Abseilen in den Kampf
Abseilen in den Kampf
- Datum:
- Ort:
- Saarlouis
- Lesedauer:
- 3 MIN
Luftlandesoldaten sind Profis für Operationen aus der Luft. Sie gelangen nicht nur mit ihrem Fallschirm in das Operationsgebiet, sondern können auch mit dem Hubschrauber abgesetzt werden. Doch was ist, wenn der Heli am Boden nicht landen kann? Mit dem Fast Roping, dem schnellen Abseilen, gelangen Soldaten mit einem riskanten Rutsch am Seil aus der Maschine ans Ziel.
Es ist ein schnelles und gefährliches Verfahren – das Fast Roping. Beim schnellen Abseilen gibt es keine Sicherung oder Abseilhilfe, um sich gegen den Absturz aus schwindelerregender Höhe zu schützen. Wer hier unaufmerksam ist oder das dicke, geflochtene Seil loslässt, gefährdet nicht nur die Operation, sondern auch sein Leben. Die Soldatinnen und Soldaten der Luftlandebrigade 1 üben dieses Verfahren daher regelmäßig, bei Tag und Nacht, mit leichtem und schwerem Gepäck, um jederzeit weltweit einsatzbereit zu sein. Auf einem Übungsgelände in der Nähe von Saarlouis wollen sie in zwei Ausbildungswochen das Fast Roping mit dem Transporthubschrauber Sikorsky CH-53 und dem Mehrzweckhubschrauber NHNATO-Helicopter-90 trainieren. Warum? Mit dem Verfahren gelangen die Luftlandeprofis auch dorthin, wo das Gelände, beispielsweise durch dichte Bebauung oder die taktische Lage eine Landung unmöglich machen. Wie läuft das taktische Seilrutschen ab?
Die Maschine trifft ein
Bevor das Fast Roping losgeht, trifft das imposante Luftfahrzeug für die heutige Übung ein. Die dunkle Sikorsky CH-53 der Luftwaffe kreist über dem großen „H“ für Hubschrauberlandeplatz, was die Soldaten am Boden zusätzlich mit gelbem Rauchzeichen markiert haben. Nach einer kurzen Einweisung durch die Crew in die Maschine und den Ablauf der Übung geht es in das Trockentraining, wie das Vorüben auch genannt wird. Das Verfahren wird vorab drillmäßig geprobt. Das funktioniert am besten am Boden, während die Maschine steht und wird dann später bei laufendem Motor geübt. So gewöhnen sich die Soldaten allmählich an die Geräuschkulisse und die Handgriffe. Dann beginnt die Maschine zu schweben und die Soldaten machen sich bereit. Im Flugzeug sind die Soldaten durch ihre persönliche Sicherheitsleine mit einem Karabiner an der Maschine gesichert. Erst kurz vor dem Verlassen des Luftfahrzeuges wird diese Sicherung gelöst.
Jetzt nicht das Seil loslassen
Im sogenannten stationären Schwebeflug hält sich die mächtige CH-53 an der Stelle über der Luft. Unter der Maschine ist der starke Downwash, die Luftverwirbelung der Rotorblätter, zu spüren. Dreck fliegt durch die Luft. An der geöffneten Seitentür überprüft der Bordmechaniker ein letztes Mal das dicke Seil, das an einer Schlaufe mit der Seilwinde verbunden ist. Das schwarze, geflochtene Tau wird samt Packsack hinausgeworfen und landet unter der Maschine. Nun kommt es auf die Soldaten an: Während des Fluges müssen sie sich überwinden, ihren Arm ausstrecken, das Seil greifen und es fest vor der Brust mit beiden Händen führen. Die Füße halten das Seil abgeklemmt, um die Bremswirkung während des Rutschens zu verstärken und die Hände zu entlasten.
„Die Handschuhe würden schmelzen“
Jetzt kommt es auf die richtige Bremsdosierung an, um nicht zu fallen. Dafür bieten sich raue, lederne Handschuhe an. Normale Handschuhe oder gar Handschuhe aus Kunstfaser würden bei der Reibung sofort aufreißen, schmelzen und Verbrennungen erzeugen, erklärt Oberstabsgefreiter Felix D.* nach dem Abseilen. Einer nach dem anderen rutscht nun das Rope, zu Deutsch Seil, herunter – schnell, kontrolliert und gleichmäßig. Zunächst wird dies aus geringer Höhe und ohne Gepäck trainiert, später wird dann gesteigert. Diesmal nutzen die Soldaten ein fast 30 Meter langes Seil. Es gibt jedoch verschiedene Längen. Und schon wieder wird klar: Luftlandesoldaten zeichnen Mut, eine besondere Konzentrationsfähigkeit, Schnelligkeit und Professionalität aus. Das macht sie auch zu einem wichtigen Element der Landes- und Bündnisverteidigung.
*Name zum Schutz des Soldaten geändert
Luftlandesoldaten in Aktion
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