Abschied von einem „treuen Weggefährten“
Abschied von einem „treuen Weggefährten“
- Datum:
- Ort:
- Altengrabow
- Lesedauer:
- 2 MIN
Wehmütig bereiten sich die Soldaten der 7. Kompanie des Fallschirmjägerregiments 31 aus dem niedersächsischen Seedorf, auch die schwere Kompanie genannt, auf das letzte Schießen mit der Panzerabwehrwaffe TOW vor. Die letzten Lenkflugkörper liegen bereit. Es herrschen gute Wetterbedingungen auf dem Übungsplatz in Altengrabow. Das wird ein würdiger Abschied.
Bereits 1974 wurde das Panzerabwehrsystem Tube launched, Optically tracked, Wire guided, kurz TOW, in die Bundeswehr eingeführt. Anfangs waren die Systeme auf dem Waffenträger Kraka, dem Kraftkarren, montiert. In den Achtzigerjahren folgte dann der Waffenträger Wiesel. Der Wiesel ist ein Vollkettenfahrzeug mit drei Fallschirmjägern als Besatzung. Er ist klein, wendig und kann bis zu sieben Lenkflugkörper aufnehmen. Eingesetzt wird der Wiesel, um Feuerunterstützung zu leisten, Panzer abzuwehren und Geländeabschnitte zu überwachen.
Während der internationalen Großübung Green Griffin 2021 der Division Schnelle Kräfte (DSKDivision Schnelle Kräfte) sind im Fallschirmjägerregiment 31 die letzten Schussabgaben mit der TOW geplant. Die TOW ist bis auf 3.750 Meter treffsicher. Eine Ehre für den Leitenden der 7. Kompanie. „Ich bin mit dem Waffensystem TOW groß geworden. Mit einer Träne im Auge nehme ich heute Abschied von einem treuen Weggefährten“, sagt der Hauptfeldwebel schwermütig.
Schuss um Schuss
Währenddessen werden die ersten Systeme auf die Wiesel arretiert und für den Abschuss bereitgemacht. Die Richt- und Ladeschützen schließen alle für die Schussabgabe nötigen Maßnahmen ab. Dann kommt die Freigabe durch den Sicherheitsoffizier und das lange geplante Schießen beginnt.
Schon hört man weithin den Ruf des Richtschützen: „Ziel aufgefasst! Ziel angerichtet! Rückstrahlzone frei!“. Mit einem lauten Knall verlässt der Lenkflugkörper das Rohr und strebt mit hoher Geschwindigkeit dem Ziel entgegen. Der Richtschütze ist hoch konzentriert. Er richtet die Optik stets auf das Fernziel und führt das drahtgelenkte Geschoss sicher ins Ziel. Zwei Wiesel stehen in Stellung. Schuss um Schuss werden auf sie verladen. Jeder Abschuss bringt die Seedorfer Fallschirmjäger dem Abschied vom Waffensystem TOW näher. Dann kehrt plötzlich Ruhe ein. „Letzter Schuss 11:24 Uhr!“, lautet die Meldung des Leitenden.
Mit Wehmut blicken die Fallschirmjäger auf ein bewährtes Waffensystem zurück.
Ausbildung am Nachfolger MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem
Mit Freude erwarten sie nun das Nachfolgesystem MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem (Mehrrollenfähiges, leichtes Lenkflugkörpersystem). Die Ausbildung und die Umrüstung auf dem Waffenträger Wiesel ist bereits im vollen Gange. Das neue System wird nicht mehr über einen Draht gesteuert, sondern durch Datenübertragung mittels Lichtwellenleiter. Dies ermöglicht dem Schützen nachzurichten oder auf ein anderes Ziel zu wechseln. Das Waffensystem MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem kann damit Ziele hinter einer Deckung oder Erhöhung bekämpfen. Der Richtschütze verfolgt nach dem Abschuss mittels einer im Lenkflugkörper verbauten Kamera seinen Flug genau. Liegt ein Ziel außerhalb seines Sichtfeldes, kann er auf dieses, sobald es in sein Visier kommt, aufschalten und es so bekämpfen. Zudem ermöglicht es ihm wegen der Fire-and-Forget-Funktion, während des Fluges der MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem seinen Standort zu wechseln. Hierzu trennt der Schütze den Lichtwellenleiter ab und der Lenkflugkörper geht in das letzte aufgeschaltete Ziel.