Heer
Verlegung

1.314 Kilometer bis Pabrade in Litauen

1.314 Kilometer bis Pabrade in Litauen

Datum:
Ort:
Pabrade
Lesedauer:
5 MIN

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„Mit dem richtigen Mindset unserer Kraftfahrer und Beifahrer und mehr noch aller Besatzungen sind weite Anmarschwege für Personal und Material gar kein Problem.“ Major Sebastian F. hat seine Marscheinheit über sechs Tage und über 1.300 Kilometer von Deutschland nach Litauen geführt. Für die Übung Griffin Storm verlegen mehr als 1.100 Soldatinnen und Soldaten. Sie nutzen dabei alle denkbaren Verkehrswege über Land, Luft, Wasser und die Schiene. Das Ziel: in Pabrade einen schlagkräftigen Gefechtsverband bilden.

Schwere Fahrzeuge fahren im Gelände mit großer Staubfahne.

Zur Übung Griffin Storm verlegen 1.100 Soldatinnen und Soldaten und 350 Fahrzeuge nach Litauen. Dafür nutzen sie alle verfügbaren Transportwege. Am Ziel wartet auf sie ein Training des gemeinsamen Gefechts.

Bundeswehr/Heiko Müller

„Aufwuchs der Kräfte“ – lautet die Forderung aus dem Alarmspruch. Ausgelöst von der Panzergrenadierbrigade 41 erreicht dieser die einzelnen Bataillone in Deutschland. Ab jetzt beginnt für die Soldaten der enhanced Vigilance Activity Brigade (eVAenhanced Vigilance Activities) die Uhr zu ticken. Auch die Aufklärungskräfte rund um den Major sind mit dabei. „Dass uns der Alarmspruch erreicht, war abzusehen und doch wächst die Anspannung, wenn die Alarmierung dann tatsächlich eintrifft. Wir sind vorbereitet und die Fahrzeuge und Ausrüstung sind bereit für den Einsatz.“ Mit der Alarmierung bleiben den Soldaten so kurz vor Beginn der militärischen Operation ungefähr fünf Tage, um die letzten Feinabstimmungen für den Marsch zu treffen. Waffen und Munition sind bereits verpackt, die persönliche Ausrüstung wird bereitgelegt und vielleicht noch ein, zwei private Dinge abgeschlossen, bevor die Verlegung beginnt. Ungefähr drei Wochen Übung Griffin Storm liegen vor den Soldaten.

Der Plan steht, es geht los

Ein Soldat steht vor einem Geländefahrzeug, der Motorraum ist geöffnet und der Soldat prüft etwas.

Für die Aufklärungskräfte aus Eutin geht es per Landmarsch nach Litauen. In fünf Tagen fahren die Soldaten mehr als 1.300 Kilometer.

Bundeswehr/Heiko Müller

„Unsere Marscheinheit wird sich aus Soldaten und Fahrzeugen von verschiedenen Standorten mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammensetzen. Das bedeutet, dass wir unsere Kräfte hier in Deutschland erst noch zusammenführen. Aus einzelnen Marschpäckchen entsteht so eine große Marscheinheit, mit der wir dann letztendlich den Marsch nach Litauen beginnen“, erklärt der Chef.

Die militärischen Verlegungen in solchen Dimensionen sind natürlich weit vorher geplant, auf ihre Effektivität geprüft und mit allen Beteiligten abgestimmt. Das bereits in Rukla installierte Forward Command Element, ein vorgeschobener Gefechtsstand, ist genau dafür da. Für diese Verlegung nach Pabrade nutzt die eVAenhanced Vigilance Activities-Brigade alle vorstellbaren Verkehrswege: Über die Ostsee bis nach Klaipéda werden Gefechtsfahrzeuge, teils sogar mit Besatzungen, mit Fährschiffen verlegt. Ein Teil der sehr schweren Gefechtsfahrzeuge treten ihren Weg per Bahntransport, also auf der Schiene an. Besatzungen, die als erste, sehr schnell in Litauen sein müssen, sind in nur wenigen Stunden mit dem Flugzeug an ihrem Einsatzort.

Für die Aufklärer aus Eutin ist die nächste Station zunächst das in Mecklenburg-Vorpommern gelegene Torgelow. „Für Kräfte, die per Landmarsch verlegen, hat sich diese Variante sehr bewährt. Die kleinen Marschgruppen sammeln sich hier und verbinden sich zu großen Marscheinheiten, die dann, kurz vor der polnischen Grenze, ihre Mission starten“, beschreibt der Major.

Kilometer 0 – Marschbeginn

Soldaten stehen um ihren Chef herum und schreiben mit.

Der Marschbefehl klärt alle Einzelheiten für die militärische Verlegung. Für die Fahrt nach Litauen gilt er mehrere Tage.

Bundeswehr/Aufklärungsbataillon 6

20 Fahrzeuge sind aufgefahren und knapp 100 Soldaten versammeln sich am 16. Juni in Torgelow um den jungen Major und Kompaniechef. Aus kleinen Marschgruppen ist eine große Marscheinheit aufgewachsen. Der Marsch von Eutin nach Torgelow liegt da schon hinter den Eutiner Aufklären. In den vergangenen Stunden haben sie ihre Fahrzeuge nochmals gecheckt, gereinigt, vollgetankt und haben geschlafen. Dieses Prozedere wird sich für die Soldaten in den nächsten Tagen stetig wiederholen. Aber jetzt am Tag eins für die Landverlegung von Deutschland nach Litauen beginnt alles mit dem Marschbefehl. „,Marsch mit dem KfzKraftfahrzeug‘ hört sich im ersten Augenblick sehr einfach an, fordert aber die Soldaten ungemein. Für alle, aber besonders für Kraftfahrer und Beifahrer, bedeutet solch ein langer Marsch, der über mehrere Tage gehen wird, stundenlange Konzentration und enormes Wissen über die Fahrzeuge, die sie bedienen“, so der Chef. Denn eins müsse klar sein, so der Major kurz vor dem Befehl: Fallen Fahrzeuge aus, fehlen sie bei dem Auftrag in Litauen.

