15 Hindernisse für die Offizieranwärter in Eutin
15 Hindernisse für die Offizieranwärter in Eutin
- Datum:
- Ort:
- Eutin
- Lesedauer:
- 3 MIN
„Obergefreiter, gewinnen Sie den nächsten Sammelraum!“ Mit diesen Worten übernimmt einer der jungen Offizieranwärter der Panzergrenadierbrigade 41 das Kommando über die Gruppe und führt sie über die Hindernisbahn. Nur eine Station von vielen, die der Offiziernachwuchs der Brigade an drei Ausbildungstagen absolviert, um seine späteren Aufgaben als Ausbilder und Anführer kennenzulernen.
Die Zusammenziehung aller Fähnrichoffiziere, Offizieranwärter und Reserveoffizieranwärter aus der Brigade war in dieser Form ein Novum. Die jungen Offizieranwärter werden zukünftig nicht mehr in geschlossenen Offizieranwärterbataillonen ihre ersten Monate in der Bundeswehr verbringen, sondern sollen so schnell wie möglich in Kontakt zur echten Truppe kommen. Wie alle anderen Rekruten auch werden die Offizieranwärter nun wieder in den Verbänden ihrer jeweiligen Truppengattung ausgebildet. Damit kehrt die Bundeswehr zu einer lang bewährten Form der Offizierausbildung zurück.
Drei Ausbildungstage in Eutin beim Aufklärungsbataillon 6 dienen dieser Integration in die Truppe. Zudem sollen sich die dort schon länger dienenden Offiziere und die Offizieranwärter kennenlernen. Damit sollen alle Teilnehmenden auf einen gemeinsamen Wissensstand gebracht werden und erfahren, wie die Ausbildung der Offiziere von morgen künftig ablaufen wird. Den Auftakt der Veranstaltung gibt der Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 41 „Vorpommern“, Brigadegeneral Andreas Durst. Dabei erläutert er seinen Fähnrichoffizieren die kommenden Aufgaben bei der Ausbildung des Führernachwuchses. Sie sind in ihren Bataillonen die Verantwortlichen für die Ausbildung der künftigen Offiziere.
Bataillonskommandeur an der Spitze
Nach mehreren Diskussionen und Vorträgen geht es an die frische Luft. Jeder Soldat im Aufklärungsbataillon 6 „Holstein“ kennt die Boeselager-Hindernisbahn mit ihren 15 Hindernissen auf 3,5 Kilometern. So ist es auch für die Teilnehmenden der Zusammenziehung, altgediente Offiziere wie auch junge Anwärter, Pflichtprogramm, diese zu absolvieren. Die Strecke mit ihren körperlich anspruchsvollen Hindernissen sowie eingebauten Denksportaufgaben, bietet jedem die Möglichkeit, seinen Führungsanspruch unter Beweis zu stellen. Durst und der Bataillonskommandeur, Oberstleutnant Tobias Aust, zeigen dabei, was Führen von vorn und Führen mit Beispiel in der Praxis bedeuten. Der Bataillonskommandeur überwindet im ersten Durchgang alle Hindernisse an der Spitze, während der Brigadekommandeur durch eigenes Beispiel die folgenden Gruppen zu Höchstleistungen anspornt. Nach der Station Handgranatenwurf kämpfen sich die Soldaten über, unter und durch mehrere Hindernisse.
Gewässer überwinden, Verwundete versorgen
Den Höhepunkt der Bahn bildet das Gewässerhindernis. Im Frühjahr und Spätherbst bei den Soldaten des Bataillons ein eher ungeliebtes Hindernis, bringt es nun bei strahlendem Sonnenschein willkommene Abkühlung. Sie ist auch nötig, denn direkt im Anschluss gilt es beim Verwundetentransport die eigene körperliche Leistungsfähigkeit sowie Ruhe und Koordination zu vereinen. Denn nur unter Stress und körperlicher Erschöpfung können die jungen Soldaten einen realistischen Eindruck gewinnen, was es bedeutet, als militärischer Führer im Ernstfall in der Verantwortung zu stehen. Noch einmal gefordert wird der Führernachwuchs bei der letzten Station, dem Galonen-Rätsel. Bei dessen Lösung haben die älteren Soldaten gegenüber den jüngeren einen kleinen Vorteil, denn die Lösung kennen sie aus dem Film „Stirb langsam 3“ von 1995.
Entschärfen mal anders
Es geht darum, mithilfe eines Drei-Liter Kanisters einen Fünf-Liter Kanister mit exakt vier Litern Wasser zu befüllen, um so eine Mine zu entschärfen. Schaffen die Teilnehmer es in der vorgegebenen Zeit, begleitet der auf die Mine aufgefahrene Spähpanzer Fennek die Gruppe zurück zur Kaserne. Schafft die Gruppe es nicht, geht es zu Fuß weiter. Hier heißt es, auch in der simulierten Gefahrensituation, einen kühlen Kopf zu bewahren, um die eigenen Soldaten zu schützen. Der ernste Hintergrund dieses Rätsels wird vielen der Offizieranwärter erst klar, als es bei der falschen Lösung einen lauten Knall unter dem Spähwagen gibt. Ausgefallen bedeutet im tatsächlichen Einsatz eben nicht nur in der Konsequenz, dass man zu Fuß laufen muss, sondern dass das Wohl der anvertrauten Soldaten in höchster Gefahr schwebt.
Was den Offizierberuf ausmacht
Zum Abschluss geht es dann noch einmal ins Kasino des Aufklärungsbataillons 6. Durst spricht darüber, was den Offizierberuf ausmacht: Das Zusammenspiel aus geistigen und körperlichen Anforderungen, Führungsanspruch und die manchmal nötige Gelassenheit haben die Offizieranwärter zuvor bereits beim Überwinden der Hindernisbahn erlebt. Auch was es heißt, als militärischer Vorgesetzter von vorn und mit Beispiel zu führen, wird noch einmal in den folgenden Vorträgen vertieft. Den Abschluss der Veranstaltung bildet traditionell ein geselliger Abend. Hier können alle Teilnehmer ihren persönlichen Grundstein für den Aufbau eines starken Offizierkorps in der Panzergrenadierbrigade 41 legen.