Heer
Interview mit zwei Offizieren

„Wir reden nicht nur über Europa, wir leben es“

„Wir reden nicht nur über Europa, wir leben es“

Datum:
Ort:
Stadtallendorf
Lesedauer:
3 MIN

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Major Nick L. und Major Jan K. sind beide als Stabsoffiziere im Bereich Militärisches Nachrichtenwesen in der G2-Abteilung der Division Schnelle Kräfte (DSKDivision Schnelle Kräfte) eingesetzt. Die meist geöffneten Bürotüren des 44-Jährigen und des 38-Jährigen liegen direkt gegenüber. Wie sich die beiden Offiziere ergänzen und warum sie gemeinsam stärker sind, darüber sprechen sie im Interview.

Zwei Soldaten in zwei verschiedenen Flecktarn-Uniformen stehen in einem langen Gang an Türen, die sich gegenüberliegen.

Major Nick L. (l.) und Major Jan K. sind beide als Stabsoffiziere im Bereich Militärisches Nachrichtenwesen in der G2-Abteilung der DSKDivision Schnelle Kräfte eingesetzt

Bundeswehr/Gregor Weber

L. stammt aus der niederländischen 11. Luchtmobielen Brigade und war in seiner knapp 20-jährigen Dienstzeit als Fallschirmjäger mehrfach im Auslandseinsatz, unter anderem im Irak und in Afghanistan. Seit zwei Jahren ist er als einer von zwölf niederländischen Soldaten im Stab der DSKDivision Schnelle Kräfte in Stadtallendorf stationiert. K. ist seit 19 Jahren Soldat. Der gelernte Aufklärungsoffizier begann seine Karriere als Freiwillig Wehrdienstleistender im Fallschirmjägerbataillon 263. Auch er hat Einsatzerfahrung in Afghanistan.

Sie arbeiten seit einem Jahr in der G2-Abteilung eng zusammen. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Unterschiede zwischen den niederländischen Streitkräften und der Bundeswehr?

L.: Generell sind die organisatorischen Strukturen in Deutschland und den Niederlanden vergleichbar. Der maßgebliche Unterschied besteht lediglich darin, dass wir in den Niederlanden auf Grund der Größe unserer Streitkräfte keine Divisionsebene haben. Auf dieser höchsten taktischen Ebene zu arbeiten, hat mir viele wertvolle Erfahrungen ermöglicht. Die Stabsarbeit in der DSKDivision Schnelle Kräfte ist qualitativ sehr hochwertig. In den Niederlanden und insbesondere in der 11. Brigade kennen wir uns alle untereinander, dadurch sind unsere Dienstwege innerhalb der Brigade kürzer und direkter. Die Herausforderung ist es nun in der G2-Abteilung das Beste aus beiden Ländern zu vereinen.

K.: Die niederländischen Kameraden sind sehr eng vernetzt, das schafft sehr kurze Wege. Außerdem haben sie eine sehr gute Fehlerkultur, Probleme werden offen angesprochen.

Gibt es Unterschiede in der Ausbildung?

K.: Ein Unterschied bei den niederländischen Kameraden ist, dass sie sehr lange in ihren fachlichen Verwendungen Kompetenz aufbauen können. In der Bundeswehr haben wir über unsere größere Verwendungsbreite eher Kompetenzen auf verschiedenen Gebieten. Wir ergänzen uns also bestens.

L.: Was uns vereint, ist auf jeden Fall die Auftragstaktik.

Ein Soldat sitzt vor einer großen Tafel, ein anderer steht daneben und zeigt auf die Tafel, beide lächeln.

Major Jan K. (l.) und Major Nick L. verstehen sich wunderbar und sehen viele Vorteile in der multinationalen Zusammenarbeit

Bundeswehr/Gregor Weber

Welche Sprache benutzen Sie bei Ihrer täglichen Arbeit?

L.: Untereinander sprechen wir Deutsch, kombiniert mit einzelnen englischen Wörtern, sofern mir die deutsche Vokabel nicht einfällt. Ich habe sechs Jahre Deutsch in der Schule gelernt und vor meiner Verwendung hier einen Auffrischungskurs besucht.

K.: Ich kann nicht ein Wort Niederländisch (schmunzelt). Die niederländischen Kameraden sprechen alle hervorragendes Deutsch.

Gibt es aus Ihrer Sicht Vorteile der multinationalen Zusammenarbeit, die über die persönliche Ebene hinausgehen?

L.: Auf jeden Fall – wir arbeiten fast ausschließlich gemeinsam. Einzelne Übungen, wie zum Beispiel die militärische Evakuierungsoperation Schneller Adler, fanden in der Vergangenheit nur auf nationaler Ebene statt. Hier haben wir jedoch ebenfalls gemerkt, dass wir gemeinsam stärker sind und der multinationale Ansatz wertvolle Möglichkeiten zur Ergänzung der Fähigkeiten bietet. Wir üben diese Operationen nun ebenfalls gemeinsam. Zusammen sind wir einfach leistungsstärker als jeder für sich allein.

Seit Anfang Juli 2020 hat Deutschland die Europäische Ratspräsidentschaft übernommen. Zudem stellt die DSKDivision Schnelle Kräfte für die zweite Jahreshälfte den Kern der EUEuropäische Union-Battlegroup. Was bedeutet dieser besondere Auftrag für Sie?

K.: Gerade in der Vorbereitung auf den Einsatz als European Battlegroup fühle ich mich sehr als europäischer Bürger. Wir arbeiten nicht nur mit unseren niederländischen Kameraden, sondern auch mit Iren, Finnen, Österreichern, Tschechen, Kroaten, Schweden und Letten zusammen. Wer ein Stück Europa erleben will, muss nur zu uns nach Stadtallendorf kommen.

L.: Wir reden nicht nur über Europa, wir leben es.

von Björn Lenz

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