Abschied mit Rumms und Rauch
Abschied mit Rumms und Rauch
- Datum:
- Ort:
- Baumholder
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Ein letztes Mal fahren die Wiesel der 7. Kompanie des Fallschirmjägerregiments 26 mit der Panzerabwehrwaffe TOW zum Schießen. Für die Fallschirmjäger aus Zweibrücken ist das ein historischer Tag, denn das Waffensystem TOW wird durch das neue, effektivere Lenkflugkörpersystem MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem ersetzt.
In die Bundeswehr wird das Panzerabwehrsystem TOW (Tube launched, Optically tracked, Wire guided) bereits 1974 eingeführt, damals noch montiert auf dem Waffenträger Kraka – dem Kraftkarren der Luftlandetruppen. Ende der Achtzigerjahre folgt auf den Kraka der Waffenträger Wiesel. Der Kommandeur des Fallschirmjägerregiments 26, Oberst Markus Meyer, erinnert sich noch heute an seine Ausbildung auf diesem Waffensystem als Fahnenjunker. „Heute findet der letzte Schuss des Fallschirmjägerregiments 26 mit der Panzerabwehrwaffe TOW statt – ein bewegender und emotionaler Tag. 1974 wurden in Münsingen die ersten Lenkflugkörper durch die Luftlandebrigade 26 verschossen. TOW war fast ein halbes Jahrhundert an unserer Seite – Zuhause, auf dem Balkan, in Zentralasien und Afrika“, sagt der Regimentskommandeur.
Drahtgelenkter Flugkörper
Nun steht für die Soldaten der schweren Kompanie ein anspruchsvolles, letztes TOW-Schießen auf kurze Entfernungen an. Insgesamt werden zwölf Lenkflugkörper – umgangssprachlich auch Aale genannt – auf der Schießbahn 11 fertiggeladen und auf ein Ziel in 1.200 Meter Entfernung gerichtet. Für TOW ist das keine Entfernung, doch für den Richtschützen ist das Schießen auf kurze Distanz eine besondere Herausforderung. Nachdem der Lenkflugkörper das Startrohr verlassen hat, verursacht das Triebwerk eine Überblendung bei der Visierung. Beim Blick durch die Optik ist der Richtschütze dadurch für einen kurzen Moment blind und muss das Ziel neu anvisieren. Der Lenkflugkörper ist drahtgelenkt und mit einer Tandemhohlladung ausgestattet. Er wird durch den Richtschützen gesteuert, kann bewegliche und stehende Ziele bekämpfen. Die maximale Reichweite des Lenkflugkörpers beträgt bis zu 3.750 Meter.
Flink und gefährlich
Bei der Bundeswehr ist der Wiesel das einzige Fahrzeug, das mit dem Waffensystem TOW ausgestattet ist. Das kleine Vollkettenfahrzeug hat mit Kraftfahrer, Ladeschütze und Kommandant bis zu drei Mann Besatzung und eine Kampfbeladung von bis zu sieben Lenkflugkörpern. Der Kommandant ist gleichzeitig der Richtschütze. Als Kompaniechef kennt Hauptmann Tassilo Klein nur zu gut die Vorteile des Waffenträgers. „Für den Gegner, insbesondere für feindliche Kampfpanzer, ist es schwierig, diesen in der Zieloptik zu erkennen. Die Silhouette des Wiesels ist sehr klein, er verschwindet quasi im Gelände. Weiterhin kann der Minipanzer in ein Flugzeug oder Hubschrauber hineinfahren oder durch die Luft als Außenlast transportiert und am Fallschirm abgeworfen werden. Aufgrund dieser Fähigkeiten, kann der Wiesel optimal im Kampf gegen Kampfpanzer unterstützen“, sagt Klein.
Das Alte geht, das Neue kommt
Die Kampfweise des Lenkflugkörpers MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem und TOW unterscheidet sich im Wesentlichen dadurch, dass es hauptsächlich keinen Direktbeschuss mehr von vorn oder der Seite gibt, wie das bei TOW der Fall ist. Stattdessen ermöglicht MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem einen Angriff auf Ziele hinter Häusern, Hügeln oder in Bewegung. Vor allem aber gegen Panzer, denn genau dort, wo die Schutzpanzerung eines Kampfpanzers am schwächsten ist: oben. Derzeit hat die Fallschirmjägertruppe das MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem-System nur für den abgesessenen Einsatz. Das Waffensystem befindet sich bei den schweren Infanteriezügen der Fallschirmjägerkompanien und wird zu Fuß transportiert. Die Umrüstung der Waffenträger Wiesel erfolgt nach und nach und zeitgleich mit einer Modernisierung des bewährten Fahrzeuges.
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