Heer
Ausbildung von Heeresaufklärern

Abschlussprüfung der Offizieranwärter im Schnee

Abschlussprüfung der Offizieranwärter im Schnee

Datum:
Ort:
Wildflecken
Lesedauer:
3 MIN

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Es ist 5 Uhr morgens, 1. Dezember 2020. Heute beginnt die 60-stündige Abschlussübung der Spezialgrundausbildung. Vom Truppenübungsplatz Wildflecken geht es für die angehenden Heeresaufklärerinnen und Heeresaufklärer zum über 40 Kilometer entfernten Lager Felschental bei Hammelburg – zu Fuß. Über Nacht hat es, pünktlich zu Beginn der Übung, geschneit.

Mehrere Soldaten beim Verwundetentransport in der Nacht. Das Foto ist kreisrund in Grün, aufgenommen durch ein Nachtsichtgerät.

Als Spähtrupp zu Fuß müssen die Offizieranwärter das Gelernte der letzten Monate auf den Punkt umsetzen – auch in der Nacht

Bundeswehr/Erik Kulow

Ein letztes Mal schwört Oberstleutnant Matthias Weber, Kommandeur des Aufklärungsbataillons 13, die 22 Offizieranwärter ein. Dann starten zwei Gruppen im Spähtrupp zu Fuß in Richtung Bonnland, einem verlassenen Dorf, mitten auf dem Hammelburger Übungsplatz. Sie sind die Gefechtsaufklärung einer Infanteriekompanie und sollen über die eigene Sicherung hinaus in feindlichem Gebiet Informationen über das Gelände und den Feind sammeln. Auf weiter Strecke wird die eigene Ausrüstung bei solch eisigen Temperaturen im Schnee schnell zur Last.

Die erste Etappe ist geschafft. Gegen Mittag beziehen die Soldaten ihre Verstecke für die erste Nacht, nördlich von Bonnland. Zeitgleich müssen sie das Auge immer am Feind halten, denn andernfalls könnten sie schnell durch feindliche Spähtrupps, gestellt durch Spähwagen Fennek, entdeckt werden.

Durch das Tal der Tränen

Soldaten marschieren auf einer veschneiten Waldstraße.

Nicht nur das Wetter, sondern auch das anspruchsvolle Gelände verlangen den Teilnehmern viel ab

Bundeswehr/Erik Kulow

In den frühen Morgenstunden des zweiten Tages geht es aus dem Versteck weiter in Richtung des sogenannten Luftwaffenobjektes. Die Müdigkeit steckt den Soldaten noch in den Knochen. Zusätzlich stellt die permanente Kälte die Kameraden am „Tal der Tränen“ vor neue Aufgaben. Das Tal der Tränen ist ein Geländeabschnitt auf dem Übungsplatz, an dem es ständig auf und ab geht. Generationen von Soldaten haben diesen anspruchsvollen Weg gemeistert und dem Ort diesen Spitznamen gegeben. Trotz der Belastung beziehen die Soldaten ihr zweites Versteck zügig, von wo aus sie sicher beobachten können.

Leise und hellwach

Sechs Soldaten haben sich in einem verschneiten Waldstück verteilt.

Auf ihrem Spähtruppweg müssen die jungen Soldaten das Gelernte der letzten Monate anwenden

Bundeswehr/Erik Kulow

Beim Beobachten aus dem Versteck kommt es für die jungen Späher besonders darauf an, trotz aller Widrigkeiten im entscheidenden Moment hellwach zu sein und alle Sinne so zu schärfen, dass Bewegungen des Gegners aufgeklärt werden können. Zu jeder Phase muss dabei die eigene Reaktionsfähigkeit gewährleistet sein, denn wird das eigene Versteck entdeckt, oftmals auch nur durch einen Zufall, muss die Gruppe handeln, ausweichen und sich im Extremfall auch einen Weg freikämpfen. Genau das tun die jungen Frauen und Männer dann auch.

Auf der Konstanzbahn

Ein Soldat überwindet einen grauen Kletterturm, ein zweiter einen anschließenden, doppelten Seilsteg.

Nach einer kurzen Rast geht es für die Kameraden in die letzte Etappe der Abschlussübung, die Konstanzbahn

Bundeswehr/Erik Kulow

Eine lange Verschnaufpause ist den Soldatinnen und Soldaten nach dem Erreichen des Ziels nicht vergönnt. Ein letztes Mal heißt es: Konzentration und gemeinsam angreifen. Die Teilnehmenden müssen nun über einzelne Stationen die sogenannte Konstanzbahn überwinden, eine Parcourslandschaft aus künstlichen Hindernissen. Hierbei zählen besonders Mut und Durchhaltevermögen. Stationen, wie die zwölf Meter hohe Kletterwand mit anschließendem doppelten Seilsteg, verlangen allen Teilnehmern Geschicklichkeit und Kraft zugleich ab, auch wenn die Glieder bereits schmerzen. Denn eines gilt: Wer andere führen möchte, muss zunächst lernen, sich selbst zu führen. Darauf kommt es an.

Beförderung als Lohn

Zahlreiche Soldaten stehen und hocken als Gruppe vor einer Kletterturm aus grauem Beton.

Erschöpft, aber glücklich blicken die frisch beförderten Obergefreiten für ein gemeinsames Gruppenbild in die Kamera

Bundeswehr/Erik Kulow

Es ist geschafft. Mit der erfolgreichen Überwindung der Konstanzbahn werden die Offizieranwärter durch ihren Kompaniechef und Bataillonskommandeur zu Obergefreiten befördert. Die Anstrengungen der vergangenen Woche, besonders die der letzten zwei Tage, ist den jungen Kameraden deutlich anzusehen, aber auch der Stolz über den bestandenen Ausbildungsabschnitt.

Die Abschlussübung in Hammelburg war neben der Begutachtung der Tätigkeiten, die während der Spezialgrundausbildung erlernt worden waren, auch eine Charakterprüfung. Alle haben diese anspruchsvolle Bewährungsprobe bestanden und sowohl als Einzelner als auch im Team festgestellt: Aufgeben ist nie eine Option. Der nächste Abschnitt wird nun der Fahnenjunkerlehrgang am Ausbildungszentrum Munster im Ausbildungsbereich Heeresaufklärungstruppe, unter der Führung von Oberst Ralph Malzahn, sein.

von Christina Wolter

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