. Darüber hängt ein großer Bildschirm.

Was passiert in den Sanitätszelten? Hier werden verwundete Soldaten versorgt und für den Abtransport in weitere Sanitätseinrichtungen vorbereitet. Ein Soldat erläutert das Geschehen für die Übungsteilnehmer.

Bundeswehr/Michel Baldus

Zu dem Konzept der Ausbildung stellt Burgenlehner fest: „Durch die praktischen Ansätze der Ausbildungen konnte ich erfahren, wie umfangreich die Verfahren sind. Zusätzlich wurde deutlich, wie die Räder von Vorbereitung und Durchführung ineinander greifen, um die taktische Aufgabenstellung zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zur Entfaltung zu bringen.“ Die Methodik dieser Ausbildung folgt dabei strikt dem operationellen Grundgedanken. Das bedeutet, dass der Aufbau der Stationen und der chronologische Ablauf so gestaltet sind, wie es in einem realen Einsatzszenario für die Landes- und Bündnisverteidigung der Fall wäre. Ausgerichtet an einem Verteidigungsfall, bauen die einzelnen Stationen systematisch aufeinander auf.

Keine Übung ohne militärische Lage

Zwei Panzer stehen in sandigem Gelände.

So wird’s gemacht: Die Aufnahme der eigenen Truppe ist einer der kniffligsten Aufgaben im Gefecht. Ohne präzise Absprachen und eindeutige Erkennungszeichen besteht die Gefahr des „Friendly Fire“, das Feuer auf eigene Kräfte.

Bundeswehr/Michel Baldus

Der ALÜAusbildungslehrübung wird ein militärisches Übungsszenario zugrunde gelegt. Die Übungsteilnehmenden erleben in ihrer Ausbildung eine Befehlsausgabe auf Brigadeebene, danach folgen Stationen wie: „Überwinden von Gewässern“, oder das „System Brigade“, „Arbeiten eines Brigadegefechtsstandes“ sowie das Zusammenwirken unterschiedlichster Fachleute werden plakativ gezeigt. Als „Finale“ erleben die zukünftigen Verbandsführer die Auswirkungen der vorherigen Planungsarbeit in der Station „Wirkung“. In dieser größten Station der ALÜAusbildungslehrübung wird ein Gefecht in mehreren Phasen in das Gelände projiziert, das schließlich in einem Gegenangriff eines Bataillons endet. Denn das Gefecht und schließlich das konsequente Handeln bringen die militärische Entscheidung. Dies zu zeigen, ist das Ausbildungsziel der ALÜAusbildungslehrübung.

Zielgruppengerechter Ansatz

Zwei Schwerlasttransporter haben Panzer aufgeladen.

Reception, Staging, Onward Movement (RSOMReception, Staging, Onward Movement) bedeutet so viel wie Aufnahme, Bereitstellung und Weiterverlegung. Ohne das Fachpersonal der Logistik gelingt kein Einsatz. Die ALÜAusbildungslehrübung zeigt, wie das funktioniert.

Bundeswehr/Michel Baldus

Simmelbauer, der Projektoffizier der Panzertruppenschule, fasst den Grundgedanken der ALÜAusbildungslehrübung zusammen: „Die ALÜAusbildungslehrübung verfolgt den Ansatz einer effektiven Aus- und Weiterbildung der Übungsteilnehmer auf Basis der Vorgaben der entsprechenden Bildungseinrichtungen. Dies geschieht noch konsequenter, als es bislang bei der ILÜInformationslehrübung der Fall war. Das führt zu einer räumlichen, zeitlichen und inhaltlichen Trennung der Zielgruppen und angepasster Ausbildungsziele während der Ausbildungsübung Landoperation.“ Die ALÜAusbildungslehrübung LandOp bildet somit noch genauer, auf die Zielgruppe angepasst, die zukünftigen militärischen Führer aus.

von Thomas Rotter

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