Heer
Ausbildungs- und Lehrübung 2022

210 Tonnen Munition, 125.000 Liter Kraftstoff pro Tag

210 Tonnen Munition, 125.000 Liter Kraftstoff pro Tag

Datum:
Ort:
Bergen
Lesedauer:
4 MIN

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„Das Versorgungsbataillon 4 heißt Sie herzlich willkommen auf dem Brigadeversorgungspunkt in Mandelsloh!“, begrüßt eine Stimme aus dem Off die Besucher. Zeitansatz für diese Station: drei Stunden. Es ist zeitlich und räumlich die aufwendigste Station der Ausbildungs- und Lehrübung (ALÜAusbildungslehrübung) 2022. Sie zeigt, was es bedeutet, eine Kampftruppenbrigade, also gut 5.000 Soldatinnen und Soldaten, im Gefecht zu versorgen.

Auf Rasen stehen aufgereiht Holzbehälter mit Artilleriemunition – grüne Patronen mit weißer Schrift.

Was braucht eine Brigade mit 5.000 Soldaten zum Kämpfen? Diese Station auf der Ausbildungs- und Lehrübung 2022 zeigt es.

Bundeswehr/Marco Dorow

Auch hier befinden sich die angehenden Offiziere und das Führungspersonal in der Weiterbildung mitten in der taktischen Lage dieser Station, die lautet: Das Verzögerungsgefecht läuft planmäßig. Die Panzerbrigade 12 verzögert derzeit mit Panzerbataillon 104 links und Panzergrenadierbataillon 122 rechts – hier Schwerpunkt, Panzergrenadierbataillon 112 ist die Brigadereserve. Der Abstand zu den vordersten Kräften im Gefecht beträgt 50 Kilometer.

Die Soldaten sorgen mit ihren Kräften und Mitteln für die Einsatzbereitschaft, die Durchhaltefähigkeit, wie auch die Mobilität der eingesetzten Brigade. Ihre Hauptaufgabe ist die Versorgung der kämpfenden Soldaten und des eigenen Verbandes mit Gütern aller Art, einschließlich Kraftstoff und Munition sowie die Instandhaltung von Wehrmaterial. Doch was bedeutet das in Zahlen, eine Brigade zu versorgen? Rund 210 Tonnen Munition, 125.000 Liter Kraftstoff, 15 Tonnen Lebensmittel, 175.000 Liter Wasser und dazu fünf Tonnen Feldpost pro Tag sind dafür notwendig, müssen herangeschafft und verteilt werden. Ganz grob gliedern sich alle logistischen Fähigkeiten in den Nachschub, die Instandsetzung, den Umschlag und den Transport. Jede einzelne Versorgungskompanie bildet diese Fähigkeiten ab.

Viel Platz notwendig

Zwei Soldaten hocken auf einem Schützenpanzer und schrauben daran.

Nur was innerhalb von sechs Stunden repariert werden kann, wird angenommen, ansonsten wird das Fahrzeug weitergeleitet. Denn wenn sich die Gefechtslage ändert, muss auch dieser Teilversorgungspunkt Instandsetzung schnell verlegt werden können.

Bundeswehr/Marco Dorow

Oberstleutnant Tobias Gößlbauer, Kommandeur des Versorgungsbataillons 4, begrüßt die Besucher an seiner Station. Von der Tribüne aus haben sie einen weiten Blick auf den Teilversorgungspunkt, an dem die Soldaten der 3. Kompanie seines Bataillons gerade mit der Instandsetzung beschäftigt sind. Ein Schwerlasttransporter hat einen Schützenpanzer Puma am Punkt Materialerhaltung angeliefert. Der Kommandeur erläutert wichtige Eckpunkte seiner Station.

„Logistik ist nicht alles, aber ohne Logistik ist alles nichts.“ Dieser Satz scheine abgegriffen, so Gößlbauer, er treffe aber genau das, was Logistik ausmache. 15 Prozent aller Heeressoldaten sind allein mit der Versorgung der Truppe betraut. Das Versorgungsbataillon umfasst mehr als 1.200 Soldaten und verfügt über rund 570 Fahrzeuge. Neben der 1. Kompanie kann Kommandeur Gößlbauer drei Versorgungskompanien einsetzen. Nach drei Stunden ab Eintreffen der Soldatinnen und Soldaten ist eine Versorgungskompanie arbeitsbereit. Der Raumbedarf einer Kompanie entspricht dabei rund neun bis zwölf Quadratkilometern. Das bedeutet, werden alle drei Versorgungskompanien zeitgleich eingesetzt, wächst der Raumbedarf auf bis zu 60 Quadratkilometer an.

Ein Kreislauf beginnt – Instandsetzung

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Die Station Instandsetzung macht auch deutlich, dass Logistik vorhandene Infrastruktur nutzen kann. Denn so wächst ihr Einsatzwert.

Für die Besucher der ALÜAusbildungslehrübung war dies nur der Auftakt in die Station. Fast schon interaktiv durchlaufen die Besucher die nun folgenden mehr als zwei Stunden. 

