Heer
Amtshilfe nach der Flut

20 Stunden Geröll und Schlamm schaufeln

20 Stunden Geröll und Schlamm schaufeln

Datum:
Ort:
Augustdorf
Lesedauer:
3 MIN

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Über 100 Soldatinnen und Soldaten des Versorgungsbataillons 7 aus Unna haben in der vergangenen Woche nach dem verheerenden Hochwasser in Nordrhein-Westfalen Amtshilfe geleistet. Sie befragten Einwohner, um Lagebilder für die örtlichen Feuerwehren zu erstellen. Sie pumpten Keller leer und beseitigten Sperrmüll. Auch 30 Soldaten aus der in Augustdorf stationierten 2. Kompanie des Bataillons engagierten sich.

Eine Soldatin und zwei Soldaten im Kampfanzug stehen vor einem grünen Gabelstapler.

Im Hochwassereinsatz in Leverkusen und Hagen: Stabsunteroffizier Elisabeth Markowisch (v. unten n. oben), Oberleutnant Patrick Lipka und Stabsunteroffizier René Schwartz

Bundeswehr/Katharina Flor

Oberleutnant Patrick Lipka erhielt den Marschbefehl abends gegen 20 Uhr. Als verantwortlicher militärischer Führer greift der Bückeburger sofort zum Telefon und setzt sich mit dem Krisenstab in Leverkusen in Verbindung. Sein Ziel: erste Informationen zur Lage in der Stadt aufnehmen. In den frühen Morgenstunden ist der 27-jährige Offizier bereits auf den Weg an den Rhein. Gemeinsam mit den Einsatzleitern der Feuerwehr plant er die Aufträge für die bald eintreffenden Soldaten aus Unna und dem hessischen Stadtallendorf. Die Verstärkung in Flecktarn wird unverzüglich nach dem Eintreffen erste Arbeitsaufträge erhalten.

Bürger, Behörden und Soldaten

Auf einem Panzer hocken zwei Soldaten, ein Mann in Warnjacke reicht Süßigkeiten hoch.

Bürger, Soldaten und Behörden arbeiten Hand in Hand. Gemeinsam kämpfen sie gegen die Folgen des Hochwassers.

Bundeswehr/Katharina Flor

In kleinen Trupps geht es für die Soldaten zunächst in den Stadtteil Opladen. „Aufgrund der sich überschlagenden Ereignisse konnten mehrere Tausend Notrufe durch die Feuerwehren nicht abgearbeitet werden“, erklärt Lipka. „Daher war es zunächst sehr wichtig, ein Lagebild zu generieren.“ Stabsunteroffizier Elisabeth Markowitsch ist mit dabei, befragt Einwohner und führt Protokoll. Für die Hobbyboxerin aus Lage sind diese ersten Stunden nicht einfach. „Wir wollten helfen und mit anpacken“, erzählt die Zeitsoldatin. „Trotzdem war bereits diese Arbeit für die Behörden vor Ort sehr wichtig“, betont Lipka. Zielgerichtet konnten so die Hilfsmaßnahmen in Opladen koordiniert werden.

Kampf gegen Wasser und Müll

Ein Gabelstapler mit Schiebeschild räumt Schlamm beiseite.

Der Schlamm muss möglichst schnell, wie hier mit einem Feldumschlaggerät, beseitigt werden, ehe er völlig aushärtet

Bundeswehr/Katharina Flor

Auch die Soldaten des Versorgungsbataillons erhalten klare Aufträge. Ausgestattet mit Pumpen und Stromerzeugern machen sich die Teams daran, Kellerräume auszupumpen. „Zusätzlich haben wir den Bewohnern geholfen, Sperrmüll an die Straße zu stellen oder einfach beim Aufräumen geholfen“, erzählt Markowitsch. Die Situation vor Ort trifft viele Soldaten hart. „Wenn man sieht, dass diese Menschen mit Tränen in den Augen dort stehen, das berührt mich sehr“, gibt die gelernte Industriekauffrau zu. Im Schichtsystem arbeiten sich die Soldaten durch die Straßenzüge. Nach dem Einsatz in Opladen geht es weiter in den Stadtteil Schlebusch. Auch hier packen die Männer und Frauen um Oberleutnant Lipka mit an. „Wir haben alle unsere Aufträge erfüllen können“, zieht der junge Offizier ein positives Fazit.

Einsatz rund um die Uhr

Ein Soldat geht über ein Geröllfeld, das eine Straße bedeckt. Im Hintergrund stehen Häuser und ein Gabelstapler.

Stabsunteroffizier René Schwartz (r.) beim Hochwassereinsatz in Hagen. Gegen die Steinlawine in dieser Straße kann auch das Feldumschlaggerät mit seiner Räumschaufel nichts ausrichten, an anderer Stelle schon.

Bundeswehr/Katharina Flor

Auch für René Schwartz geht der Hochwassereinsatz dem Ende entgegen. Der 34-jährige Nachschubunteroffizier war vier Tage im Amtshilfeeinsatz in Hagen. Mit seinem Feldumschlaggerät (FUG) befreite er Straßen von Trümmern, Geröll und Schlamm. Hinter der militärischen Bezeichnung verbirgt sich ein fünf Meter langer Gabelstapler, der auch in freiem Gelände mit Allradantrieb einsetzbar ist. „Mit wenigen Handgriffen kann ein Räumschild montiert werden“, erklärt der Familienvater aus Delbrück. „Hier sieht es aus wie in einem Kriegsgebiet“, so beschreibt der erfahrene Soldat, der seit 2009 seinen Dienst in Augustdorf versieht, die Situation in Hagen. Bis zu zwanzig Stunden sind seine Kameraden im Dauereinsatz, um Straßen und Rettungswege freizuräumen.

Diese Belastung kennt auch der Verantwortliche Lipka. Nach rund 50 Stunden bekommt der Offizier erstmalig ein paar Stunden Schlaf. Rückblickend sind sich die Augustdorfer Helfer einig: „Der Einsatz hat sich gelohnt.“ Wann die nächsten Bundeswehreinheiten aus der Rommel-Kaserne ins Hochwassergebiet abrücken, bleibt abzuwarten. Verantwortlich für die Anforderung der Truppe sind die zivilen Krisenstäbe vor Ort. Patrick Lipka und seine Kameraden würden jederzeit wieder dort helfen, wo die Bundeswehr gebraucht wird. 

von Martin Waltemathe

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