Kommandanten und Kraftfahrer sind hellwach und stehen dicht um den Chef versammelt. Straßenkarten, Verzeichnisse mit Decknamen und Funkfrequenzen, Übersichten der Fahrzeuge und unzählige Durchlaufzeiten, Kopplungspunkte, Koordinaten und Zeichenerklärungen sind vor ihnen ausgebreitet. „Disziplin und Ordnung sind Voraussetzung für den Erfolg einer solch großen Fahrzeugbewegung“, beschreibt der Offizier. Geschwindigkeiten, Abstände, Verhalten bei allen möglichen Situationen gibt der Chef seinen Fahrzeugbesatzungen vor. Konzentriert wird zugehört und mitgeschrieben. „Hat noch jemand Fragen?“, ruft der Chef und beendet die Befehlsausgabe. Alle treten zu ihren Fahrzeugen weg.

Deutschland – Polen – Litauen

Eine Marschkolonne auf einer litauischen Landstraße

Mit spezieller Satellitentechnik sind die Marschbewegungen der Soldaten jederzeit und in Echtzeit nachvollziehbar

Bundeswehr/Aufklärungsbataillon 6

Es ist der 16. Juni, um 8 Uhr rollt die Marscheinheit über die Panzerringstraße von Torgelow in Richtung Autobahn. Durchlaufzeiten, also bestimmte Uhrzeiten, an denen die Marschkolonne einen bestimmten Punkt, beispielsweise eine Autobahnauffahrt, zu passieren hat, bestimmen ab sofort das Denken des Chefs. Nach diesen Zeiten sind etwa Grenzübertritte oder auch Marschbegleitung mit wechselnden Begleitfahrzeugen der Marschsicherung, der Polizei oder auch der Feldjäger geplant. „Unser erster wichtiger Punkt ist der Grenzübertritt von Deutschland nach Polen. Hier wechseln wir von deutscher auf polnische Begleitung. Mit neuem, extra für Polen erstelltem Marschkredit (Genehmigung) begleiten uns ab der Grenze die polnischen Militärfahrzeuge“, so der Major. Der erste Tag endet für die Soldaten in einer militärischen Liegenschaft nahe Posen, gut 200 Kilometer hinter der deutsch-polnischen Grenze. Bis dahin betrug die Geschwindigkeit der Marschkolonne je nach Umgebung zwischen 40 und 60 Kilometer pro Stunde.

„Der Marsch ist etwas Besonderes. Zum einen verlegen wir strategisch, also mit dem Auftrag in das Gefecht zu gehen. Aber wir machen das im zivilen Umfeld unserer Partnerstaaten und bewegen uns im ganz normalen Straßenverkehr“, so der Chef. Über mehrere Tage rollt die Kolonne vorbei an Warschau durch Polen bis an die litauische Grenze und schließlich in das Feldlager in Pabrade. Das Forward Command Element und die Brigadeführung hatten dabei stets ein Auge auf die Marscheinheit. „Mit spezieller Satellitentechnik waren wir stets und in Echtzeit verbunden. Mit der aktuellen Echtzeitverfolgung war es zu jederzeit möglich, auf Lageänderungen zu reagieren.“

Nach fünf Tagen und mehr als 1.300 Kilometern rollt die Marscheinheit, ohne einen Ausfall, auf den Übungsplatz im litauischen Pabrade. Für den Chef keine Selbstverständlichkeit: „Unserer Kraftfahrer wissen, worauf es ankommt. Disziplin und Fachwissen machen solche Märsche über so weite Distanzen erst möglich. Mit dem richtigen Mindset, also der persönlichen Einstellung jedes Einzelnen, erreicht die Truppe jeden erdenkbaren Einsatzort und ist sofort einsatzbereit.“ 

Der Weg nach Litauen

  • Mehrere Panzer stehen auf Bahnwaggons, davor Bahnarbeiter in orangefarbener Kleidung und Soldaten.

    Die Schützenpanzer Marder verlegen per Bahntransport nach Litauen

    Bundeswehr/Heiko Müller
  • Ein Soldat in weißem Schutzanzug besprüht einen Transportpanzer Fuchs mit Desinfektionslösung.

    Die Tierseuchenprophylaxe ist Vorschrift. So wird die Übertragung von ansteckenden Tierkrankheiten über Landesgrenzen verhindert.

    Bundeswehr/Aufklärungsbataillon 6
  • Kampfpanzer stehen im Hafengelände

    Im Hafen von Klaipéda stehen die Kampfpanzer Leopard, sie kamen per Fähre nach Litauen

    Bundeswehr/Heiko Müller
  • Ein Bergepanzer steht auf einem Tieflader.

    Manche Fahrzeuge, wie hier ein Bergepanzer, müssen mit dem Schwerlasttransporter verlegt werden

    Bundeswehr/Heiko Müller
von René Hinz

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Gefechtsbereit

Übung Griffin Storm: Eine Brigade stärkt Litauen

Deutschland zeigt: Wir sind bereit, kampfstarke Soldatinnen und Soldaten und ihre Gefechtsfahrzeuge schnell an die Ostflanke zu bringen.

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