Die Versorgung wird über mehrere Teilversorgungspunkte realisiert. In Mandelsloh hat die 3. Kompanie die Instandsetzung aufgebaut und betreibt sie. Die Organisation eines solchen Teilversorgungspunktes stellt hohe Anforderungen an seine Beschaffenheit. Oberleutnant Patrik B. beschreibt den Besuchern, was wichtig ist. „Zunächst haben wir uns mit der Instandsetzung an die Taktik der Gefechtsführung angepasst. Wir verfügen hier über mehrere Arbeitsplätze zur Instandsetzung des Kampfpanzers Leopard und des Schützenpanzers Puma“, sagt B.

Aber auch die Beschaffenheit des Geländes sei wichtig für schnelles und genaues Arbeiten. Die Zufahrtsstraßen müssten eben, tragfähig, bis zu vier Meter breit und bis zu 130 Tonnen belastbar sein, um mit dem Schwerlasttransportern rangieren zu können. Überhaupt würde sich für die Nutzung bereits vorhandene Infrastruktur anbieten. Generell sei die Verweildauer eines Versorgungspunktes nach Möglichkeit auf nur 48 Stunden begrenzt, damit er nicht vom Feind aufgeklärt werden kann. „Wir sind auf höchste Mobilität ausgelegt“, so der Versorger. 

Die Einsatzzentrale Logistik, also das Gehirn der Versorgung, schließt sich an den Teilversorgungspunkt Instandhaltung an. Grundsätzlich arbeitet die Einsatzzentrale Logistik sehr eng mit der Gefechtsführung zusammen. Getreu dem Grundsatz: Versorgung folgt dem Gefecht.

Die rote Kiste

Auf einem Lkw ist eine rote Kiste festgezurrt, die gerade abgeladen wird. Davor steht ein Soldat.

Eine rote Kiste verdeutlicht, welche Wege ein Ersatzteil in der Logistik zurücklegt

Bundeswehr/Marco Dorow

„Phase drei der Operation Heideflamme hat begonnen. Auftrag: 3. Versorgungskompanie stellt Anschlussversorgung der ihr zugeteilten Kampftruppenbataillone mit Mengen- und Einzelverbrauchsgütern sicher, Ende!“ Diese Lagemeldung aus dem Off verortet die Besucher innerhalb der riesigen Station „Versorgung einer Kampftruppenbrigade“ völlig neu. Ein Reisebus hat die Teilnehmer an einen weiteren Teilversorgungspunkt gebracht. Da diese Station knapp den realen Ausmaßen für eine Versorgungskompanie entspricht, entsteht bei den Besuchern ein Gefühl für die Weite im Raum.

Einzel- und Mengenverbrauchsgüter lassen sich nur schwer umschreiben. Kraftstoff, Wasser, Verpflegung, Ersatzteile, ja sogar komplett neue Fahrzeuge oder Waffensysteme und besonders wichtig; die Munition sind dieser Kategorien zugeordnet. In realen Ausmaßen zeigt die ALÜAusbildungslehrübung, was dazu nötig ist. Zur visuellen Veranschaulichung für die Besucher durchläuft eine rote Kiste die gesamte Station. In ihr befinden sich die Ersatzteile für einen Schützenpanzer. Die Besucher verfolgen den Weg der roten Kiste von der Bestellung der Ersatzteile bis zu ihrem Einbau in den Schützenpanzer.

Die Teilnehmenden an der ALÜAusbildungslehrübung werden zukünftig verantwortungsvolle Führungstätigkeiten bekleiden. Ihre Aufgabe wird sein, in beratender Tätigkeit zu einer erfolgreichen Gefechtsführung beizutragen. Der Brigadeversorgungspunkt zeigte, was nötig ist, um den Einsatzwert der Logistik hochzuhalten. Denn nur wenn Logistik den Raum bekommt, den sie benötigt, kann sie mit hohem Einsatzwert die Kampftruppen versorgen.

Vielseitige Logistik

  • Auf einer Sandfläche liegen Zweige, Steinchen sowie Holzklötzchen beklebt mit taktischen Symbolen.

    An einem Geländesandkasten wird die Struktur und Ausdehnung eines Teilversorgungspunktes deutlich

    Bundeswehr/Mario Bähr
  • Ein Radfahrzeug und ein Lkw mit Kran stehen nebeneinander. An dem Kranarm hängt ein Motor.

    Mit der technischen Ausrüstung der Versorger ist fast alles möglich. Für den Fahrzeugkran ist das Heben eines kompletten Triebwerkes eines Transportpanzers kein Problem.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Hinter einem Tankwagen steht ein Soldat, daneben ein Metallkasten, darauf ein Soldat mit Schlauch.

    Schwer zu sagen, was wichtiger ist, aber ohne Kraftstoff steht das Gefecht still. Mit diesen absetzbaren Tankcontainern (r.) kann sich die Kampftruppe auch selbst versorgen.

    Bundeswehr/Mario Bähr
von René Hinz

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