Altenstädter Fallschirmjäger springen in den Kochelsee
Altenstädter Fallschirmjäger springen in den Kochelsee
- Datum:
- Ort:
- Altenstadt
- Lesedauer:
- 3 MIN
Seit über drei Jahrzehnten besteht zwischen der Luftlande- und Lufttransportschule und der Gemeinde Kochel eine Patenschaft. Seit Beginn dieser Patenschaft üben Fallschirmjäger jährlich das Notverfahren einer bevorstehenden Wasserlandung im Kochelsee.
„Was immer sehr nach einer sommerlichen Spaßveranstaltung aussieht, ist eigentlich eine wichtige Weiterbildung. Fallschirmjäger müssen das richtige Verhalten vor, bei und nach dem Auftreffen auf die Wasseroberfläche beherrschen und somit regelmäßig trainieren“, schildert Oberstleutnant Michael M., Inspektionschef der IX. Inspektion, in einer ruhigen Minute am Seeufer.
Hierzu werden vor jedem Wassersprungdienst bei einer Trockenausbildung nochmal die wichtigen Handgriffe geübt, damit später am Schirm und beim Eintauchen alles rund läuft. Volle Konzentration des Fallschirmjägers ist hier besonders wichtig. In einem realen Einsatz hätte er noch Waffe und Gepäck dabei, müsste an Land gelangen und dort kampffähig sein.
Größerer Rahmen dieses Jahr wieder möglich
In den beiden Vorjahren war die Veranstaltung aufgrund der Corona-Pandemie auf die Soldatinnen und Soldaten der Luftlande- und Lufttransportschule beschränkt. Die Gesamtveranstaltung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Dieses Jahr konnten allerdings wieder externe Gäste eingeladen werden. Auch die Bevölkerung hatte die Möglichkeit, als Zuschauer die Fallschirmjäger zu beobachten.
„Es ist schön, das Training dieses Jahr wieder in seiner ursprünglichen Art und Weise durchzuführen“, bekräftigt Oberstleutnant Maximilian Linder, stellvertretender Leiter der Luftlande- und Lufttransportschule, nach seinem Sprung in den See. „Ich freue mich, in diesem Jahr diese Tradition wieder fortsetzen zu können. Das Üben des Notverfahrens Wasserlandung ist dabei mindestens genauso wichtig, wie die gelebte Kameradschaft. Daher versuchen wir natürlich, auch andere Dienststellen daran teilhaben zu lassen.“
Erfolgreiche zivil-militärische Zusammenarbeit
Besonders die bestens organisierte zivil-militärische Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr aus Altenstadt mit der Feuerwehr, der Wasserwacht und der Gemeinde Kochel sowie der Polizeiinspektion Murnau ist jedes Jahr beeindruckend. Alle helfen, die im See gelandeten Fallschirmjäger mit Booten zu bergen und inklusive Fallschirm wieder an Land zu bringen.
Am Ende des ersten Sprungtages wird dann traditionell während eines feierlichen Appells eines Kameraden gedacht, der 1994 beim Training Wasserlandung tödlich verunglückt war. „Damals befreite man sich beim Eintauchen ins Wasser noch vollständig vom Fallschirm“, erklärt Oberstleutnant Michael M. „Der Kamerad löste sich vermutlich zu früh vom Schirm und fiel aus circa 30 Metern auf die Wasseroberfläche. Seitdem haben wir die Ausbildung umgestellt. Die Fallschirmspringer öffnen jetzt beim Eintauchen in das Wasser die Beingurte und gleiten dann erst aus dem Gurtzeug.“
Nach der schweißtreibenden Arbeit tagsüber findet am Abend des ersten Tages ein Grillfest am See statt. Auch diese Veranstaltung musste wegen der Pandemie in den letzten beiden Jahren ausfallen. Umso mehr freuen sich alle Anwesenden über den geselligen Abend, der musikalisch von der Musikkapelle Rottenbuch begleitet wird.
„So kommt man einfach am Abend mit allen Teilnehmern und Helfern nochmal zusammen, kann Kontakte knüpfen und den Tag vor herrlicher Kulisse beenden“, lobt Linder. „Allen Helfern gilt mein besonderer Dank und ich hoffe, jeder kann hier entspannt den Abend mit interessanten Gesprächen ausklingen lassen.“
Zum Abschluss ein Tandemsprung
Am zweiten Tag springen bis zum Mittag erneut Fallschirmjäger aus mehreren M-28 und können bei noch besserem Wetter die Wasserlandung trainieren. In insgesamt vier Anflügen werden jeweils zwischen vier und fünf Springer aus einer Höhe von circa 2.800 Meter abgesetzt und landen nach einer längeren Gleitphase über dem See im Wasser. Neben den zahlreichen Einzelspringern ist auch ein Gleitfallschirm mit Tandem dabei, das als letztes im Kochelsee landet und damit den Sprungdienst der beiden Tage beendet.