„Geht nicht, gibt es nicht“
„Geht nicht, gibt es nicht“
- Datum:
- Ort:
- Bad Reichenhall
- Lesedauer:
- 3 MIN
Amtshilfeeinsätze, Reserve schaffen, Weiterbildungen, aber auch Einsatzvorbereitungen bestimmen den Dienstalltag in der Gebirgsjägerbrigade 23. Die Angehörigen der Gebirgsjägerbataillone 232 aus Bischofswiesen und 231 aus Bad Reichenhall sind während der Corona-Pandemie kreativ und professionell bei der Erfüllung ihrer Aufträge.
„Im Oktober werden die Reichenhaller Jager und im darauffolgenden März die Struber Jager aus Bischofswiesen in den Auslandseinsatz nach Mali gehen. Homeoffice, Grundausbildung und eben die Vorbereitungen der beiden Bataillone auf Afrika bestimmen zurzeit das Handeln“, heißt es aus der Brigadeführung im bayerischen Bad Reichenhall.
Erstausbildung im Homeoffice
„Okay, hergehört: In der kommenden Woche steht die Erstausbildung Spähtrupp an. Zunächst absolvieren wir eine Beobachtungsausbildung bei Tag und Nacht, dann setzen wir bis zum nächsten Morgen in zwei Gruppen einen Spähtrupp auf die dargestellte Funkrelaisstellung im Kirchholz an. Ich stelle mir vor …“ Hört sich an wie der Beginn einer ganz normalen Gefechtsausbildung, ist aber der Einstieg in die kreative Homeoffice-Ausarbeitung für Mannschaften und Unteroffiziere in der 3. Kompanie des Gebirgsjägerbataillons 231 in Bad Reichenhall.
„Geht nicht, gibt es nicht. Denn die Situation ist und war real. Es mussten wegen der Coronakrise Lösungen gefunden werden, weil es schlichtweg alternativlos war“, sagt der Zugführer der 3. Kompanie. Das Ausbildungsthema Spähtrupp vermittelt er über Fragebögen und Telefonate im Homeoffice an seine Soldaten. „Mitgearbeitet von zu Hause aus wurde immer. Auffällig war, dass sich niemand über diese Form des Lernens beschwerte, niemand die Termine zur Abgabe der ‚Hausaufgaben‘ verpasste und die meisten auch ohne Grundsatzunterricht und Vorausbildungen mit der doch sehr anspruchsvollen Thematik gut umgehen konnten.“ Es habe funktioniert. Manche Soldaten hätten sogar die Möglichkeit wahrgenommen, per Telefon nachzufragen und sich mit wichtigen Einzelthemen auseinanderzusetzen.
Im Resümee erklärt der Zugführer, entbehre jedoch das rein virtuelle Erleben aller körperlichen und nachhaltig stimulierenden Lerneffekte. Es könne insbesondere bei den Gebirgsjägern auch nur ein zeitweiliges Behelfskonstrukt sein. Wenn die Bedingungen aber so seien, dann würden die Gebirgsjäger das Beste daraus machen, indem sie jede Minute, sei es auch nur virtuell, zur Ausbildung nutzen.
Sonderprogramm für Rekruten
Homeoffice kann kurzfristig unterstützen und theoretische Grundlagen vermitteln, das erlebten auch die Rekruten in Bischofswiesen. Ihre Ausbildung begann im April. Die Wissensinhalte konnten die Rekruten über ein Portal der Bundeswehr digital abrufen. Aber das Aushalten realer Belastungen fehlt der Kern des Soldatenberufs. Seit dem 2. Juni absolvieren die jungen Frauen und Männer nun den praktischen Teil ihrer Grundausbildung im Gebirgsjägerbataillon 232. Sie wurde auf sechs Wochen – inklusive Wochenenden – komprimiert. Somit sinkt die Gefahr der Ansteckung durch die geringere Zahl von Pendelfahrten zu den Wohnorten.
„Die Wiederaufnahme des normalen Ausbildungsbetriebs ist eine Aufgabe, die alle Angehörigen des Bataillons fordert. Unter den besonderen Bedingungen des Kasernenlebens wären wir von einer Infektion besonders betroffen, daher müssen wir aufmerksam bleiben und im Betrieb noch weiter dazulernen und feststellen, wo wir weitere Maßnahmen ergreifen müssen“, beschreibt Oberstleutnant Martin Sonnenberger, der Kommandeur des Gebirgsjägerbataillons 232, die Lage.
Nichts ersetzt die Ausbildung im Gelände
Natürlich ersetzt die Arbeit von zu Hause aus nicht die praktische Ausbildung. Das Gebirgsjägerbataillon 232 übte daher für zwei Wochen auf den Truppenübungsplatz im fränkischen Wildflecken. Im Mittelpunkt stand die Schießausbildung der Soldaten, das Startzeichen für die Einsatzvorbereitung der Struber Jager.
Im Vorgriff auf den Auslandseinsatz stellten die Soldaten als Kampfgemeinschaft ihre Gefechtstauglichkeit unter Beweis. An der 15-tägigen Ausbildung auf dem Truppenübungsplatz nahmen statt der geplanten 800 Angehörigen nur die für den MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali-Einsatz im afrikanischen Mali vorgesehenen Soldaten teil. Grundlage des Hygienekonzeptes war dabei die Bildung von Ausbildungsgruppen, die streng getrennt voneinander auch unter Nutzung der Wochenenden, auf dem Truppenübungsplatz ohne externe Unterstützung trainierten.
In einem nächsten Schritt wird das Gebirgsjägerbataillon 231 im Juli die abschließende Einsatzausbildung im Gefechtsübungszentrum Heer in der Letzlinger Heide absolvieren. Hier wird Ausbildung mit Soldaten anderer Organisationsbereiche, die auch in der Objektschutzkompanie dienen, für den Einsatz stattfinden. Alle rund 250 beteiligten Soldaten werden zuvor in eine zweiwöchige Quarantäne gehen.